Eine Frage zum Schuhwerk

Günstiges Schuhgeschäft in der Schweiz, Einkauf zu Beginn der Saison: Dreckbilliges Schuhwerk, made in irgend einer schlimmen Schuhfabrik in Asien, viel Gefunkel, das die Kinder magisch anzieht. Du nimmst weit Anlauf, springst über deinen Schatten und kaufst. Zwei Wochen später sind die Schuhe im Eimer. War nicht anders zu erwarten. 

Weniger günstiges Schuhgeschäft in der Schweiz, Einkauf zu Beginn der Saison: Preis des Schuhwerks – made in irgendwo, wo es nicht ganz so anrüchig ist –  liegt hart an der Schmerzgrenze, nicht so viel Gefunkel, dafür ein Anschein von Qualität, der Mama überzeugt und immerhin genug Coolness, dass sich die Kinder vom Kauf überzeugen lassen. Einen Monat später sind die Schuhe im Eimer. Man hätte es anders erwartet, lag aber ganz offensichtlich falsch.

Teures Schuhgeschäft in der Schweiz, Einkauf zu Beginn der Saison: Über den Preis reden wir lieber nicht, vielleicht made in Italy, vielleicht auch in Asien, tolles Design, Qualität überzeugt, Kinder lassen sich nur mit Mühe überreden. Einen Monat später sind die Schuhe im Eimer. Man ist sauer. Zu diesem horrenden Preis hätte man wirklich mehr erwarten dürfen. 

Günstiges Schuhgeschäft in Frankreich, Einkauf vor Beginn der Saison, da in Frankreich das Wetter wärmer ist und man entsprechend früher Sommerschuhe braucht: Sehr moderate Preise, Schuhwerk made in Portugal oder Spain, kindergerechte Passform, originelles Design ohne unnötigen Klimbim, innert Minuten einigen sich Mama und Kinder auf den perfekten Sommerschuh. Zwei Wochen später sind die Schuhe noch wie neu. Einen Monat später auch. Zwei Monate später ebenfalls. Drei Monate später zeigen sich erste Gebrauchsspuren. Vier Monate später sind die Gebrauchsspuren etwas deutlicher. Zum Ende der Saison löst sich die Sohle. Macht nichts, nächstes Jahr wären die Schuhe ohnehin zu klein gewesen.

Himmel, warum kriegt man das bei uns nicht hin?

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Geschäftstüchtig, Teil II

Wie geschäftstüchtig das Prinzchen ist, haben wir in Frankreich ja bereits erfahren, wie sehr er sich von ungewöhnlichen Verkaufsmethoden beeindrucken lässt, zeigt sich allerdings erst jetzt. Dehillerin, den berühmten Küchenladen in Paris, hat er zwar nur von aussen gesehen, weil ich keine Lust hatte, meine ganze Brut durch die engen Gänge zu schleusen, meinen Erklärungen, wie das dort drinnen läuft, hat er aber offenbar sehr aufmerksam gelauscht. „Dort drinnen hat jeder Artikel seine Nummer“, sagte ich, als ich wieder draussen war, „und wenn man wissen will, wie viel etwas kostet, muss man im Katalog nach dieser Nummer suchen.“ Während die anderen Kinder wissen wollten, warum in aller Welt die das so kompliziert machen, sagte das Prinzchen überhaupt nichts. Damals fiel mir das nicht auf, heute aber weiss ich, dass er wohl mit Nachdenken beschäftigt war.

Heute Nachmittag war Eröffnung in Prinzchens neuem Geschäft. Schneckenhäuser, Muscheln, Muschelfragmente, Strandgut aus der Grossstadt – also ein ähnliches Sortiment wie schon in Frankreich. Jetzt aber sind die Artikel nicht mehr mit einem Preisschild versehen, sondern mit einer Nummer. Zu jeder Nummer gibt es ein Kapla-Hölzchen, auf dem der Preis notiert ist und diese Kapla-Hölzchen werden in einer Schublade gelagert. Sagt man nun also „Ich hätte gern die Nummer 18. Wie viel kostet die denn?“, verschwindet das Prinzchen unter seinem Schreibtisch, kramt endlos lange in seiner Schublade und verkündet irgendwann – wenn man schon fast in Versuchung gerät, irgend einen überrissenen Preis zu bezahlen, nur damit man wieder aus seinem Laden rauskommt -, was man ihm schuldig ist. 

Wirklich beeindruckend, wie er das Dehillerin-System kopiert hat. Am Tempo muss er allerdings noch ein wenig arbeiten. Das Geschäft in Paris verliess ich nämlich mit leeren Händen, weil es mir irgendwann zu blöd wurde, darauf zu warten, bis die Amerikanerin vor mir endlich zu jeder gewünschten Nummer einen Preis hatte. 

prettyvenditti.jetzt

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Vive la lenteur!

Dienstag, 6. 4. 2015, Supermarché Saint-Rémy-de-Provence: „Himmel, das dauert ja eine Ewigkeit an dieser Kasse. Schläft die Kassiererin vielleicht? Nicht dass ich im Stress wäre, aber irgendwann möchte man ja auch wieder aus diesem Laden rauskommen.“

Ein paar Tage später, wieder an der gleichen Kasse aber mit einer anderen Kassiererin: „Schon wieder so eine Schlaftablette. Und jetzt fängt sie auch noch an, mit der Arbeitskollegin zu quatschen. Das kann dauern…“

Wieder ein paar Tage später, anderer Supermarkt, andere Kassiererin, gleiche Langsamkeit: „Scheint hierzulande üblich zu sein, dass man sich Zeit lässt an der Kasse. Na ja, ist nicht weiter schlimm…“

Nach ein paar Wochen, wieder so ein gigantischer Laden mit langer Warteschlange vor der Kasse: „Ist eigentlich noch ganz spannend, hier zu stehen und die Leute zu beobachten. Wollen wir den Grosspapa vorlassen? Der hat kaum etwas in seinem Korb und wir sind ja nicht in Eile.“

Irgendwann kurz vor der Abreise, irgendwo an irgendeiner Kasse: „Stell dich doch schon mal in die Schlange, ich hole noch ein paar Sachen. Dauert ja ohnehin noch eine Weile bis wir dran sind.“

Montag, 8. 6. 2015, Migros: „Himmel, was ist bloss mit dieser Verkäuferin los? Ist die auf der Flucht, oder was? Die hat ein Tempo drauf, dass mir beinahe schwindlig wird. Ach so, stimmt, so läuft das hierzulande. Immer diese elende Hetze…“

prendi la rabbia; prettyvenditti.jetzt

prendi la rabbia; prettyvenditti.jetzt

Freundschaft, mehr ist da nicht

Auf die Gefahr hin, ein paar wirklich liebe Menschen vor den Kopf zu stossen, sage ich heute etwas, was man eigentlich gar nicht sagen darf. Weil ich aber versuche, ein ehrlicher Mensch zu sein, sage ich es trotzdem: Auch jetzt, wo sich mein zweiter Besuch seinem Ende zuneigt, finde ich Paris… na ja, wie soll ich es nennen? Ganz okay? Nein, das ist vielleicht ein wenig untertrieben. Wunderschön? Na ja, teilweise schon, aber so als Gesamturteil wäre mir das zu dick aufgetragen. Ich glaube fast, ich muss mich mit dem Etikett „nett“ zufrieden geben.

Wie jetzt? Nur nett? Die Stadt der Liebe? Der Romantik? Der Kunst? Der Mode? Die Stadt der Träume schlechthin? Nichts weiter als nett? Ja, tut mir leid, alles in allem ist Paris für mich wie ein Mensch, mit dem ich gerne ein paar Tage verbringe und mit dem ich mich bestens unterhalte, der mir aber nicht fehlt, wenn er nicht da ist.

Klar, Montmartre, Louvre, Orsay, die Brücken, die Märkte, die Seine, die Ausstellungen, Cafés, Parks, Quartiere,… sind wirklich wunderbar, die Ferienwohnung ist gar besser als alles, was wir bisher gemietet haben, aber irgendwie will mein Herz einfach nicht höher schlagen, wenn von Frankreichs Hauptstadt die Rede ist. Es gefällt mir hier, mehr nicht. Reise ich ab, tue ich das nicht mit Wehmut, sondern eher so mit einem „Schön, dass wir uns mal wieder getroffen haben. Hat wirklich Spass gemacht. Wir bleiben in Kontakt, ja?“

Ich wünschte, ich könnte fühlen, was andere Menschen fühlen, wenn sie an Paris denken, aber zwischen uns will einfach nicht mehr werden als eine nette, aber leicht distanzierte Freundschaft. Bei meinem ersten Besuch konnte ich noch sagen: „Na ja, war halt Februar. Ausserdem hatten ‚Meiner‘ und ich Krach. Da kann man wohl nicht zu viel erwarten“, aber jetz, wo der Himmel blau ist und man den Café au Lait auf dem Trottoir schlürft, hätte ich von mir selber schon etwas mehr Gefühlsduselei erwartet. Zumal ich ja ganz und gar nichts dagegen gehabt hätte, mich endlich so heftig in Paris zu verlieben, wie ich mir das als Teenager jeweils erträumt hatte.

 

Nie im Leben

„Diesmal gehe ich vielleicht rauf“, sagte ich vor einigen Wochen, als Paris noch ein ferner Gedanke war. „Ganz sicher bin ich mir zwar nicht, aber einmal im Leben sollte man schon oben gewesen sein.“

„Diesmal gehe ich wirklich rauf“, sagte ich gestern, als wir ihn vom Boot aus sahen. „Sooooo hoch ist er ja wirklich nicht. Und einmal im Leben sollte man wirklich oben gewesen sein.“

„Ich komme mit“, sagte ich heute Vormittag, als wir den Tag planten. „Ein wenig mulmig ist mir zwar schon, aber einmal im Leben sollte man oben gewesen sein.“

Tja, und dann stand ich unter ihm, blickte nach oben, zu dem gigantischen Tennisball, der dort gerade hängt, sah den Glasboden der ersten Etage und wusste: Nie im Leben gehe ich dort hoch. Mag sein, dass man einmal im Leben oben gewesen sein sollte, mich aber bringt man um nichts in der Welt dazu, den Lift zu besteigen, geschweige denn die Stufen zu erklimmen. Also blieb ich unten und sah mit ungutem Gefühl dabei zu, wie meine sechs Lieblingsmenschen das Ungetüm erklommen.

Zwei Stunden lang sassen wir da, ich und meine Höhenangst, blickten so wenig wie möglich nach oben und warteten, bis der Rest der Familie endlich wieder Vernunft annahm. Mag sein, dass ich etwas verpasst habe, dafür sind die Höhenangst und ich jetzt wieder bestens miteinander vertraut und ich werde mir nicht so schnell wieder einreden, sooooo hoch sei der Kerl ja nicht.

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Paris

Fährst du nach Paris, dann warnen sie dich vor allem möglichen. Vor Taschendieben, vor kaltschnäuzigen Grossstädtern, vor den Touristenmassen, vor überteuerten Unterkünften, vor… Ach, was soll ich auch weitermachen mit meiner Aufzählung? Ihr wisst ja selbst, wovor sie einen alle warnen, bevor man die Koffer packt und fährt. So viel warnen sie, dass man sich irgendwann fragt, ob man überhaupt hingehen soll. Muss sich ja seit dem letzten Besuch sehr zum Schlechten verändert haben, dieses Paris. 

Nun möchte ich natürlich keineswegs behaupten, alle diese Warnungen seien ganz und gar aus der Luft gegriffen. Immerhin haben die ja neulich aus Protest gegen die Taschendiebe einen ganzen Tag lang den Eiffelturm geschlossen. Aber in Paris können sie auch anders. Da passiert es dir zum Beispiel, dass dir im Bus die eine Dame erklärt, wo du die günstigsten ÖV-Tickets bekommst, während die andere ihren Sitzplatz für dein Kind hergibt und die Dritte dir zeigt, wo du dein Busticket entwerten musst. Die Atmosphäre ist eindeutig freundlicher als bei uns zu Hause im Bus Nummer drei und es kommt einem fast vor, als bestehe ein heimlicher Wettstreit, wer am häufigsten seinen Platz für einen Älteren, Jüngeren oder sonst irgendwie Schwächeren räumt. 

Oh ja, ich weiss, was ihr jetzt denkt, ihr Zyniker da draussen. „Hilfsbereitschaft? In Paris? Hast du schon überprüft, ob dein Portemonnaie noch da ist?“ Ich versichere euch, es ist noch da. Zusammen mit der Gewissheit, dass sich nicht hinter jeder freundlichen Handlung Betrug verbirgt. Auch in Paris nicht. 

(Von der nicht nur bezahlbaren, sondern richtig tollen Unterkunft und dem Vermieter, der sich sonntags umgehend aufs Velo schwingt, wenn ein Problem auftaucht, erzähle ich dann ein andermal.)  

Abreisegedanken

Wenn eine begrenzte Anzahl Menschen mit einer begrenzten Anzahl Socken in einem räumlich ziemlich stark begrenzten Haus für eine begrenzte Zeit lebt, müsste es dann nicht fast ausgeschlossen sein, dass am Ende dieser Zeit zehn verzweifelte Einzelsocken auf Partnersuche sind?

Wenn drei dieser Menschen eine begrenzte Anzahl Legosteine mitnehmen und mit diesen Legosteinen nur in einem einzigen Raum des räumlich ziemlich stark begrenzten Hauses spielen, wie kommt es dann, dass man beim Aufräumen in fast jedem Winkel des Hauses Legosteine findet? 

Wenn der ganze Krempel, den diese Menschen mitgeschleppt haben, kurz nach der Ankunft bereits im ganzen Haus verteilt war, dann müsste dieser Krempel vor der Abreise doch eigentlich ebenso schnell wieder zurück in die Koffer und Taschen wandern.

Wenn diese Menschen gewöhnlich für eine viel begrenztere Zeit verreisen,  dürften sie doch eigentlich nach acht Wochen nicht sagen: „In einer Woche fahren wir schon wieder nach Hause.“

 

Wenn Mama Venditti nicht unter die Leute kommt…

…dann geht das anfänglich ganz gut. Gar nicht so schlimm, mal etwas weniger Zeit zu verquatschen, denkt sie. Und überhaupt: Alleine ist man in dieser Familie ja nie, da gibt’s immer jemanden, der Lust auf ein Gespräch hat, manchmal auch spät abends, wenn Mama Vendittis Bedarf an sozialer Interaktion längst gedeckt wäre. Nach einer Weile aber fängt sie an, ihre Freunde zu vermissen und sie ist dankbar für die Erfindung von Social Media, wohl wissend, dass die kurzen Kommentare einen tiefschürfenden Meinungsaustausch nie und nimmer ersetzen können. 

Spätestens jetzt wäre es Zeit für ein paar Stunden mit Freunden, doch während einer Auszeit gestalten sich solche Dinge bekanntlich etwas schwierig, also fängt sie an, mit jedem zu quatschen, der naiv genug ist, sich auf ein Gespräch einzulassen. Mit der deutschen Touristin, die bei der Schafparade zufällig an der gleichen Strassenecke steht, wird erörtert, warum es so viele Menschen in die Provence zieht. Mit dem Auswanderer, der auf dem Markt edle Kaffeekannen verkauft, unterhält man sich über Waldorf-Schulen in Frankreich. Mit dem Iren, der seit Menschengedenken mit handgefertigten Holzschwertern und Ritterkostümen handelt, redet man erst mal über Homeschooling, dann von Flüchtlingspolitik, schliesslich stünde man kurz davor, die Welt zu retten, würde nicht Mama Vendittis Familie deutliche Anzeichen von Ungeduld erkennen lassen. Sogar mit der blasierten Verkäuferin im Delikatessengeschäft tauscht sie sich eifrig über Vorlieben beim Kochen aus und stünde nicht demnächst das Ende der Auszeit bevor, sie würde wohl anfangen, die Bäume zu belästigen…
Seid also vorgewarnt, liebe Freunde, wenn Mama Venditti wieder zu Hause ist, hat sie ganz schrecklich viel Nachholbedarf.

  

Von Schafen und Touristen

Hier im Städtchen (oder zumindest in der Region) hat es

  • ein kleines Gebirge, „les Alpilles“ genannt,
  • viel Sonne und Wärme
  • eine beträchtliche Anzahl Feiertage, die irgendwie totgeschlagen werden wollen
  • eine überwältigende Anzahl Touristen aus dem In- und Ausland
  • eine beträchtliche, wenn auch nicht überwältigende Anzahl Schafe
  • ziemlich viele Marktfahrer mit ansprechendem Warenangebot
  • ziemlich viele fahrende Antiquitätenhändler
  • eine Strassenputzmaschine

Diese Schafe, so will es die Natur, verbringen die sonnigen, warmen Tage gerne auf den Weiden oben auf dem kleinen Gebirge, also müssen die Schafe irgendwie dorthin kommen. Früher begleiteten die Hirten die Schafe zu Fuss, heute aber, wo alles irgendwie rentieren muss, packt man die Tiere lieber auf ein motorisiertes Fahrzeug. Geht schneller und ist weniger schweisstreibend. 

Für die Schafe und die Hirten wäre also gesorgt, aber was stellt man bloss mit all den Touristen an, die auch irgendwie bei Laune gehalten werden wollen? Erst recht an diesen Feiertagen, an denen sie noch zahlreicher kommen als sonst und nicht so recht wissen, was sie anfangen sollen, wo doch fast alle Geschäfte geschlossen sind?

„Wir haben Schafe, Berge, Feiertage und Touristen“, muss ein findiger Mensch vor ein paar Jahren mal in einer Runde zur Förderung des Stadtlebens messerscharf analysiert haben. „Tun wir doch einfach so, als würden wir unsere Schafe noch immer zu Fuss auf die Berge treiben, lassen wir die Viecher zwei Runden um die Stadt rennen und wenn wir das Ganze am Pfingstmontag machen, kommen die Touristen in Scharen, darauf könnt ihr Gift nehmen.“ „Pfingstmontag? Bist du dir sicher? Da sind doch alle Läden zu. Nur wegen der paar Schafe kommt doch keiner“, gab ein ewiggestriger Zauderer zu bedenken. „Na, dann holen wir eben ein paar Marktfahrer. Das zieht immer bei den Touristen“, schlug ein anderer vor. „Aber nur mit Schafen und einer Handvoll Marktfahrer lässt sich kein Programm machen. Die Viecher sind im Nu zweimal um die Stadt herum und was fängst du dann mit all den Touristen an, die eigens deswegen in die Stadt gekommen sind?“, stänkerte der Zauderer weiter. „Dann holen wir eben noch ein paar Antiquitätenhändler. Die Kerle müssen ihren Ramsch doch auch loswerden und Touristen stehen auf das Zeugs“, schlug der Erste vor und die anderen in der Runde nickten zustimmend. „Aber die Viecher machen ganz schön Dreck“, wehrte sich der Zauderer ein letztes Mal. „Dann jagen wir eben am Schluss noch schnell die Putzmaschine durch die Strassen. Hat ja ohnehin ein Heidengeld gekostet, das Ding, da muss man es auch amortisieren“, sagte einer und damit war die Sache beschlossen.

Und so kam es, dass heute früh – wie jedes Jahr am Pfingstmontag – eine überwältigende Anzahl Touristen aus dem In- und Ausland ins Städtchen strömte, um einer beträchtlichen aber nicht überwältigenden Anzahl von Schafen dabei zuzusehen, wie sie so tun mussten, als würden sie noch immer zu Fuss auf ihre warmen, sonnenbeschienenen Weiden oben in den Bergen getrieben. Nach einer halben Stunde waren die Schafe wieder weg und bald darauf, als die Putzmaschine ihre Runden gedreht hatte, auch der Dreck, den sie hinterlassen hatten und die Touristen hatten eine Ausrede, den Rest des Pfingstmontags bei Marktfahrern und Antiquitätenhändlern totzuschlagen.

(Die Schafe waren übrigens äusserst reizvoll.) 

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