Ausgestaubt

Ruhige Sommertage und endlich einmal Zeit, die Bücherregale auszumisten. Gewöhnlich trenne ich mich ja nicht von Büchern, denn was man mal gelesen hat, wird irgendwie Teil der eigenen Geschichte, finde ich. Diesmal jedoch muss ich eine Ausnahme machen, denn es geht um den Lesestoff, mit dem ich mich in den Zeiten über Wasser gehalten habe, als ich keine Zeit hatte, „richtig“ zu lesen. Ja, ich weiss, auch das ist Teil meiner Geschichte, aber ich habe mich, wie bereits gesagt, mit dem Zeug bloss über Wasser gehalten, einen nachhaltigen Einfluss auf mein Wesen hatte es ganz bestimmt nicht. Wie hätte auch etwas davon nachwirken können, wo doch pausenlos Betrieb herrschte? Die ausgemisteten Bücher lassen sich in die folgenden Kategorien aufteilen:

  1. Ratgeber für meine „Mist, ich bin die mieseste Mutter der Welt“-Momente: Zugegeben, wenn ich für jeden dieser Momente einen Ratgeber gekauft hätte, gäbe es in unserem Zuhause keinen Platz mehr für Möbel. Also kaufte ich die Bücher immer dann, wenn zu viele dieser Momente zusammengekommen waren und ich verzweifelt genug war, um zu glauben, irgend jemand da draussen hätte den Tipp für mich, dank dem aus der miesen eine perfekte Mutter würde. Natürlich gab es diesen einen Tipp nicht und auch die vielen anderen Tipps waren nicht wirklich das, was ich brauchte, denn entweder war das Kind, um das es gerade ging, ganz anders als die Kinder im Ratgeber, oder ich fand mich in keinem der Fallbeispiele wieder, oder unsere Lebensumstände waren gerade so, dass sich das alles nicht umsetzen liess oder der Autor war ein arroganter Idiot, der keinen Schimmer davon hatte, wie Familienleben sich wirklich anfühlen kann. Also nichts, das sich mit meinem Leben hätte vereinbaren lassen und folglich Käufe, die ich mir hätte sparen können.
  2. Seichte „Solange es nichts mit meinem Alltag zu tun hat, ist es okay“-Lektüre: Jeder einzelne dieser Bände ist mir heute peinlich, allein schon wegen der bonbonbunten Einbände. Aber damals durfte es nichts Komplexes sein, denn es konnte ja durchaus geschehen, dass ich mitten im Satz das Buch fallen lassen musste, um sofort loszurennen, weil das Prinzchen mithilfe der Regale des Küchenschranks bis zur Zimmerdecke geklettert war oder Luise trotz hundertmaliger Ermahnung auf dem Sofa einen missglückten Purzelbaum hingelegt hatte. Und weil mein Alltag von früh bis spät aufregend genug war, durfte es natürlich auch nichts allzu Spannendes sein. Also seitenweise Harmonie und Schmalz. Von solchen Sachen darf man sich doch trennen, wenn man sie nicht mehr benötigt, nicht wahr?
  3. „Hand-me-downs“ von Menschen, die gerade ihr eigenes Bücherregal ausgemistet hatten. Ich weiss nicht, wie es anderen geht, aber das, was andere mir zum Lesen überlassen, ist in den seltensten Fällen das, was ich mir selber aussuchen würde. So ähnlich wie bei Kleidern, die man von jemandem bekommt, der eine ganz andere Figur hat. Es passt einfach nicht so richtig. (Eine ganz andere Sache sind Bücher, die jemand für einen als Geschenk aussucht. Die passen fast immer und die bleiben auch auf immer und ewig bei mir im Regal.)
  4. Stapelweise „Ich brauche eine klitzekleine Auszeit, um wieder aufzutanken“-Literatur. Inspiration war da selten zu finden, dafür aber zahllose Binsenwahrheiten, auf die ein durchschnittlich intelligenter Mensch auch selber kommen kann, wenn genügend Musse zum Nachdenken bleibt. 

Ich glaube, ihr versteht, warum ich erwäge, die Bücher nicht nur auszustauben, sondern auch zu vernichten. Natürlich, damit niemand anders damit Zeit vergeuden muss.

blättli

 

 

Karlsson kauft…

….äääähm, also eigentlich hätten es Kleider sein sollen, aber in den Geschäften gibt’s ja nichts Stilvolles. Und man könnte das Geld ja auch für viel bessere Dinge ausgeben. Na ja, ein paar Sachen sollte man schon im Schrank haben, also leistet er sich zwei T-Shirts. Eine Hose bräuchte er auch noch. Aber noch einmal in ein Kleidergeschäft? Wäre doch reine Zeitverschwendung,  wo doch auf der anderen Strassenseite die Buchhandlung liegt. Dann eben keine Hose, dafür ein Buch. Ein Schinken über ein historisches Thema. Die Hose muss warten, denn die Lektüre ist wichtiger.

Der Junge wird mir immer sympathischer.

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Gigantische Partnervermittlung

Mangels leicht verfügbarer Alternativen habe ich mir jetzt auch mal einen Ken Follett reingezogen und ich muss gestehen: Ich bin tief beeindruckt. Wie viele Male bin ich während meiner Studienzeit im Morgengrauen aufgestanden und mit dem Zug nach Bern gefahren, um einen Sitzplatz in Professor Försters Vorlesung über den Kalten Krieg zu ergattern? Wie oft habe ich mir beim Notieren einen Schreibkrampf zugezogen, weil sich damals nur die pensionierten Gasthörer einen Laptop leisten konnten, auf dem sie für alle hörbar ihre Vorlesungsnotizen tippten?  Wie oft habe ich mich darüber aufgeregt, wenn der hochgebildete Professor das „tear“ in „Mr. Gorbachev, tear down this wall!“ falsch aussprach?

Und was hat mir das alles gebracht? Nichts, gar nichts, denn dass die Weltgeschichte nur eines ist, nämlich ein gigantisches Partnervermittlungsinstitut, das mit vielen Irrungen und Wirrungen dafür sorgt, dass die Tanja endlich mit dem Wassili und der George endlich mit der Maria und die Beep mit dem Boop – ach nein, der hiess ja Dave – in die Kiste springt, das hatte uns der Herr Professor verschwiegen. Kein Wort über die Macht der Liebe, die mit Leichtigkeit ein Loch in den eisernen Vorhang brannte, nichts darüber, wie gut so ein Dissident den Gulag überstand, wenn da nur die Liebe war, die ihn am Leben hielt, nicht mal ein Hinweis darauf, dass so ein pubertierender DDR-Flüchtling auch ein paar Mal unbeschadet hin und her flüchten konnte, wenn sich seine Liebste nicht ganz sicher war, ob sie mit ihm kommen, oder das gemeinsame Kind doch lieber im Sozialismus aufziehen wollte.

Das alles und noch viel mehr hat man uns verschwiegen. Stattdessen hat man uns immer erzählt, wie furchtbar schlimm das alles gewesen sei, wie sehr die Menschen darunter gelitten hätten, dass sie ihre Meinung nicht frei äussern durften und nie wussten, wem sie vertrauen konnten. Dabei wäre es doch so einfach gewesen, herauszufinden, wer gut und wer böse war. Die Bösen erkannte man nämlich mit Leichtigkeit an den minderwertigen, verschlagenen Frauen, die ihnen die Weltgeschichte als Gefährtin ausgesucht hatte. Hätten sich die Leute die Mühe genommen, etwas genauer hinzusehen, wer mit wem das Bett teilt, wären sie auch nicht auf fiese Denunzianten reingefallen. Die Guten hingegen lernten die Liebe ihres Lebens meist schon im Teenageralter kennen und wussten spätestens mit achtzehn, dass sich daran nie wieder etwas ändern würde, egal wie viele Knüppel ihnen das Weltgeschehen zwischen die Beine warf, um die wahre Liebe auf die Probe zu stellen. 

Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich dieses Prinzip schon in der Mitte meines ersten Folletts erkannt habe, sonst müsste ich mir nämlich noch mehr von seinen Büchern reinziehen und das wäre dann vielleicht doch etwas verwirrend, wo ich doch jetzt schon den Überblick verloren habe, wer mit wem in die Kiste gehört und wer sich irrtümlich ins falsche Bett verirrt hat und deshalb auf einer der nächsten Seiten von der Weltgeschichte eins auf den Deckel bekommen wird.

Schriebe der Herr Follett allerdings eines Tages ein Buch über das aktuelle Weltgeschehen, würde ich dieses natürlich sofort lesen. Zu gerne wüsste ich nämlich, welche Paare die Weltgeschichte mithilfe des ganzen IS-, Terror- und Nationalismuszeugs gerade zu verkuppeln sucht. 

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Bitte lest diesen Mist nicht!

Okay, ich weiss, es war ein Fehler, ausgerechnet mit diesem Buch meine kostbare Freizeit zu vergeuden. Aber die Buchhandlung war so unübersichtlich eingerichtet, dass man nicht so recht wusste, wo man was suchen musste und dann war da auch noch diese Kundin im Laden, die unbedingt einen Kalender mit humorvollen Kuhbildern haben wollte, was mich ziemlich irritierte, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum man so etwas haben will, also fühlte ich mich verpflichtet, mit einem Ohr mitzuhören, um herauszufinden, warum sie einen humorvollen Kuh-Kalender brauchte, der übrigens, wie der Buchhändler mit Bedauern verkünden musste, leider Gottes vergriffen ist. Obendrein war mir nach etwas Leichtem zumute, da ich mir heute bei strahlendem Sonnenschein und traumhafter Aussicht auf das Kloster Einsiedeln eine himmeltraurige DDR-Biographie reingezogen habe. Ich hoffe, das erklärt, weshalb ich schliesslich zu dem Buch griff, das momentan auf allen Bestseller-Regalen ziemlich weit oben steht. Jawohl, genau, das Grüne mit dem dicklichen älteren Herrn und den winzigen kopulierenden Gartenzwergen – die ich erst nach der Lektüre entdeckt habe –  auf dem Cover. 

Ein übles Machwerk, muss ich leider sagen, nicht nur wegen des ganz und gar seichten Inhalts und der gewagten Anwendung von Adjektiven. Mit solchen Mängeln muss man ja leider rechnen, wenn man sich ein Buch kauft, das gut ankommt, aber inzwischen scheint man sich auch damit abfinden müssen, dass Autoren nicht mehr recherchieren, bevor sie schreiben. Obschon der Garten im Zentrum der Handlung steht, scheint die Autorin sich bei der Recherche auf die Lektüre eines Rosenratgebers beschränkt zu haben. Den Unterschied zwischen Containerrosen und wurzelnackten Rosen kennt sie nämlich, vermutlich aber nur, weil sich das Wort „wurzelnackt“ so gut eignet, um darum herum eine wackelige erotische Anspielung zu zimmern. Ansonsten aber scheint sie sich nicht darum zu scheren, was in der Natur alles abläuft und so kommt es, dass Magnolien, Hortensien und Glockenblume gleichzeitig in voller Blüte stehen, die Zweige der Bäume* sich unter der Last von Kirschen und Äpfeln biegen, während in den Gemüsebeeten sonnengereifte Tomaten, Gurken und Erbsen auf die Ernte warten. Das alles in einem Zeitraum von 14 Tagen.

14 Tage übrigens, in denen die Heldin aus einem dysfuntkionalen Team eine schlagkräftige Mannschaft bildet, die eine marode Firma vor dem Untergang rettet. 14 Tage auch, die reichen müssen, um aus dem verödeten Schrebergarten der ausgewanderten Tante eine blühende Oase der Gartenfreude zu machen. 14 Tage, in denen die arbeitssüchtige Hauptfigur zur lebensfrohen Gartenfreundin wird, die mithilfe vieler neuer Schrebergartenfreunde den Mann ihres Lebens angelt. Wahrlich beeindruckend. 

Also ich meine, beeindruckend, wie es die Autorin schafft, mit derart dürftigen Zutaten ein Oeuvre zu stricken, das ganz viele Menschen lesen wollen. 

*Hab nochmal nachgelesen. Nicht nur die Zweige biegen sich, sondern gleich die ganzen Bäume. Mein Kirschbaum macht das nie. Was mache ich bloss falsch?

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Sternenzauber-Vorfreude

Zwischen Karlsson-Geburtstag, Prinzchen-Geburtstagsparty, Luises Arztterminen, Zoowärters Erkältung und Hausaufgabenbergen des FeuerwehrRitterRömerPiraten versuchen „Meiner“ und ich, kreativ zu sein. Wir haben nämlich die grosse Ehre, wieder am Sternenzauber-Adventsmarkt bei uns im Dorf dabeisein zu dürfen. Na ja, am Stand werde nur ich anzutreffen sein, da „Meiner“ an diesem Tag in der Ostschweiz eine Gruppe Jungs aufklären darf, aber in unserem Sortiment wird man ihn sehr wohl auch finden. Zu kaufen gibt es sein Buch, unser Buch und meine Bücher, Gipsbildchen und bunt Bemaltes von ihm, Kaffeesirup, Gestricktes und Gebackenes von mir sowie ein paar weitere schöne Dinge. Am Nachmittag erzähle ich zweimal eine Geschichte für Kinder, am Abend eine für Erwachsene. Und dann sind da natürlich ganz viele talentierte, kreative Menschen, deren Stände einen Besuch wert sind. Wer alles mitmacht, könnt ihr hier nachlesen. Falls ihr also übernächsten Samstag in der Gegend von Schönenwerd seid, solltet ihr euch einen Besuch in unserem wunderschönen Kreuzgang auf gar keinen Fall entgehen lassen. 

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Druckfrisch

Seit Jahren schon hat er davon geträumt und jetzt ist der Traum wahr geworden: „Meiner“ hat sein erstes Bilderbuch veröffentlicht. Eine farbenfrohe Geschichte über Freundschaft für Kindergarten- und Primarschulkinder. Wer eins haben möchte, darf sich gerne per Mail an mich wenden, ich leite die Bestellung dann an den Herrn Gemahl weiter. 

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Wir sind auch dabei

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„Meiner“ und ich verkaufen Bilder, Postkarten, Bücher, ein wenig Gestricktes sowie ein paar Kleinigkeiten aus der Küche. Um 15 und 17 Uhr erzähle ich Märchen in der Stiftskirche. Und dann sind da natürlich noch ganz viele andere Menschen, die den Kreuzgang in einen traumhaften Weihnachtsmarkt verwandeln. Zum Beispiel sie, die alles ins Leben gerufen hat, oder sie und natürlich sie, die im Kreuzgang zu Hause ist... Wer also in der Nähe ist: Unbedingt vorbeischauen, es wird märchenhaft. 

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Nichtlesetipp

Neulich empfahl mir jemand ein Buch von Nele Neuhaus, das Buch las sich nach einigen Anfangsschwierigkeiten ganz angenehm, „Meiner“ und Karlsson waren auch angetan davon und so dachte ich, ich hätte vielleicht eine Autorin gefunden, die mir in den „Ich brauche Lesestoff, der unterhaltsam, aber nicht ganz blöd ist“-Momenten gelegen kommen könnte. Einen solchen Moment hatte ich neulich, als zufällig gerade eine Buchhandlung in der Nähe war und in dieser Buchhandlung priesen sie den neuesten Neuhaus – also eigentlich den neuesten Löwenberg, denn unter diesem Namen hat sie das Buch geschrieben – ganz gross an. Mit der Ausrede, dass Karlsson und „Meiner“ den Schinken bestimmt auch gerne lesen würden, kaufte ich ihn. Ausserdem handelt die Geschichte im ländlichen Nebraska der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts und da ich mich genau in jenen Jahren elf Monate lang auf einer Farm im ländlichen Nebraska gelangweilt habe, freute ich mich auf ein Wiedersehen mit einer mir bekannten und doch eigenartig fremden Welt.

Dumm nur, dass ich mich schon nach einigen Seiten fragen musste, ob die Autorin denn überhaupt schon mal in Nebraska gewesen ist. Kein Wort über die platte, weitgehend baumlose Prärielandschaft, über die im Schachbrettmuster angelegten Mais- und Sojafelder, die endlosen, schnurgeraden Kieselstrassen, die unscheinbaren, farblosen Farmhäuser. Dafür aber steinalte Eichen, ein (heimlich) querdenkender Farmer, der in einem stilvoll gebauten Haus lebt, sich seit Menschengedenken der Monokultur widersetzt  und unter anderem auch tonnenweise Tomaten anbaut. Mal unterläuft der Autorin der Schnitzer, dass sie Omaha für die Hauptstadt des Staates hält, später erinnert sie sich aber wieder daran, dass das ja Lincoln wäre. Die Protagonistin hat Zoff mit den Eltern, weil sie als Vierzehnjährige heimlich Auto fährt, obschon in Nebraska jedes Farmkind, das weiter als 1.5 Meilen von der Schule entfernt lebt, in diesem Alter ganz legal fahren darf, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Zwar sind die Leute Methodisten, dennoch besuchen sie die Messe und ein armer Aussenseiter beklagt sich bitter, weil er als Kind nie hat Messdiener sein dürfen. 

Nun könnte man natürlich sagen, wer Nebraska nicht kenne, brauche sich an solchen Details ja nicht zu stören, ich solle also gefälligst meine Klappe halten, das Buch sei ansonsten bestimmt ganz gut. Ist es aber nicht. Eine rebellische Jugendliche, die unglaublich viel verkanntes Talent sowie zahlreiche Affären mit viel älteren Männern hat – Farmarbeiter, angeblicher Schriftsteller, der sich dann als Lehrer entpuppt, Rodeoreiter, der aber leider schwul ist und deshalb keine Affäre haben will, Pastor -, zwei versuchte und eine wirkliche Vergewaltigung, ein ungewollter Mord, der sich problemlos vertuschen und ebenso problemlos vergessen lässt, eine Abtreibung, eine bigotte Adoptivmutter und heuchlerische Puritaner, die wirken, als hätte sie die Autorin bei Nathaniel Hawthorne abgeschaut.

Okay, das Ganze ist immerhin so geschrieben, dass man wissen will, wie es ausgeht, doch wenn die Sache durchgestanden ist, werde ich mich leider nach einer neuen Autorin für „Ich brauche Lesestoff, der unterhaltsam, aber nicht ganz blöd ist“-Momente umsehen müssen.

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Wettlesen

Obschon ich immer noch lieber gedruckte Bücher vom Buchhändler lese, bin ich ganz froh um die Möglichkeit, mir ab und zu ganz spontan Lektüre aufs iPad laden zu können. Zum Beispiel, wenn ich einen netten Film gesehen habe, der auf einem Buch basiert, das ich noch schnell lesen möchte, ehe ich den Film wieder vergessen habe. Oder wenn mir unterwegs der Lesestoff ausgeht. Oder wenn es das Buch gar nicht in gedruckter Form gibt. Oder wenn „Meiner“ schon schlafen, ich aber noch lesen will. Grundsätzlich kann ich also damit leben, dass auch das Buch im digitalen Zeitalter angekommen ist. Auf das neueste Update aber hätte ich ganz gerne verzichtet. Da erscheint doch am unteren Seitenrand stets der Hinweis, wie viele Minuten es noch dauert, bis ich am Ende des Buches angelangt bin. Manchmal heisst es auch, in einer Minute würde ich das Kapitel zu Ende gelesen haben und im allerschlimmsten Fall steht da: „Lesegeschwindigkeit wird ermittelt“.

Himmel, lasst mich in Ruhe lesen! Müssen die jetzt wirklich auch noch einen der gemütlichsten Lebensbereiche zu einem Wettlauf gegen die Zeit machen?

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Warum so nervös, Mama Venditti?

Natürlich war meine Nervosität vollkommen unbegründet, für einmal war nicht einmal die Kleiderfrage ein Problem, alles lief bestens, die Suppe war so gut, wie Kürbissuppe immer ist, die Gäste waren zufrieden und auch wenn sie nicht in Scharen kamen, so war es doch ein wunderschöner Abend. Wie immer in solchen Fällen hätte ich mir die ganze Aufregung sparen können, denn im Grunde genommen spielt es ja keine Rolle, ob ich meinen Kindern oder meinen Gästen vorlese. Vielleicht lerne ich eines Tages, dies schon im Voraus zu erkennen und auf das ganze nervöse Getue zu verzichten. Vielleicht aber kann ich einfach nicht anders, weil es mir einfach sehr viel bedeutet, mein Geschriebenes und die Menschen, die es lesen, zusammenzubringen.

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