Meine verehrten Schuhverkäufer

Mir ist bewusst, dass euer Leben in den vergangenen Jahren härter geworden ist. Der Versandhändler aus Deutschland macht euch die Kundschaft abspenstig, die Leute, die sich noch in eure Geschäfte verirren, kommen nur, um Schuhe anzuprobieren und dann doch im Netz einzukaufen und dann habt ihr auch noch andauernd Scherereien, weil die Biligware, die ihr verkauft, nicht lange hält, was den kleinen Rest an Stammkundschaft, der euch erhalten geblieben ist, vergrämt. Kein Wunder also, dass ihr allmählich nervös werdet.

Dennoch muss ich euch etwas fragen: Was denkt ihr, weshalb ich zu euch komme? Um mir Imprägnierspray  – „100 Prozent mehr Inhalt zum gleichen Preis!“ – aufschwatzen zu lassen? Um mich davon überzeugen zu lassen, dass ich ohne Wildlederbürste und Spezialpflege für dunkelblaue Schuhe nie ein wahrhaft glückliches Leben führen werde? Um mich vo euch beschwatzen zu lassen, nur mit einer Mitgliedschaft in eurem Schuhclub sei mein Leben noch lebenswert? Um festzustellen, dass eure Verkäuferinnen nicht in der Lage sind, den Satz „Ich habe jetzt leider keine Zeit, um mich mit Ihrem Schuhclub zu befassen und Zubehör brauche ich nicht“ zu verstehen.

Wisst ihr, liebe Schuhverkäufer, was ich tun werde, wenn ihr nicht damit aufhört, mich an der Kasse zu beschwatzen? Ich werde mir im Internet – natürlich nicht bei eurem grossen Konkurrenten aus Deutschland, sondern bei einem tollen Öko-Geschäft – die richtig coolen Öko-Schuhe, die ich bei euch vergeblich suche, bestellen. Ja, im Internet werde ich auch mit Werbung belästigt, aber die kann ich dezent wegclicken. Manche eurer Verkäuferinnen hingegen bringe ich nur zum Schweigen, wenn ich, nachdem ich mit meinem höflichen Nein gescheitert bin, so richtig unfreundlich werde.


 

Hausfrauenträume?

„Meiner“ war mit den Kindern neulich bei Schwiegermama und um mir eine Freude zu machen, brachte er mir einen dieser Kataloge nach Hause, die mit vielen blumigen Worten und grossartigen Versprechen Dinge anpreisen, die angeblich die Hausfrauenherzen höher schlagen lassen. Heute hatte ich endlich Zeit, mir diesen Katalog anzuschauen und jetzt weiss ich wieder, was mir zu meinem Glück alles fehlt. 

Ich habe zum Beispiel keinen Ei-Köpfer, der ein für alle Mal die Diskussion beendet, ob das Ei mit dem Messer oder mit dem Löffel korrekt geköpft wird. Gut, diese Diskussion ist eine der wenigen, die unserem Hause nicht geführt wird, aber es wäre dennoch schön, wenn man den Kompromiss einfach aus der Schublade ziehen könnte, falls sich doch einmal zwei ob dieser weltbewegenden Frage in die Haare geraten sollten. 

Leider ist auch noch keiner auf die Idee gekommen, wie elend mein Leben ohne Makronator ist. Da beglücken sie mich zum Geburtstag mit neuen Pflanzen für den Garten, schenken mir zu Weihnachten ein paar freie Tage und feiern mich am Muttertag mit Blumensträussen, aber dass mein Herz eigentlich nach einem Gerät verlangt, das mir dabei hilft, perfekt geformte Makronen aufs Blech zu zaubern, daran denkt natürlich mal wieder kein Schwein.

Ja, und wenn sie mich schon Pflanzen erfreuen wollen, warum bekomme ich dann keinen praktischen „Blatt-Glanz“ dazu geschenkt? Dieses zangenartige Ding, mit dem man jedes einzelne Blättchen auf Hochglanz polieren kann? Was wäre das doch für eine Freude, wenn ich täglich meine Putzrunde durch Garten, Gewächshaus und Wohnzimmer drehen könnte.

Wenn ich fertig poliert hätte, könnte ich mich den Fensterrahmen annehmen. Dank dem Rahmen-Clean würde sich dort nie wieder Schmutz ansammeln, was natürlich meine Lebensqualität enorm verbessern würde. Wie oft habe ich schon, wenn ich auf der Suche nach dem perfekten Satz gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt habe, die Freude am Schreiben verloren, weil mein Blick auf meine dreckigen Fensterrahmen fiel? Noch irgendwelche Fragen, weshalb ich an einer hartnäckigen Schreibblockade leide?

Natürlich sind daran nicht alleine die Fensterrahmen schuld. Auch meine schmutzigen, verstaubten Steckdosen machen mir zu schaffen. Immer und immer wieder quält mich die Frage, wie ich die Dinger sauber bekommen soll. Ein Steckdosen-Reiniger würde diesen Qualen ein für alle Mal ein Ende setzen, aber natürlich fehlt auch der in meinem Haushalt. 

Je länger ich diesen Katalog studiere, umso mehr wird mir bewusst, wie armselig die Ausstattung unseres Haushalts ist. Ich habe keine Bettdecken-Klippse (sic!), die verhindern, dass der Bettbezug verrutscht, keinen Zauberschaum, der unser WC reinigt und keinen Spritzbeutelhalter, der meinen Spritzbeutel – den ich leider auch nicht besitze – festhält, während ich die zu spritzende Masse einfülle. Ich besitze weder ein Eier-Party-Tablett, in dem ich gefüllte Eihälften transportieren könnte, noch einen griesgrämig dreinblickenden Ei-Trenner, der das Eiweiss durch seine Nasenlöcher in die Schüssel fliessen lässt. Und ein praktisches Podest mit Schublade, das den Platz unter der Mikrowelle optimal nutzt, brauche ich mir gar nicht erst zu wünschen, da ich mein trübes Dasein ohne Mikrowelle fristen muss.

Solange ich alle diese wunderbaren Dinge nicht besitze, können meine lieben Mitmenschen doch wirklich nicht von mir erwarten, dass ich meine Hausfrauenrolle mit Begeisterung ausfülle.

Wobei, wenn ich es mir recht überlege, erwartet das hier ja gar keiner von mir. Vielleicht gebe ich doch keine Bestellung auf…

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Knauserig

Geizig bin ich ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil. Wenn ich von einer Sache begeistert bin, macht es mir nichts aus, dafür etwas springen zu lassen. So kann sich mein Garten zum Beispiel absolut nicht über meine Knauserigkeit beklagen.

Noch viel weniger gehöre ich zu den Menschen, die andauernd darüber lamentieren, Kinder zu haben sei so furchtbar teuer. Ich führe nicht Buch darüber, wie viel uns die Knöpfe bis heute gekostet haben und ich werde auch nicht damit anfangen, wenn sich abzeichnet, dass es bei dem einen oder anderen noch etwas dauern kann, bis er sein eigenes Einkommen verdient. Klar, zuweilen sorge ich mich, ob wir das alles hinkriegen werden, aber es ist mir hundertmal lieber, mein Geld in die Zukunft der heranwachsenden Generation zu investieren, als mein Haus allmählich mit unnötigem Schnickschnack, der mir – angeblich – das Leben erleichtert, anzufüllen und mich mit Stammbaum-Katzen zu umgeben. 

Wenn ich aber, wie heute, eine ganze Stange Geld ausgeben muss, weil fünf Kinder ihren Turnsack ganz oder teilweise neu bestücken müssen, dann schmerzt mich trotz grosszügigen Ausverkaufsrabatten jeder einzelne Franken, der von unserem Konto abgebucht wird. Nicht, weil ich grundsätzlich etwas gegen Sport hätte – sofern ich ihn nicht betreiben muss -,  sondern weil ich beim besten Willen nicht einsehen mag, weshalb ein Turnschuh, der mit einem Schlenker oder drei Streifen versehen ist, so viel wertvoller sein soll als ein gewöhnlicher Turnschuh.

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Verzogene Bande

Da ködert…ääähm, ich meine belohnt der Grossvorteiler meines Vertrauens seine treuen Kunden, die ihre Einkäufe nicht ennet der Grenze tätigen, mit Überraschungspaketen. Pro zwanzig Franken gibt’s ein Märkli und pro zwanzig Märkli ein Päckli. Und was tun sie, die lieben Kunden? Stänkern auf Facebook rum, wie das alles doch nicht fair sei.

Nur zehn Märkli pro Einkauf, obschon man 221 Franken und 15 Rappen hingeblättert hat!

In beiden Familienpäckchen das gleiche Spielzeug – wie langweilig!

Viel zu kurz, diese Aktion.

Man kriegt diese Sammelkarte ja niiiieeee voll!

An der Expresskasse vergessen sie immer, die Märkli abzugeben.

Die Konkurrenz ist viel grosszügiger mit Sonderaktionen.

Die Verkaufsstelle Hintertupfingen hatte die Familienpäckli einen Tag zu früh im Laden. Eine Sauerei so etwas!

Wenn der vor mit die Märkli nicht will, könnte die Verkäuferin ja grosszügig sein und sie mir geben, aber nein, die gibt mir nicht mehr, als sie unbedingt muss, die blöde Kuh.

Warum bekommt man nur etwas, wenn man bei denen einkauft? Die könnten das Zeug ja auch einfach so verschenken.

In meinem Päckli hatte es lauter Dinge, die ich nicht mag. Können die nicht besser auswählen?

Und so weiter, seitenlang. Ein elendes Geheule, Gejammer und Geschimpfe, als ob vom Inhalt dieser Pakete – die ja eigentlich nichts weiter als überdimensionierte Gratismuster sind – das nackte Überleben der Familie abhinge. Und gerade so, als hätten wir auf diesem Planeten keine anderen Sorgen.

Man könnte ja auch einfach mal nett lächeln und danke sagen. Vielleicht bekäme man dann sogar ein oder zwei Märkli mehr.

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Geldsorgen der anderen Art

20. Januar 2016: Zoowärters neunter Geburtstag, viele wunderbare Geschenke, einige davon heiss ersehnt, andere mit freudiger Überraschung in Empfang genommen, obendrein noch ziemlich viel Geburtstagsgeld.

21. Januar 2016: Das Geburtstagsgeld ist noch immer im Portemonnaie. Zoowärter macht sich allmählich Sorgen, ob die Banknoten wirklich so lange haltbar sind, oder oder ob er sie ausgeben muss, bevor sie schlecht werden.

22. Januar 2016: Noch immer kein Geburtstagsgeld ausgegeben, die Unruhe steigt.

23. Januar 2016: Zoowärter packt die Gelegenheit, zumindest einen Teil seines Geldes loszuwerden, als ich in die Stadt muss, um einige Dinge zu besorgen. Ich sage ihm, er solle lieber sparen, er habe doch jetzt so viele schöne Sachen bekommen. Natürlich hört er nicht auf mich und kauft. Dennoch bleibt ein ansehnlicher Betrag in seinem Portemonnaie zurück. 

24. Januar 2016: Ein neuer grosser Wunsch nimmt in Zoowärters Herzen Gestalt an. Er zählt sein verbliebenes Geld. Es sollte knapp reichen, um den Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen.

25. Januar 2016: Zoowärter möchte jetzt wirklich endlich seinen Wunsch verwirklichen, sonst werden die Banknoten doch noch schimmlig. Ich finde aber, er solle sich die Sache noch ein wenig durch den Kopf gehen lassen. (Und ich habe nicht die geringste Lust, bei ricardo nach dem Zeug zu stöbern…)

26. Januar 2016: Zoowärter ist der Verzweiflung nahe. Wenn er nicht endlich seinen Wunsch erfüllen kann, wird er nie wieder lachen können.

27. Januar 2016: Ich erbarme mich meines Sohnes, werde schneller als erwartet fündig und ersteigere Zoowärters Herzenswunsch. Das Geburtstagsgeld ist somit bis auf den letzten Rappen verbraucht. Zoowärter ist zufrieden.

28. Januar 2016: Zoowärter ist noch immer zufrieden, es fällt ihm aber ein, dass sein Herzenswunsch noch Zubehör braucht. Ich soll also noch einmal bei ricardo vorbeischauen, was ich aber erst mal aufschiebe. Immerhin ist der Herzenswunsch noch nicht mal bei uns eingetroffen.

29. Januar 2016: Zoowärter ist am Boden zerstört. Wir haben gestöbert und erkannt, dass das Zubehör teurer ist als erwartet. Also heisst es warten und sparen. Ich weise meinen Sohn darauf hin, dass das Geld für das Zubehör gereicht hätte, wenn er am 23. auf mich gehört hätte und jetzt bricht es aus ihm heraus: Er halte das einfach nicht mehr aus, immer würden die Spielzeughersteller so viele coole Dinge auf den Markt bringen. Er wolle ja gar nicht immer gleich sein ganzes Geld ausgeben, aber wenn die immer wieder etwas Neues im Sortiment hätten, kaufe er sich am Ende sogar Sachen, die er eigentlich gar nicht so toll finde.
Ich bin sauer. Ein bisschen auf den Zoowärter, weil er trotz aller schönen Geschenke so ein Drama macht. Viel mehr aber auf die Spielzeugindustrie, die mit allen Regeln der Kunst kleine Kinder umgarnt, um ihnen vorzugaukeln, sie könnten nur glücklich sein, wenn sie mehr und noch mehr kaufen. 

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Montagsgetümmel

Eigentlich erstaunlich, wie lange man im Zeitalter des Internets Mutter sein kann, ohne zu wissen, wie das Spiel mit den fetten Rabatten auf Spielzeug in der Vor-Vorweihnachtszeit läuft. Fast fünfzehn Jahre habe ich gebraucht, um endlich auch mal mitzuspielen. Schon als Karlsson noch ein Winzling war, kaufte ich Spielsachen vorzugsweise im Internet. Verantwortungsvolle Mütter tun das nicht, ich weiss, denn beim Bestellen im Internet riecht man die Giftstoffe nicht, mit denen Spielzeughersteller ihre Produkte gerne anreichern. Aber da unsere ansonsten ziemlich fantasiebegabten Kinder um die Weihnachtszeit jeweils ganz furchtbar langweilige Wünsche vorbringen – „Ich will die Lego-Schachtel mit der Nummer 12056823656546347657556770096567“ -, brauche ich mir darüber ja wohl keine Gedanken zu machen. Ein Legostein ist ein Legostein ist ein Legostein, egal hinter welcher Artikelnummer er sich verbirgt und bis jetzt habe ich noch keinen angetroffen, der verdächtig nach Giftstoffen gerochen hat. 

Weil aber der Webshop meines Vertrauens Prinzchens Geburtstagswunsch nicht im Sortiment hat und nicht zu erwarten ist, dass ich das Zeug vor Freitag anderswo mit 30% Rabatt bekomme, stürzte ich mich für einmal ins Getümmel. Jawohl, ein Getümmel war das, an einem gewöhnlichen Montagmorgen im Herbst. Heerscharen von Müttern tummelten sich in der Spielzeugabteilung, diskutierten in den schmalen Durchgängen über die Vorzüge von Playmobil gegenüber Lego, versperrten einander gegenseitig den Weg, fuhren die Ellbogen aus und räumten die Regale leer. Grosseltern verhandelten mit Enkelkindern über die akzeptable Grösse eines Zwischendurch-Geschenkes, das die elend lange Wartezeit zwischen dem Geschenkeinkauf im Oktober und der Bescherung im Dezember überbrücken soll. Dank Telefonschaltung ins Büro war auch der eine oder andere Vater am Grosseinkauf beteiligt. 

Wie um Himmels Willen soll in diesem Gewühl eine wie ich je an Prinzchens Traumschiff herankommen? Nach einigen erfolglosen Versuchen sah ich ein, dass man den Einkaufswagen besser aus der Sache raushält und irgendwann begriff ich auch, dass man es an einem solchen Ort ohne eine Prise Frechheit zu nichts bringt. Aber auch ohne Wagen und mit Frechheit gelang es mir nicht, Prinzchens Wunschliste abzuarbeiten. Dort, wo der von ihm heiss ersehnte Adventskalender hätte stehen sollen, gähnte nämlich eine riesige Lücke im Regal, im nächsten Laden, den ich auf dem Heimweg besuchte, sah es nicht anders aus. Erst im dritten Geschäft konnte ich auch diesen letzten Punkt abhaken und mich endlich wieder in meine friedlichen vier Wände zurückziehen, wo zwar auch Chaos herrschte, wo ich aber immerhin bis zur Heimkehr meiner Horde keinen Ellbogen mehr in die Seite gerammt bekam. 

Der heutige Morgen hat mich zwei Dinge gelehrt:

  1. In Zukunft kaufe ich wieder alle Spielsachen online, auch wenn dabei der fette Rabatt flöten geht.
  2. Solange Eltern und Grosseltern im Oktober die Regale leer fegen, hören die Geschäfte ganz bestimmt nicht damit auf, im Herbst schon einen auf Weihnachten zu machen. 

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Konsumrausch

Samstag Nachmittag, ich fahre mit Luise in ein Kaff ennet der Grenze, um ein Päckchen abzuholen, das man mir nicht in die Schweiz hat liefern wollen. (Nicht ganz konsequent für eine, die ziemlich grün denkt, ich weiss.) Autos aus der Schweiz – darunter ziemlich dicke Karossen – verstopfen die Strassen. Einen Parkplatz ergattert man nur mit grösster Mühe, in den Läden hamstern die Massen, als stünde demnächst eine schlimme Hungersnot bevor. Die Wegzehrung, die wir uns vor der Rückfahrt kaufen, scheint mir keinen Cent weniger zu kosten, als ich zu Hause bei der Migros bezahlt hätte und ich frage mich, ob meine Landsleute, die sich die Einkaufswagen bis obenhin voll beladen, tatsächlich so viel sparen, wie sie immer sagen, oder ob sie am Ende gleich viel liegen lassen, weil sie im Kaufrausch Dinge kaufen, die sie gar nicht brauchen. Diesen Ort des Grauens wieder zu verlassen, ist gar nicht so einfach, denn vom Parkplatz bis zur Grenze geht es nur im Schritttempo.

Als wir endlich wieder drüben sind, weiss ich einmal mehr: So lange ich es mir irgendwie leisten kann, tue ich mir solche Einkaufstouren ganz bestimmt nicht freiwillig an. Mag sein, dass man in der Schweiz etwas mehr Geld an der Kasse liegen lässt, dafür hat man nach dem Einkauf noch ein paar Nerven übrig. 

41 minutes; prettyvenditti.jetzt

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Eine Frage zum Schuhwerk

Günstiges Schuhgeschäft in der Schweiz, Einkauf zu Beginn der Saison: Dreckbilliges Schuhwerk, made in irgend einer schlimmen Schuhfabrik in Asien, viel Gefunkel, das die Kinder magisch anzieht. Du nimmst weit Anlauf, springst über deinen Schatten und kaufst. Zwei Wochen später sind die Schuhe im Eimer. War nicht anders zu erwarten. 

Weniger günstiges Schuhgeschäft in der Schweiz, Einkauf zu Beginn der Saison: Preis des Schuhwerks – made in irgendwo, wo es nicht ganz so anrüchig ist –  liegt hart an der Schmerzgrenze, nicht so viel Gefunkel, dafür ein Anschein von Qualität, der Mama überzeugt und immerhin genug Coolness, dass sich die Kinder vom Kauf überzeugen lassen. Einen Monat später sind die Schuhe im Eimer. Man hätte es anders erwartet, lag aber ganz offensichtlich falsch.

Teures Schuhgeschäft in der Schweiz, Einkauf zu Beginn der Saison: Über den Preis reden wir lieber nicht, vielleicht made in Italy, vielleicht auch in Asien, tolles Design, Qualität überzeugt, Kinder lassen sich nur mit Mühe überreden. Einen Monat später sind die Schuhe im Eimer. Man ist sauer. Zu diesem horrenden Preis hätte man wirklich mehr erwarten dürfen. 

Günstiges Schuhgeschäft in Frankreich, Einkauf vor Beginn der Saison, da in Frankreich das Wetter wärmer ist und man entsprechend früher Sommerschuhe braucht: Sehr moderate Preise, Schuhwerk made in Portugal oder Spain, kindergerechte Passform, originelles Design ohne unnötigen Klimbim, innert Minuten einigen sich Mama und Kinder auf den perfekten Sommerschuh. Zwei Wochen später sind die Schuhe noch wie neu. Einen Monat später auch. Zwei Monate später ebenfalls. Drei Monate später zeigen sich erste Gebrauchsspuren. Vier Monate später sind die Gebrauchsspuren etwas deutlicher. Zum Ende der Saison löst sich die Sohle. Macht nichts, nächstes Jahr wären die Schuhe ohnehin zu klein gewesen.

Himmel, warum kriegt man das bei uns nicht hin?

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Beauty Event

Die Frau wird wohl nie erfahren, welch grossen Gefallen sie mir mit ihrem rüden Auftritt an der Warenhauskasse getan hat. Da will ich nur mal schnell ein paar Kleinigkeiten bezahlen und die Verkäuferin fängt an, mich zu beschwatzen. Irgend etwas von einem „Beauty Event“, bei dem man sich die Haare machen lassen kann, die Nägel und das Make-up. „Warum sucht die gerade mich als Opfer aus?“, denke ich verzweifelt, währenddem die Kassiererin alle Register zieht, um mir den Anlass schmackhaft zu machen. Von Rabatten erzählt sie, von speziellen Neuheiten und noch einmal von den Nägeln, gerade so, als wäre ihr beim Einkassieren nicht aufgefallen, wie wenig sich meine Nägel für Lack und dergleichen interessieren. Sie redet und redet und redet und ich suche vergeblich nach einer Lücke zwischen ihren Sätzen, die es mir erlauben würde, mein Desinteresse zu verbalisieren. Was mir nicht gelingen will, schafft die Kundin neben mir mit einem einzigen Satz: „Können bitte schnell machen? Mein Bus läuft“, knurrt sie und ich bin frei, zu gehen.

Nicht zur Bushaltestelle, nein, denn mein Bus „läuft“ erst etwas später, aber ich könnte der Dame trotzdem die Füsse küssen vor lauter Dankbarkeit. Nachdem ich mir gestern eine Packung Henna aufs Haar und ein paar Salben ins Gesicht geklatscht habe, ist bereits mehr als genug für meine „Beauty“ getan, da brauche ich nicht auch noch „Events“.

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Inkonsequent

„Sie tun mir aber leid“, sagte ich zu der Kassiererin, die mir kurz vor Weihnachten erzählte, samstags sei das Geschäft jetzt jeweils bis 20 Uhr offen. „Irgendwann müssen Sie doch auch Feierabend haben und an den Bahnhöfen gibt es ja genügend Läden, die bis spät geöffnet sind.“

„So ein Schwachsinn“, sagte ich etwas später zu „Meinem“. „Wollen die denn eine 24-Stunden-Gesellschaft wie in den USA? Man kann seine Einkäufe doch planen, dann braucht man nicht am Samstagabend noch in die Läden zu rennen.“

„Du willst mir doch nicht weismachen, dass du zu keiner anderen Tageszeit einkaufen gehen kannst?“, sagte ich ein paar Tage später zu einer Freundin, als sie mir erklärte, sie sei ganz froh um die verlängerten Öffnungszeiten am Samstag. 

„Wir brauchen ganz dringend noch Katzenfutter, WC-Papier, Katzenstreu und Haushaltpapier. Ich glaube, ich fahre am besten noch schnell ins Einkaufszentrum. Die haben doch jetzt am Samstag bis 20 Uhr offen und wenn ich mich recht erinnere, haben sie alles im Sonderangebot, was wir brauchen“, sagte ich heute Abend, als ich mit Schrecken feststellte, dass gleich vier ziemlich unentbehrliche Dinge fürs Wochenende fehlten. 

Na ja, immerhin war ich konsequent genug, nicht an der Kasse anzustehen, an der die Kassiererin sass, die ich kurz vor Weihnachten dafür bemitleidet hatte, dass sie jetzt samstags bis 20 Uhr arbeiten muss. 

(Und eigentlich ist das alles gar nicht meine Schuld. Hätte Karlsson den Katzen nicht bei jedem kläglichen Miauen den Fressnapf gefüllt, wären die Futtervorräte nicht heute kurz nach 18 Uhr aufgebraucht gewesen. Katzenstreu hätten wir dann auch keine gebraucht. Und folglich auch kein Haushaltpapier, aber da gehe ich jetzt lieber nicht ins Detail.)

pasta al zafferano

pasta al zafferano; prettyvenditti.jetzt