Souvenirjagd

Irgendwann, vor etwa drei Jahren, hat es sich in unserer Familie eingebürgert, dass jedes Kind pro Urlaub ein Souvenir auswählen darf. Eines, nicht zwei, drei oder vier, wie Karlsson jeweils wünschte. Meistens überlegen sich die Kinder bereits auf der Hinreise, was sie auswählen werden, obschon sie das landestypische Sortiment an Kitsch noch gar nicht kennen. Kaum ist man dann  angekommen, möchten sie die Läden stürmen. Doch „Meiner“ und ich sind da jeweils strikte dagegen. Die Kinder sollen zuerst vergleichen, was es auf dem Markt gibt. So ein Souvenirkauf muss wohlüberlegt sein. Man könnte es sonst später bitter bereuen, dass man sich zu früh zu einem Kauf entschieden hat. Zumal es ja, wie bereits erwähnt, nur ein Souvenir gibt.

Dieses Mal schafften wir es, die Souvenirjagd bis Montag herauszuzögern. Als ich aber heute im Supermarché Nachschub für unseren Kühlschrank besorgen musste, gab es für die Kinder kein Halten mehr. Zwei volle Ferientage ohne Souvenirshopping, das war einfach zu viel des Guten. Der Erste, der sein Herz an etwas hängte, war der FeuerwehrRitterRömerPirat. Eine hässliche Blechbox mit diesem dämlichen McQueen von Disney drauf für 6 Euro sollte es sein. Wie sollte ich ihm das bloss wieder ausreden? Theoretisch ist es nämlich so, dass „Meiner“ und ich unseren Kindern im Rahmen des Budgets freie Hand lassen beim Souvenirkauf. Deshalb kommt es nicht in Frage, dass wir einfach plump nein sagen zu einem Wunsch. Da müssen schon diplomatischere Künste her. Mein erstes Argument, dass es diesen Mist auch zu Hause gebe, zog nicht. Er habe noch nie so etwas gesehen in der Migros, entgegnete mir ein zu allem entschlossener FeuerwehrRitterRömerPirat. Auch das Argument, er solle sich doch zuerst die anderen Sachen ansehen, bevor er sich entschliesse, zog nicht. Deshalb musste dann eben doch ein Nein sein. Ich kenne doch meinen Dritten:  Sobald er etwas anderes sieht, das sein Herz begehrt, schaut er mich treuherzig an und murmelt, er hätte noch gar kein richtiges Souvenir gekauft. McQueen gebe es ja auch in der Schweiz. Und ehe ich es verhindern kann, hat der Schlaumeier zwei Souvenirs. Und wenn er zwei bekommt, braucht Karlsson auch ein Zweites,  und Luise auch.

Irgendwie schaffte ich es, einen traurigen FeuerwehrRitterRömerPiraten aus dem Laden zu lotsen. Das war auch dringend nötig, denn Luise hatte sich bereits auf die Auslage im Geschäft gegenüber gestürzt. Für sie sollte es ein Picknick-Korb sein. So einen, wie sie „schon immer“ gewollt hatte. Eine gute Wahl, bloss etwas teurer als die Limite von 10 Euro, die ich mir gesetzt hatte. Aber weil Luise ja ihr ganzen Leben nichts anderes begehrt hatte als diesen einen Picknick-Korb, konnte ich ihr den Wunsch nicht abschlagen. Den in Souvenirfragen noch ziemlich anspruchslosen Zoowärter beglückte ich im gleichen Laden mit sechs kanllbunten Badeenten und schon war die Hälfte des Einkaufs getätigt.

Weiter also zu Karlssons Traumladen, „100 000 Souvenirs“ genannt. Doch oh weh, der Laden ist montags geschlossen. Weil aber Karlsson keine weitere Minute ohne sein Souvenir leben konnte, musste schnell gehandelt werden. Zum Glück gab es ein paar Schritte weiter vorn einen weiteren Einkaufstempel. Leider wurde dieser gerade von einer Horde italienischer Senioren überfallen, so dass ich mich nicht mehr voll und ganz auf die Einkäufe meiner Söhne konzentrieren konnte. Ich brauchte nämlich meine ganze Energie dafür, mit Ellbogen und bösen Blicken meinen Platz in der Warteschlange zu verteidigen. Und ehe ich mir’s versah, waren Karlsson und der FeuerwehrRitterRömerPirat zu stolzen Besitzern von zwei Tröten aus echtem Kuhhorn geworden.

Ich möchte bloss wissen, wer ihnen diesen Mist gekauft hat. Haben die Jungs denn keine Mama, die ihnen beim Einkauf ein wenig auf die Finger schaut?

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2 Gedanken zu “Souvenirjagd

  1. I must admit that not all of my kids are wise enough to see this truth, but we’re working on it.

  2. Yes, ours would only make poor choices, if we allowed them the choice. Why not introduce the idea of experience souvenirs with a photo. An solo outing to the river and you can choose an ice cream. A visit to the local fair. A ride on the merry-go-round.
    How does the saying go, „Take only photos, leave only footprints“ 🙂

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