Das Prinzchen leistet Widerstand

Das Prinzchen ist seit eh und je ein ausgesprochen pflegeleichtes Kind, das uns äusserst selten Kummer bereitet. Zwar ist er ein kleiner Sturkopf, aber da sich seine Sturheit selten gegen Familienmitglieder richtet, ist das nicht weiter schlimm. 

Jetzt aber hat er angefangen, auf einem Gebiet Widerstand zu leisten, auf dem ich keinen Widerstand dulde: Er will Asterix und Obelix nicht mögen, ja, er weigert sich rundheraus, mir zuliebe wenigstens einen Band zu lesen, um zu sehen, ob er den beiden Galliern nicht vielleicht doch etwas abgewinnen könnte. „Ich lese nur Tim und Struppi und sonst keine Comics“, beharrt er und es hilft nichts, dass der FeuerwehrRitterRömerPirat und ich ihm eine witzige Episode nach der anderen erzählen. Er will nicht, der kleine Prinz, und wenn er nicht will, dann ist er ähnlich stur wie Miraculix, wenn Obelix ihn um eine Portion Zaubertrank anbettelt. 

Aber warum, in aller Welt, muss das Kind unbedingt Asterix lesen? Na, warum wohl? Weil er ohne Kenntnis der ersten dreissig Bände auf die Idee kommen könnte, seine Mutter sei reif für die Klapsmühle, wenn sie am frühen Morgen schlaftrunken in die Küche geschlurft kommt und fragt: „Schalut schuschammen. Gibtsch hier wasch schu Trinken?“

Kantine, meine Vrouw

Zuerst haben sie tagelang über meinen „Haarschnitt“ – der letzte Coiffeurbesuch liegt eine Weile zurück – gespottet, haben spitze Bemerkungen über meine grauen Haare gemacht und schliesslich, als ich einfach nicht reagieren wollte, frech behauptet, ich hätte einen Vokuhila. Das hat mein in Schönheitsangelegenheiten ohnehin nicht ganz stabiles Selbstbewusstsein natürlich gehörig erschüttert, aber wenn ich keine Lust auf eine neue Frisur habe, kann ich ziemlich störrisch sein. Also wies ich meine Liebsten auf unser Budget hin, das derzeit nicht gerade erfreut wäre über Coiffeurbesuche und hoffte, damit sei die Diskussion beendet.

Blöd nur, dass „Meiner“ die Zeiten, als er mir regelmässig die Haare schnitt und färbte, nicht vergessen hat; noch blöder, dass unsere Kinder die Vorstellung, wie Papa die Mama verschönert, ziemlich romantisch finden. Also fingen sie an, mich Abend für Abend zu bedrängen: „Lass dir jetzt endlich von Papa die Haare schneiden. Du weisst doch, er macht das ganz toll.“ Doch ich wollte nicht, denn offen gestanden fürchte ich mich ein wenig vor meiner Coiffeuse. Okay, sie ist die netteste Coiffeuse, die ich je hatte, aber genau darum will ich sie nicht enttäuschen, indem ich ihr in der Migros mit einer neuen Frisur, an der sie nicht gearbeitet hat, über den Weg laufe. Wie sollte sie mir da noch glauben, dass sie die Einzige ist, die ich an meine Haare lasse? Sie wäre zu Recht eingeschnappt und würde sich bei meinem nächsten Besuch – den ich für November oder Dezember vorgesehen habe – mit einem fürchterlichen Haarschnitt für meine Treulosigkeit rächen. 

Natürlich sagte ich meiner Familie nichts von meiner Angst und das war wohl ein Fehler, denn so konnten sie nicht begreifen, wie ernst es mir mit meinem Nein war und zerrten mich heute Nachmittag vor das Regal mit den Haarfärbemitteln. „Welche Farbe willst du?“, fragten „Meiner“ und Karlsson. „Gar keine“, sagte ich störrisch, doch sie taten, als hätten sie nichts gehört und hielten mir eine Packung nach der anderen vor die Nase, eine Farbe hässlicher als die andere. Was anderes hätte ich da tun sollen, als die Flucht nach vorn zu ergreifen, in der Hoffnung, sie dermassen zu erschrecken, dass sie von mir ablassen würden? „Wenn schon Haare färben, dann orange“, sagte ich und um dem Ganzen noch eins aufzusetzen, fügte ich hinzu: „Orange und dann richtig kurz schneiden, vielleicht sogar mit Stirnfransen.“ Das sagte ich natürlich nur, weil ich mich damit auf der sicheren Seite wähnte, denn erstens hatte es im Regal keine orange Haartönung und zweitens hatten meine Liebsten mich ja jetzt seit Wochen nicht mehr ernst genommen, also würden sie nicht ausgerechnet jetzt auf mich hören.

Ach, was bin ich doch für ein unendlich naives Stück Mensch. „Meiner“ und Karlsson liessen das Prinzchen und mich stehen, rannten in den nächsten Laden – angeblich, um dort aufs WC zu gehen – und kehrten mit einer Haartönung in knalligem Orange zurück. Ja, und dann kam es, wie es früher oder später kommen musste: „Meiner“ schnitt mir genau die Frisur, die ich ihm angedroht hatte, und jetzt sehe ich ziemlich genau so aus:

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Also ja, natürlich nicht blond, sondern orange und mit Brille. Und wer nicht weiss, wer diese Frau ist: Unbedingt „Asterix bei den Belgiern“ lesen. 

 

 

 

Schreiben (und putzen) nach dem Faulus-Prinzip

In letzter Zeit werde ich wieder vermehrt gefragt, wie ich es denn fertigbringe, neben Familie, Job, Haushalt, Haustieren und Garten auch noch zu bloggen. Nun, seitdem ich wieder selber putze und dies auch vermehrt wieder alleine tue, ist es ganz einfach: Ich halte mich strikte an das Faulus-Prinzip. Ihr wisst schon: „Nun, ich hab‘ die erste Hälfte der ersten Platte fertig. Ich verschnauf‘ ein wenig, dann feg‘ ich die zweite Hälfte der ersten…Ich verschnauf‘ ein wenig, dann kommt die erste Hälfte der zweiten…ich versch…“

Oder konkret in meinem Fall: Ich fege einen halben Fussboden, dann tippe ich ein paar Sätze, die mir beim Fegen in den Sinn gekommen sind, dann fege ich die zweite Hälfte des Fussbodens, ich schreib‘ wieder ein wenig, ich putze den Spiegel, die Toilette und die halbe Badewanne, dann schreibe ich wieder… und so weiter, bis die Wohnung sauber und der Blogpost fertig ist. Glaubt mir, nie produziert mein Gehirn mehr Sätze, als wenn ich mit Staubsauger, Lappen & Co. durch die Wohnung renne. Und wenn ich an einem Tag besonders ausgefeilte oder besonders viele Posts veröffentliche, könnt ihr sicher sein, dass bei Vendittis zu Hause alles blitzblank geputzt ist. Ein voller Erfolg also, dieses Faulus-Prinzip. Ich empfehle es jedem, der sich über zu viel Dreck oder zu wenig Produktivität beim Schreiben beklagt. 

Und sollte jemand jetzt überhaupt nicht verstehen, wovon ich schreibe, empfehle ich ihm ganz dringend die Lektüre von „Asterix und der Arvernerschild“. 

Schalut schuschammen!

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Tut mir Leid, ich kann da nicht weiterhelfen

Seit längerer Zeit habe ich mich nicht mehr damit befasst, was Leser bei mir zu finden hoffen. Weil mir jedoch in den vergangenen Tagen eine Suchanfrage immer wieder ins Auge gestochen ist, habe ich das Gefühl, klarstellen zu müssen, wo ich nicht weiterhelfen kann.

Die Suchanfrage, die mich nachdenklich gestimmt hat, lautete folgendermassen: „Wie mache ich meinen Chef von mir abhängig?“ Zwei Dinge finde ich daran äusserst beunruhigend, nämlich 1. Was für eine Art Mensch bist du, wenn du deinen Chef von dir abhängig machen willst? Ich meine, ist das wirklich erstrebenswert, einen Menschen zu haben, der dauernd hinter dir her hechelt, weil er sich ohne deine Hilfe nicht mehr zurechtfindet? Was, wenn der Schuss nach hinten losgeht, und der Chef  nicht mehr ohne dich entscheiden kann, welche Krawatte er anziehen soll, was am Abend auf den Tisch kommt und was er seine Schwiegermama zum Muttertag schenken könnte? 2. finde ich es äusserst bedenklich, dass der Hilfesuchende ausgerechnet bei mir gelandet ist. Wenn man bei mir eines lernen kann, dann dies, wie man einen Chef davon überzeugen kann, dass es auch ohne dich geht. Ich könnte dir sagen, zu welchem Zeitpunkt du ein Kind bekommen solltest, damit deine Stelle schmerzlos wegrationiert werden kann, ich kann dir beibringen, wie du erfolgreich an deinem Chef vorbeiredest und eine Mauer aus Missverständnissen aufbaust. Aber damit wirst du kaum erreichen, dass der Kerl von dir abhängig wird, also frag mich bitte nicht mehr danach, okay?

Auch auf die Frage „Wie kann man so verantwortungslos sein mit Tieren?“ weiss ich leider keine Antwort, obschon ich schon mein halbes Leben danach suche. Ich kann dir höchstens sagen, wie ich selber mit der Problematik umzugehen versuche: Kein Fleisch essen, für die Familie nur Fleisch aus anständiger Herkunft zubereiten, Haustiere möglichst artgerecht halten, nach Möglichkeiten suchen, wie der Garten zum Lebensraum für Kleinlebewesen werden kann und den Kindern beibringen, dass Tiere wertvolle Geschöpfe sind, die es verdient haben, mit Sorgfalt und Liebe behandelt zu werden. Mehr kann ich leider nicht tun, aber glaub mir, sobald ich herausgefunden habe, wie man die Verantwortungslosigkeit gegenüber Tieren stoppt, werde ich meine Erkenntnisse mit dir teilen. Versprochen.

Leider muss ich auch euch enttäuschen, die ihr bei mir Hilfe zum Ämtliplan sucht. Ich weiss, euer Bedürfnis, mehr Ordnung in die Erledigung von Haushaltpflichten zu bringen, ist gross, aber da seid ihr bei mir eindeutig an der falschen Adresse. Klar, ich habe auch schon Ämtlipläne erstellt, von daher könnte ich euch zumindest in gestalterischer Hinsicht ein paar Tipps geben, aber meist liegt das Problem ja in der Umsetzung, nicht in der Gestaltung. Und bei der Umsetzung hapert’s bei mir wohl noch mehr als bei euch.

Auch in anderen von euch gesuchten Bereichen – von der Nuggi-Entwöhnung über das Moderieren von Gottesdiensten bis hin zu „Magen Darm 2013“ – bin ich schlicht zu wenig qualifiziert, um euch weiterzuhelfen. Vielleicht könnte ich euch den einen oder anderen Hinweis zum erfolgreichen Scheitern mit auf den Weg geben, mehr aber leider nicht. In einem einzigen von euch gesuchten Bereich bin ich ein wahrer Experte: Bei „Majestix ich fühle mich so müde“ bin ich kaum zu übertreffen. Nicht nur, weil ich die alten – und nur diese, auf die Neuen pfeife ich – Asterix-Bände in- und auswendig kenne, sondern vor allem, weil ich im Fach Müdesein Majestix, den Chef, locker übertreffe.

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Jellowsubmarine, bring mir den Vorrat!

Der Fisch ist Schuld, da bin ich mir ganz sicher. Nun ja, so ganz sicher vielleicht doch nicht, aber ich will einfach nicht wahrhaben, dass ich mir schon wieder einen Magen-Darm-Käfer zugezogen habe. Also muss eben dieser blöde Fisch, den ich gestern auf Ahnenforschungstour in der Westschweiz zum Mittagessen serviert bekam, als Sündenbock herhalten. Und es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass er es war, der diese elenden Bauchkrämpfe ausgelöst hat.

Nur schon die Tatsache, dass man mir die Wahl zwischen Fleisch und Fisch anbot, als ich vegetarisch verlangte, hätte mich misstrauisch stimmen sollen. Aber mit leerem Magen und einem Kopf voller Urahnen auf Französisch zu diskutieren, ob Fisch Fleisch ist oder nicht, war mir dann doch etwas zu dumm und so nahm ich eben den Fisch. Als man ihn mir dann vorsetzte, kaum hatte man den Salatteller vor mich hingeknallt, hätte mir dämmern müssen, dass der Kerl den Kochtopf wohl schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hatte und die letzten Stunden in irgend einem Warmhaltebehälter verbracht. Aber eben, ich war hungrig und es warteten noch ein paar weitere Urahnen darauf, erforscht zu werden.

Also schlang ich den Fisch mit Todesverachtung herunter, bis zu jenem Bissen, der wohl nicht nur die Pfanne, sondern auch das Meer schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Dieser eine Bissen war eben der berühmte Bissen zuviel und so brachte ich aus dem Land meiner Urahnen eine zünftige Magenverstimmung mit, die dazu führte, dass heute „Meiner“ so tun musste als sei er vollkommen fit, damit ich mich ungestört den Nachwehen meines „vegetarischen“ Mittagessens widmen konnte.

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Schräg

Der Nicht-Vegetarier schneidet voller Abscheu das Wildschweinfleisch in Stücke und behauptet allen Ernstes, so etwas könne er nicht essen, obschon er dies schon mehrmals mit Genuss getan hat.

Der Vegetarierin rührt mit Leidenschaft im Wildschwein-Gulasch. Allerdings erst, nachdem sie den anfänglichen Ekel überwunden hat.

Die Katze frisst den Käse. Der Kater spielt Klavier.

Das dritte Kind nimmt es schweigend hin, dass Mama und Papa vergessen, ihn zur Geburtstagsparty seinen Freundes zu bringen und als Mama ihn fragt, weshalb er sie denn nicht daran erinnert hätte, meint er „Ich hab‘ ja schon daran gedacht, aber warum hast du mir nicht gesagt, dass du es vergessen hast? Wenn ich gewusst hätte, dass du es vergessen hast, dann hätte ich dich daran erinnert.“

Die Tochter macht sich am Schienbein weh, weshalb sie nicht helfen kann, den Tisch abzuräumen. Dafür aber kann sie mit der Katze durch die Wohnung rasen. Dazu braucht man die Beine ja nicht. 

Der Jüngste will wissen, ob ein Töpfchen das Gleiche sei wie ein Katzenklo. Und ist enttäuscht, als die Mama erklärt, dass es da ziemlich viele Unterschiede gibt.

Der Älteste bügelt Mamas Kleid, Papas Hose und seine eigenen Hemden. Vollkommen freiwillig. Weil es „so schön ist, gebügelte Kleider zu tragen“.

Der Zweitjüngste heult aus Leibeskräften „Nein, ich bin nicht schlecht gelaunt. Ich bin ganz zufrieden!“

Mein Idol würde sagen „Die spinnen, die Vendittis.“

 

Wir bleiben dran

Manchmal, wenn das Prinzchen noch ein Schlaflied hören will oder wenn der Zoowärter noch ein Buch erzählt bekommen möchte, findet „Meiner“, es sei doch jetzt genug, ich hätte genug gesungen, genug erzählt. Und ein Stück weit hat er ja Recht: In den vergangenen zehn Jahren habe ich tatsächlich sehr viel Zeit mit singen und erzählen verbracht. Anfangs war „Meiner“, der ohne Schlaflieder und Gutenachtgeschichten gross werden musste, ganz entzückt darüber, doch natürlich ist inzwischen der Zauber von „Schlaf mein Kind, ich wieg‘ dich leise“ und „Michel aus Lönneberga“ ein wenig verflogen. Er hat sich das Zeug ja unzählige Male anhören müssen.

Was „Meiner“ aber nicht bedenkt und was auch ich mir immer wieder in Erinnerung rufen muss: Der Zoowärter und das Prinzchen haben zusammen wohl nicht die Hälfte der Geschichten gehört, die Karlsson alleine erzählt bekommen hat. Zwar habe ich mich in den vergangenen Jahren schon mehrmals beinahe heiser gesungen, aber wie oft waren die zwei Jüngsten die Zuhörer? Die drei Grossen und ich kennen die dicken Schinken im Bücherregal in- und auswendig, aber die beiden Kleinen haben noch nicht mal das erste Kapitel von „Winnie the Pooh“ gehört. Ja, sie haben noch nicht mal das Buch, das ihre eigene Mama geschrieben hat, erzählt bekommen.

Also singe und erzähle ich weiter und glaubt mir, die Sache wird nie langweilig. Denn auch wenn die Geschichten und Lieder noch immer die Gleichen sind, die Kinder, die zuhören sind es nicht. Und so erfahre ich immer wieder verblüffende Dinge, die ich nie zuvor beachtet hatte. Zum Beispiel weiss ich erst seit einigen Tagen, dass man die allabendliche Angst los wird, indem man Asterix und Obelix aus dem Heft nimmt. Ich habe ja stets geglaubt, die zwei seien nur gezeichnet, aber die kommen tatsächlich ins Kinderzimmer und vertreiben mit ihren übermenschlichen Kräften alles, was einen das Fürchten lehren will. Sagt der Zoowärter und der wird’s wohl wissen, denn eingehender als er hat noch keiner bei uns die gesammelten Abenteuer der beiden Gallier studiert, bevor er des Lesens mächtig war. 

 

Dass iss gefährlich! Aber schööön!

Nun ja, vielleicht sind meine Gärtnermethoden etwas unorthodox. Ein wahrer Gartenfreund würde wohl kaum mit spitzen Fingern die Steine aus dem Boden klauben und jedes Mal laut kreischen, wenn eine Schnecke zum Vorschein kommt. Er würde wohl auch keine Kornblumen in Töpfe säen. Und schon gar nicht würde er bei warmem Frühlingsregen 480 Liter Universalerde mit nackten Füssen auf dem Boden verteilen. Macht man einfach nicht. Ein echter Gärtner nimmt dazu einen Rechen oder sonst ein nützliches Gerät, das in der Gartenzeitschrift angepriesen wird. Aber wozu braucht man einen Rechen, wenn man doch beim Wühlen in der weichen frischen Erde so viel Entspannung haben kann?  Entspannung bei der Arbeit. Was will man mehr? Und danach sieht der Garten erst noch wunderbar aus. Und weil die Erde nicht für den ganzen Garten gereicht hat, gibt’s morgen gleich noch einmal Wellness für die Füsse. Ich kann’s kaum erwarten.

Es verderbe mir jetzt bloss keiner den Spass und ermahne mich, ich solle mich nicht wundern, wenn ich mir eine Lungenentzündung hole. Mit nackten Füssen in der kühlen Erde zu wühlen sei gefährlich. Bei derartigen Gefahren halte ich mich an mein grosses Vorbild Obelix: „Dass iss gefährlich! Hicks! Aber schööön!“ (Okay, auf das „Hicks“ verzichte ich lieber. Mama und Besäufnis, das passt in meinen Augen nicht zusammen. Also vielleicht doch kein so grosses Vorbild, dieser Obelix…)

Ach, Pooh Bär!

So schnell werde ich kein Stossgebet mehr gen Himmel schicken, wenn ich nicht weiss, worüber ich bloggen soll. Kaum hatte ich fertig geklönt, stellte ich mit Schrecken fest, dass der Schlüssel zur Vorratskammer weg war. Nicht einfach weg im Sinne von auf dem Fussboden liegend, sondern wirklich weg. Und niemand war Schuld; Karlsson nicht, Luise nicht, der FeuerwehrRitterRömerPirat nicht, der Zoowärter erst recht nicht. Nein, es war Winnie the Pooh, der das Ding zum Verschwinden gebracht hatte und zwar fünf Minuten bevor es Zeit war, zu kochen. Winnie the Pooh hatte das Ding offenbar in den Abfallkübel geschmissen, erzählte mir der FeuerwehrRitterRömerPirat. Er habe es genau gesehen. Dumm war bloss, dass Pooh nirgends zu finden war, denn derjenige, der gewöhnlich Pooh ist, war im Moment ein ganz anderer, nämlich Donald Duck. Und auch wenn Pooh vor dem Abendessen wieder auftauchen würde, hatte ich keine Gewähr, dass er sich noch an den Verbleib des Schlüssels erinnern würde. Man weiss ja, wie vergesslich Pooh ist.

Was also sollte ich tun? Den Abfallsack nach dem Schlüssel durchwühlen? Keine gute Idee. Ich bin eine bekennende Memme und mein Magen hat heute schon einmal rebelliert, als ich Luises eitrige Wunde am Fuss – nicht am Auge, Gott sei Dank! – verarztete. Also blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten, bis „Meiner“ nach Hause käme, bevor ich mich weiter um den Schlüssel kümmern konnte. Und so kochte ich für einmal ohne Olivenöl, ohne Bouillon, ohne Zwiebeln und ohne getrocknete Kräuter. Also ja, ohne Zwiebeln koche ich fast immer, weil ich die Dinger hasse, aber weil es heute Fleisch gab und ich das Zeug bekanntlich nicht esse, hätte ich „Meinen“ und Karlsson gerne mit Zwiebeln überrascht. Aber ohne Schlüssel keine Zwiebeln. Und kein Öl. Und keinen Besen, um endlich den Dreckhaufen auf dem Fussboden aufzuwischen, damit ich nicht immer reintrete.

Kurz vor dem Abendessen tauchte Winnie the Pooh wieder auf. Ist mir noch gar nicht aufgefallen, wie ähnlich sich Pooh und unser Zoowärter sind…  Wie ich vermutet hatte, konnte Pooh sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, ob er den Schlüssel in den Abfallsack, auf die Strasse oder auf den Baum geschmissen hatte. Nun, „Meiner“ hat das Ding dann wieder gefunden. Es lag tatsächlich im Abfallsack. Und deshalb kann ich ab morgen zusammen mit der Frau von Costa y Bravo wieder getrost sagen: Hombré! Ich koche nur mit Olivenöl.

Und wer meinen Schlusssatz nicht verstanden hat, soll gefälligst mal wieder seine Asterix-Sammlung entstauben!

In den See, mit einem Gewicht an den Füssen

„Machen wir uns doch wieder mal einen gemütlichen Fondue-Abend“, sagte ich heute zu meiner Familie. Man weiss ja nie, wie lange der Winter noch dauert und plötzlich ist es zu warm für geschmolzenen Käse. Ausserdem hatte ich heute keine Lust auf eine komplizierte Kocherei. Also schnell Schwarztee gekocht, „Meinen“ zum Brotschneiden abkommandiert, den Käse bereitgestellt – und festgestellt, dass sowohl der Weisswein als auch die Maisstärke fast leer waren. Macht ja nichts, dachte ich mir und machte mich ans Käseschmelzen. Man kann ja so ein Fondue auch mit Apfelsaft zubereiten. Habe ich als Kind beim „Blauen Kreuz“ gelernt.

Bald schon sass die hungrige Horde am Tisch, doch das Fondue wollte nicht binden. Also schnell Karlsson nach unten zur Grossmama geschickt, um Maisstärke-Nachschub zu holen. Der perfekte Moment für den Zoowärter, um seinen Schwarztee über den ganzen Tisch zu giessen. Zugleich auch der perfekte Moment für das Prinzchen, um aus dem Trip Trap zu stürzen. Und natürlich auch der perfekte Moment für Karlsson, um den Maisstärke-Nachschub auf dem Fussboden zu verschütten. Schon mal Maisstärke aufgeputzt? Ist ein wahres Erlebnis. Muss man unbedingt mal ausprobiert haben. Besonders dann, wenn zwei Elternteile verzweifelt versuchen, ein Prinzchen zu trösten, Schwarztee aufzuwischen, eine heulende Luise, einen heulenden FeuerwehrRitterRömerPiraten und einen heulenden Karlsson zu beruhigen und dazu noch zu verhindern, dass das Fondue anbrennt. Wahrlich gemütlich, dieser Fondue-Abend! So gemütlich, dass mir eine ganz böse Beleidigung über die Lippen rutschte, für die ich mich danach etwa zehnmal entschuldigte. Bis Karlsson mich fragte: „Mama, findest du es schlimm, wenn ich dir sage, dass es gar nicht so schlimm war, was du gesagt hast?“ Hä?

Nun, irgendwie schaffte ich es in all dem Chaos das Fondue mit dem Rest Maisstärke zu binden. Und zwar so sehr, dass es bei uns am Tisch schon bald aussah wie bei „Asterix bei den Schweizern“. Endlose Käsefäden überall. Und natürlich verlangte Luise alsbald nach Stockhieben, weil sie ihr Brot in der zähen Käsesuppe steckengeblieben war. Und bald schon wollte sie die Peitsche. Und dann in den See, mit einem Gewicht an den Füssen. Was wir ihr natürlich alles verweigerten. Wir sind doch keine Barbaren, … ähm, pardon, wollte sagen: Wir sind doch keine Römer. Auch wenn man es zuweilen meinen könnte.