Zweite Chance

Spätabends, wenn alle schlafen möchten, den übermüdeten jüngeren Bruder so lange zum Spielen überreden, bis dieser bittere Tränen weint, weil er jetzt endlich ins Land der Träume entschwinden möchte.

Um Mitternacht noch hellwach im Bett liegen, Comics lesen und so laut lachen, dass die Eltern, die unten schlafen möchten, kein Auge zubekommen.

Gegen halb eins in der Nacht vom Hunger geplagt in die Küche schleichen und dort mit so viel Getöse Kakao zubereiten, dass die Eltern, die eben erst am Wegdämmern sind, aus ihren ersten Träumen hochschrecken.

Gegen zwei Uhr noch einmal durch die Wohnung tigern, in der Hoffnung, das Handy zu finden, das Mama und Papa in Gewahrsam genommen haben. Zu dumm, dass Mama und Papa nach jahrelangem Training einen furchtbar leichten Schlaf haben und darum dem Ansinnen einen Riegel schieben können. 

Bei den nächtlichen Wanderungen natürlich überall das Licht brennen lassen, so dass am Morgen, wenn die Familie erwacht und man selber eben erst ein paar Stunden Schlaf genossen hat, alles hell erleuchtet ist.

So mancher, der als Baby schon sehr bald einmal durchgeschlafen hat, bekommt in der Pubertät eine zweite Chance, seinen Eltern doch noch den Schlaf zu rauben…

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Natürlich hätte es etwas gebracht

Unser Parlament findet es bekanntlich nicht nötig, dass Väter nach der Geburt ihrer Kinder zwei Wochen zu Hause bleiben dürfen und weil das nicht alle verstehen wollen, tönt es jetzt aus der Ecke, aus der die Mehrheit der Parlamentarier kommt, ein Baby brauche in den ersten Wochen vor allem seine Mutter, ein Vater könne da nicht viel ausrichten, also brauche er keinen Urlaub. Es ist zwar eine Weile her, seitdem ich zum letzten Mal mit einem frisch geschlüpften Baby alleine zu Hause war, aber es fallen mir durchaus ein paar Dinge ein, die „Meiner“ hätte ausrichten können, wenn er die zwei Wochen Urlaub gehabt hätte. Zum Beispiel:

  • Mütterlichen Kohldampf verhindern
  • Futternachschub besorgen
  • Eine oder zwei Stunden ungestörten Schlaf ermöglichen
  • Miterleben, wie viel Einsatz nötig ist, um diesem winzigen, zerbrechlichen Geschöpf zu geben, was es braucht
  • Die unzähligen kleinen und grossen Unsicherheiten der ersten Tage mittragen
  • Schreiphasen-Schichtwechsel

Und noch zwei- oder dreihundert Kleinigkeiten mehr. Bei mir hätten diese „Kleinigkeiten“ dazu beigetragen, den einen oder anderen Heulkrampf, die eine oder andere Brustentzündung, den einen oder anderen Notfalleinkauf mit schreiendem Baby zu verhindern. 

Nicht viel? Von wegen! Ein sanfterer Start in die neue Familiensituation wäre der Himmel auf Erden gewesen. Für alle Beteiligten.

(Nein, er hätte nicht gekonnt, wenn er gewollt hätte, denn er ist Lehrer. Und die Frage, ob läppische zwei Wochen genug gewesen wären, wollen wir lieber nicht aufwerfen. Soweit sind wir hierzulande in hundert Jahren noch nicht.)

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Ganz schön intensiv das Ganze

„Warte nur, bis sie grösser sind“, warnten mich erfahrene Mütter, als ich selber noch ziemlich am Anfang stand. „Du wirst dich nach den Zeiten zurück sehnen, als die Frage, wann sie endlich durchschlafen, deine grösste Sorge war.“ Sie redeten so, als wäre die Baby- und Kleinkinderzeit ein Spaziergang an der Strandpromenade, das Leben mit grösseren Kindern hingegen eine Überfahrt bei rauer See. Trotz ihrer Erfahrenheit glaubte ich ihnen nicht. Wie auch? Wo doch jeder Tag mit den lieben kleinen Menschen mehr an die Substanz ging, als vorher eine ganze Arbeitswoche. 

Heute stehe ich in der Lebensphase, vor der sie mich damals gewarnt haben. Eine intensive Phase, ich gebe es offen zu. Schulnöte, gesundheitliche Probleme, pubertäre Wutanfälle, Revolte gegen die elterliche Autorität, der zunehmende Schmerz des Loslassens – das alles geht an die Substanz, erfordert meine volle Präsenz, raubt mir zuweilen auch den Schlaf. 

Hatten sie also recht, die Mütter, die es vor zehn, fünfzehn Jahren so gut verstanden, mir den Mut zu rauben? Nein, das hatten sie nicht. Kinder zu haben – das sehe ich heute, wo einige Bereichen einfacher, andere schwieriger als früher sind – ist in jeder Phase ganz schön intensiv.

Und trotz allem ganz schön. 

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Definitionen

Wenn man Kinder hat, bekommen gewisse Wörter eine ganz neue Definition. Hier ein paar Beispiele:

Kind

Defintion Duden (Auszug):
1. Noch nicht geborenes, gerade oder vor noch nicht langer Zeit zur Welt gekommenes menschliches Lebewesen; Neugeborenes, Baby, Kleinkind
2. Mensch, der sich noch im Lebensabschnitt der Kindheit befindet (etwa bis zum Eintritt der Geschlechtsreife), noch kein Jugendlicher ist; noch nicht erwachsener Mensch

Definition Eltern:
1. Über alles geliebter, grenzenlos begabter, bildhübscher und nahezu vollkommener Mensch, ohne den man sich sein Leben nicht mehr vorstellen könnte 
2. Kleines Monster, das einen so spielend zur Weissglut treibt wie sonst niemand auf diesem Planeten

Liebe

Definition Duden (Auszug):
1. Starkes Gefühl des Hingezogenseins; starke, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem (nahestehenden) Menschen
2. Auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen, verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein, Hingabe o. Ä.
3. Sexueller Kontakt, Verkehr

Definition Eltern:
1. Kind
2. Kind
3. Kind
4. Kind
5. Kind
6. Kind
7. Kind
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102. Partner, so man sich denn mal sieht vor lauter Kind

Freizeit

Definition Duden:
Zeit, in der jemand nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat; für Hobbys oder Erholung frei verfügbare Zeit

Definition Eltern:
1. Zeit, in der jemand so geschafft ist, dass er nicht mehr in der Lage ist, seinen Verpflichtungen (Wäscheberge, Steuererklärung, Geschirrspüler ausräumen, Hausaufgaben beaufsichtigen, etc.) nachzugehen, weshalb er oder sie auf dem Sofa kollabiert und sich irgend eine schwachsinnige Serie reinzieht, obschon eigentlich andere Dinge zu erledigen wären
2. Zeit, die einem der Partner schenkt, damit man mal wieder ausspannen kann, was aber nur gelingt, wenn man es schafft, nicht daran zu denken, was der Partner in dieser Zeit alles alleine stemmen muss
3. Tauschhandel mit dem Babysitter (wenig Zeit gegen viel Geld), mit dem Ziel, endlich mal wieder Zeit mit dem Partner zu verbringen

Wochenende

Definition Duden:
[Freitagabend,] Samstag und Sonntag (als arbeitsfreie Tage)

Definition Eltern:
1. Freitagabend: Der Abend, an dem alle anderen schon Wochenende haben, man selber aber die Kinder wahlweise zum Schulsport, zum Instrumentalunterricht oder zur Klassenfete karrt.
2. Samstag: Zimmer aufräumen, putzen, Schuhe kaufen, Reparatur- und Gartenarbeiten, Bibliotheksbesuch, Wände streichen, ausmisten und zwar alles unter Einbezug der Kinder, damit sie lernen, dass sich die Arbeit nicht von selbst erledigt, was nicht selten zu wüsten Streitereien führt
3. Sonntag: Tag der Erholung, der inneren Einkehr, der Familienausflüge und der Gäste, nicht selten ruiniert durch vergessene Hausaufgaben und unvermeidliche Sportanlässe

Ferien

Definition Duden:
1. mehrere zusammenhängende Tage oder Wochen dauernde, der Erholung dienende, turnusmässig wiederkehrende Arbeitspause einer Institution (z. B. der Schule, der Hochschule, des Gerichts oder des Parlaments)
2. Urlaub

Definition Eltern:
1. mehrere zusammenhängende Tage oder Wochen dauernde, der Kinderbespassung dienende Verlagerung des Alltags, die einen riesigen Vorbereitungsaufwand erfordert und ein gigantisches Loch in die Familienkasse reisst
2. mehrere zusammenhängende Tage oder Wochen dauernde, der Erholung dienende Arbeitspause der Schule, welche die Eltern ratlos lässt, wie sie in dieser Zeit die Kinderbetreuung organisieren sollen
3. Verklärte Erinnerungen, sobald man es geschafft hat, den Stress auf der Hinreise, den Augenblick, als die Kreditkarte ihren Dienst versagte und den Familienkrach im Louvre zu vergessen

Schule

Definition Duden (Auszug):
1. Lehranstalt, in der Kindern und Jugendlichen durch planmässigen Unterricht Wissen und Bildung vermittelt werden
2. Schulgebäude
3. In der Schule erteilter Unterricht
4. Ausbildung, durch die jemandes Fähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet zu voller Entfaltung kommen, gekommen sind; Schulung
5. Gesamtheit der Lehrer- und Schülerschaft einer Schule

Definition Eltern:
1. Schulgebäude, an dem man mit dem Kleinkind regelmässig vorbei spaziert und sagt: „Sieh mal, das ist die Schule. Hier wirst du ganz viel lernen, wenn du grösser bist.“
2. Lehranstalt, in der Kindern und Jugendlichen durch nicht immer stundenplanmässigen Unterricht das vermittelt wird, was die Schulreformer gerade für besonders wichtig halten
3. Der zweite Durchlauf, bei dem erwartet wird, dass man nicht nur abrufen, sondern auch weitergeben kann, was man im ersten Durchlauf hätte lernen sollen, auf dass der Nachwuchs klüger werde als man selber
4. Ausbildung, durch welche die Fähigkeiten eines Kindes auf einem bestimmten Gebiet im besten Falle gefördert werden, damit sie zur vollen Entfaltung kommen, im schlimmsten Falle nicht erkannt, nicht gefördert und vielleicht sogar negiert werden

Glück

Definition Duden:
1. etwas, was Ergebnis des Zusammentreffens besonders günstiger Umstände ist; besonders günstiger Zufall, günstige Fügung des Schicksals
2. das personifiziert gedachte Glück; Fortuna
3. a) angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat; Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung
3. b) einzelne glückliche Situation; glückliches Ereignis, Erlebnis

Definition Eltern:
1. Kinder gesund, Partner gesund, Dach über dem Kopf, alle mehr oder weniger zufrieden und keiner mäkelt am Essen rum
2. angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man sein friedlich schlafendes Kind betrachtet und es nicht fassen kann, dass einem ein solcher Segen geschenkt worden ist

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Drei Mütter

Heute mal wieder eine erzwungene Kaffeepause, während Luise sich einer längeren Untersuchung unterziehen muss. Nacheinander kommen drei Mütter ins Café.

Mutter 1 mit Baby, ca. 10 Monate alt

„Das kannst du schon richtig gut. Du hast ja so viel zu erzählen. Halt dich doch mal kurz hier fest, dann gehe ich bezahlen. Willst du dir das Mützchen nicht selber anziehen? Das kannst du bestimmt schon ohne meine Hilfe.“  – Liebevoll, zugewandt, aber so viel „Hilf mir, es selbst zu tun“, dass das arme kleine Menschlein schon ganz verdattert ist.

Mutter 2 mit Tochter, ca. 2.5 Jahre alt

Rein ins Café, Bestellung aufgeben, Zeitschrift schnappen, ab und zu ein Blick aufs Kind, ansonsten Stille am Tisch, nur gelegentlich unterbrochen von einem kurzen Geplauder zwischen Mutter und Tochter. Das Kind hat ausgetrunken, die Mama nicht, also bekommt es die Jacke angezogen, wird nach draussen geschickt, damit Mama in Ruhe fertig Kaffee trinken kann, natürlich immer mit Blickkontakt durchs grosse Fenster. – Nicht kaltherzig, eher so „Du sagst mir, wenn du mich brauchst, ja?“

Mutter 3 mit Sohn, ca. 3 Jahre alt

Erst wird Söhnchens Stühlchen mit einem dicken Kissen gepolstert, dann wird bestellt, dann gibt’s einen Schleckstengel und dann wird geplaudert: „Gell, Liam, du magst Kaffeekränzchen mit der Mama. Ist das nicht schön hier? Oh, jetzt hast du aber ein grosses Stück abgebissen! Sitzt du auch richtig bequem? Ja ja, Kaffeekränzchen nur für Mama und Liam, das gefällt dir. Wenn wir fertig sind, gehen wir noch ein wenig spazieren und dann nach Hause. Aber jetzt geniessen wir erst mal unseren Kaffee.“ – Liam, Liam und nochmals Liam, bis zum Abwinken.

Dennoch wird Liams Mama die einzige sein, die dereinst beim Elterngespräch in der Schule gut ankommt. 

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Alte Fotos

Erst wenn man allmählich alt und hässlich wird, erkennt man, dass man damals, als man sich jung und hässlich gefühlt hat, eigentlich jung und schön war.

Unglaublich, wie jung meine Mutter auf den Fotos aussieht, die in einer Zeit entstanden sind, als ich sie für schrecklich alt und altmodisch hielt.

So ein überbelichtetes Bild hatte halt schon auch seinen Reiz.

Nichts lässt eine junge Mutter so müde und abgekämpft aussehen wie ein taufrisches, pausbackiges Baby.

In jedem Kind steckt eine Vielzahl von Tanten, Grossonkeln, Brüdern und Cousinen.

Rückblickend erstaunt es schon, wie wir unser einst so knappes Budget so weit ausdehnen konnten, dass sogar noch Ferien darin Platz fanden.

Sogar Ferien, die so ereignislos und langweilig waren, dass man sie längst vergessen hätte, wären da nicht ein paar unglaublich langweilige Fotos von ereignislosen Tagen.

Luise findet, wir hätten in den Neunzigern alle viel zu grosse Kleider getragen. (Wenn die wüsste, wie gerne die Modemacher in der Mottenkiste vergangener Jahrzehnte wühlen, um den Leuten etwas „Neues“ anzudrehen. Allzu lange kann es nicht mehr dauern…)

Die Posen auf meinen Teenager-Fotos lassen leider darauf schliessen, dass ich auch Selfies gemacht hätte, wenn es das damals schon gegeben hätte.

Und jetzt erkläre mal einer einem kleinen Digital Native, was es mit diesen Negativstreifen auf sich hat.

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Was ich durch Karlsson gelernt habe

Karlssons Geburtstag naht und wie jedes Jahr werde ich deswegen ein klein wenig sentimental. Heute zum Beispiel wurde mir bewusst, was ich durch ihn alles gelernt habe. Also, ich meine jetzt mal abgesehen vom Muttersein, Windeln wechseln, stillen, verrückt sein vor lauter Liebe und so. 

Durch Karlsson habe ich gelernt,…

…dass es Kinder gibt, die über Jahre hinweg immer und immer und immer wieder das gleiche Buch erzählt bekommen wollen und dass sie sich dabei auch dann noch nicht langweilen, wenn du das Zeug schon fast im Schlaf runterbetest. 

…wie man als Vegetarierin Leberpastete zubereitet, ohne dabei auf den Fussboden zu k….

…dass es Menschen gibt, die lieber mit blosser Faust eine Scheibe einschlagen, als den angefangenen Joghurt auszuessen.

…wie unglaublich vernünftig die Jugend von heute sein kann, wenn sie es denn will. 

…wie Trüffel stinkt riecht.

…wie man einen Trotzanfall schiebt, weil Mama sich weigert, einem einen stinkenden weissen Trüffel als Souvenir zu kaufen. 

…dass entzündete Blinddärme sich nicht immer so aufführen, wie es im Gesundheitsratgeber für Eltern steht. 

…dass es auch heutzutage noch richtige Plattenspieler zu kaufen gibt. 

…wie man seiner Mutter ohne zu erröten einen Witz erzählt, den diese ihrer Mutter nie und nimmer erzählt hätte. 

…dass es Babys gibt, bei denen man sagt: „Wahnsinn! Seine Füsschen sind ja riesig!“

…wie man schon ganz jung ganz sich selbst sein kann.

…dass manche Kinder ihre Fischstäbchen nur geschält essen, weil sie Knuspriges nicht mögen.

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Dokumentiert

Das Prinzchen hat endlich herausgefunden, dass es vor seiner Geburt schon Menschen gab auf diesem Planeten, dass diese Menschen schon vor seiner Existenz so etwas wie ein Leben führten und dass er selbst, als er dann endlich dazu berufen ward, diese Menschen etwas fröhlicher zu stimmen, davon rein gar nichts mitbekommen hat, weil er noch zu klein war, um irgend etwas zu verstehen. Also will er jetzt wissen, wie das so war, als er noch nicht war, wie es kam, dass er zu werden begann und was für ein toller Hecht er war, als er zwar schon war, von sich und den Seinen aber noch nichts wusste. Furchtbar aufregend findet er das, furchtbar schön fände ich es, hätte ich in seinen Anfängen nicht den Fehler begangen, den ich als jüngstes Kind bei meinem Jüngsten nie hatte begehen wollen, nämlich zu wenig Buch zu führen über seine grandiosen Taten. Zugegeben, auch bei den grösseren Geschwistern wurden es immer weniger Worte, je mehr Kinder unsere vier Wände bevölkerten, aber wenigstens ist da noch was. Beim Prinzchen aber sind wohl alle Ultraschallbildchen – von denen er immerhin eine ganze Menge mehr hat als Karlsson – fein säuberlich in sein Buch geklebt, ausführliche Berichte über den ersten Windelinhalt und den letzten Löffel Babybrei hingegen sucht man vergeblich.

Fast hätte ich mich dazu hinreissen lassen, deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben, als ich auf die Idee kam, in diesem Blog mal gezielt nach dem Stichwort „Prinzchen“ zu suchen. Und siehe da, auch Prinzchens Anfänge sind dokumentiert, einfach ein wenig anders als bei den Grossen. Ich müsste sie nur endlich mal ausdrucken und einkleben, dann wäre auch Prinzchens Buch bald voll. 

piatto pieno due; prettyvenditti.jetzt

piatto pieno due; prettyvenditti.jetzt

Laufgitterbeet

So, jetzt endlich zu den Mini-Hochbeeten, die wir in unserem Garten angelegt haben. „Meiner“ und ich sind uns darob ja ziemlich in die Haare geraten, ehe wir eine Lösung fanden. Hierzlande nimmt man für kleine Hochbeete meistens diese SBB-Rahmen, aber die finden wir erstens nicht besonders schön und zweitens haben die inzwischen auch ihren Preis, weil jeder sie haben will. Wie so oft fanden wir die günstigere und für unseren Geschmack auch schönere Alternative im Brockenhaus: Zwei ausrangierte Wisa-Gloria-Laufgitter, knapp 25 Franken das Stück. (Vermutlich hätte es auch billigere gehabt, aber das Zeug von Wisa-Gloria hält eine Ewigkeit, darum haben wir die genommen.) Es war nicht nur der Preis, der uns begeisterte, sondern auch die Gewissheit, dass wir mit dem Kauf mindestens zwei Kleinkinder vor trüben Stunden im Laufgitter verschonten. 

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Bloss, wie wird ein Laufgitter zum Hochbeet? Ganz einfach: Zuerst hat „Meiner“ die Sprossen mit wetterfestem Lack bepinselt. Rot, weil das zu unserem grossen Hochbeet und den Fensterläden unseres Hauses passt. Dann flochten wir alles, was der Garten zu dieser Jahreszeit im Überfluss hergibt – Hasel- und Weidenruten, überschüssige Ranken der Glyzinie und ein paar Maulbeerzweige – zwischen die Sprossen. Okay, ein Perfektionist hätte sich überteuerte Weidenruten gekauft, damit alles schön ordentlich aussieht, aber bei uns darf es gerne ein wenig wilder sein. Blätter und kleine Zweiglein, die beim Flechten nicht gebraucht wurden, landeten als unterste Schicht des Hochbeetes im Laufgitter. Dann kleideten wir die Wände von innen mit Plastikfolie aus, füllten eine Schicht Heu und ein paar Säcke Erde ein und fertig war das Beet. Vielleicht folgt im Frühling noch ein Anstrich mit Holzteer, um die Wetterfestigkeit zu verbessern, aber nur, wenn es mir gelingt, das Zeug aufzutreiben. Sonst müssen wir eben in ein paar Jahren zwei neue alte Laufgitter im Brockenhaus holen. Was auch nicht weiter schlimm wäre, dann wären wieder ein paar von den Dingern vom Markt verschwunden. Die machen sich im Garten nämlich einfach besser als im Kinderzimmer. 

Ach ja, falls man zu viele Äste geschnitten hat, muss man die nicht unbedingt entsorgen:

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Intelligenzbestien beim Einkauf

Sie sind zu dritt unterwegs. Mama, Papa und Baby. Der Zufall will es, dass sie kurz nach uns die Kasse erreichen, was sie aber nicht daran hindert, sich vorzudrängen. Ich nehme es hin, denn wer mit einem Baby unterwegs ist, hat Vorrang. Immer. Auch dann, wenn das Baby zufrieden auf einer halben Baguette kaut, während sich unsere Fünf nach einem anstrengenden Homeschooling-Tag aufführen wie eine Horde ausgehungerter Vandalen.

Nun, wie auch immer, warten müssen wir alle, denn vorne an der Kasse hat einer ein Problem mit der Karte. Zeit also, um den Inhalt des Einkaufswagens zu überprüfen. Wir, um festzustellen, ob wir etwas vergessen haben, sie, um auszumustern, was sie nicht benötigten. Eine Familienpackung tiefgekühlte Hamburger wird als überzählig erkannt und muss den Einkaufswagen verlassen. Nun ist es aber leider so, dass es zum Tiefkühler, wo die Hamburger sich gerne aufhalten, wenn sie nicht gekauft werden, mindestens zwanzig, vielleicht gar dreissig Schritte wären und wenn man schon so lange durch den Laden gelatscht ist, mag man sich sowas nicht mehr antun, das muss man verstehen. Also werden die Hamburger ins Kaugummiregal neben der Kasse ausgesetzt. So ein kleines bisschen Luftveränderung tut doch jedem gut, auch einem Tiefkühlhamburger. 

Einkaufen macht aber nicht nur müde, sondern auch hungrig und die Chips sehen ja so verlockend aus. Also wird die Packung aufgerissen. Nein, nicht vom Kind, das ist noch viel zu klein, um selber eine Tüte aufzureissen. Mama und Papa sind es, die sich mit Chips vollstopfen, währenddem sie ihre Artikel aufs Band legen. Als alles – ausser den Hamburgern – auf dem Band ist, kommt ganz zum Schluss die offene Chipspackung.  Aber wie immer, wenn man sich mal mutig den gängigen Konventionen  widersetzt hat, sitzt da vorne an der Kasse so ein engstirniger Mensch, der davon ausgeht, dass sämtliche Verpackungen, die auf dem Band liegen, unversehrt sind. (Man sollte ja wirklich meinen, inzwischen sei die Menschheit in dieser Hinsicht offener geworden, aber diese Ewiggestrigen halten unbeirrt an solchen alten Zöpfen fest.) Ja, und dann gibt das natürlich eine Riesensauerei, ungehalten schauen Mama und Papa dabei zu, wie die ungeschickte Kassiererin ihren Arbeitsplatz von Chips befreit. Na ja, immerhin hat sie genügend Anstand, sich für das Missgeschick zu entschuldigen.

Wenig später, als endlich wir an der Reihe sind mit Bezahlen, beobachte ich aus den Augenwinkeln, wie Mama und Papa ihren Einkaufszettel ganz genau studieren, um zu überprüfen, ob die Chips auch ordnungsgemäss storniert worden sind. Recht haben sie. Wäre ja wirklich die Höhe, wenn sie das Zeug auch noch bezahlen müssten, wo sie doch nicht mal alles aufessen konnten.  

orange; prettyvenditti.jetzt

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