Punktebetrug

Vor einigen Tagen fasste ich den Entschluss, das Punktekonto aufzulösen, welches Schwiegermama bei einem der grossen Detailhändler besass. Rückblickend mag man sich ja fragen, was mich zu diesem wahnwitzigen Vorhaben bewogen hat. So ein Kundenkonto könnte doch einfach ungenutzt vor sich hin gammeln, bis es sich in irgendwann von selbst auflöst.

Natürlich hätte es so bleiben können, wäre nicht der Detailhändler nach einigen Monaten schrecklich nervös geworden, weil auf diesem Konto keine frischen Kundendaten mehr eingingen. Also musste Werbung her. Werbung, welche die Post, die weiss, dass an Schwiegermamas Adresse niemand mehr den Briefkasten leert, pflichtbewusst – und kostenpflichtig – an uns weiterleitet. Nun bin ich grundsätzlich kein geiziger Mensch, aber Geld auszugeben, um Werbesendungen nachgeliefert zu bekommen, ist mir wirklich zu blöd. Und weil ich in den letzten Monaten schon so manche von Schwiegermamas Werbesendungen problemlos habe stornieren können, erwartete ich auch diesmal keinen namhaften Widerstand. 

Nun, ich habe mich mal wieder geirrt…

Misstrauisch hätte ich schon werden müssen, als ich auf der Website keinen einzigen brauchbaren Hinweis bezüglich der Auflösung eines Kundenkontos finden konnte. Unbekümmert, wie ich nun mal bin, beschloss ich, mein Anliegen via Kontaktformular vorzubringen. Weil ich Schwiegermamas Kundennummer nicht zur Hand hatte, schrieb ich, sie sollten doch bitte so freundlich sein, die im Kontaktformular angegebene Adresse zu löschen. Hat in den vergangenen Monaten schon mehrmals gut funktioniert, warum also nicht auch hier?

Na ja, zuerst einmal, weil die Nachricht offenbar von jemandem empfangen wurde, der nicht besonders gut lesen kann. Als Antwort kam nämlich zurück, ich solle doch bitte die Adresse angeben, ohne diese Angabe könne überhaupt nichts aufgelöst werden. Ich verkniff mir den bissigen Kommentar, die Adresse hätte ich ja bereits angegeben und tippte sie brav ein zweites Mal ein.

„Denkst du, ich muss die darauf hinweisen, dass der Name auf der Karte nicht mit dem Namen deiner Mutter übereinstimmt?“, fragte ich „Meinen“, bevor ich die Mail losschickte. Wir waren uns einig, das sei wohl nicht nötig. Reicht doch, wenn man denen sagt, das Konto werde nicht mehr genutzt. Wen interessiert denn schon, dass Schwiegermama bei der Kontoeröffnung aus unerfindlichen Gründen den Namen ihres Sohnes, der damals noch an der gleichen Adresse wie sie lebte, angab?

Ach, was bin ich doch für ein naiver Mensch… Natürlich waren die Leute vom Kundendienst genau an diesem Punkt ganz brennend interessiert. Ob ich mir denn ganz sicher sei, dass der Herr Venditti, der als Kontoinhaber angegeben sei, die Karte nicht mehr benötige, schrieb man mir. Jawohl, ich sei mir dessen ganz sicher, schrieb ich umgehend zurück. Der Herr Venditti habe inzwischen nämlich schon längst seine eigene Kundenkarte und habe nichts dagegen, wenn das Konto aufgelöst werde. Damit war die Sache für mich abgeschlossen.

Für sie aber nicht. Heute Morgen fand ich ein Formular in meiner Mailbox. Der Herr Venditti solle doch bitte mit Unterschrift bestätigen, dass das Konto aufgelöst werden darf.  Ausserdem soll er angeben, auf welches Kundenkonto er die 3959 verbliebenen Punkte – immerhin der Gegenwert für einen kleinen Sandwichtoaster – gutgeschrieben haben möchte.

„Meiner“ wird dieses Formular selbstverständlich ausfüllen, damit endlich Ruhe herrscht. Aber mir schwant Übles. „Meiners“ Vorname ist nämlich auf Schwiegermamas Karte falsch geschrieben und wenn die Schreibweise auf dem Formular nicht mit der Schreibweise in der Kundendatei übereinstimmt, wittern die Sachbearbeiter bestimmt Betrug. Wer garantiert denen denn, dass „Meiner“ und ich nicht fiese Trickbetrüger sind, die eine arme, alte Frau um 3959 Punkte – für die man auch einen kleinen Espressozubereiter bekommen könnte – prellen wollen? 

Ich fürchte, ich muss schon mal die Erbbescheinigung hervorkramen, damit „Meiner“ sich als rechtmässigen Erben des Punkteguthabens ausweisen kann. 

plättli

Da ist sie wieder

Es war, als hätte sie gespürt, dass das Ende naht. Wenige Tage vor Schwiegermamas Tod war die Katze plötzlich verschwunden. Sie, die noch nie draussen gewesen war, machte sich plötzlich auf und davon, gerade so, als müsste sie sich ein wenig zurückziehen. Alles Suchen und Rufen war vergeblich, das Tier blieb verschwunden.

Davon durfte Schwiegermama natürlich nichts erfahren, denn sie hatte schon genug Schweres zu tragen in ihren letzten Tagen und auch der italienischen Verwandtschaft mussten wir eins ums andere Mal versichern, der Katze gehe es gut, obschon wir doch keine Ahnung hatten, was aus ihr geworden war. Zwar meinte die Nachbarin, sie sei ihr eines Tages in der Waschküche begegnet, aber wer konnte denn so sicher sein, ob es sich bei dem Tier tatsächlich um Schwiegermamas Katze handelte? Wo es doch in unserem Quartier von schwarz-weissen, übergewichtigen Katzen nur so wimmelt. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als in der Verwandtschaft so zu tun, als sei alles in bester Ordnung, während wir uns insgeheim damit abzufinden begannen, dass wir die Katze, die sich doch gerade mal so knapp bei uns eingelebt hatte, nie wieder zu Gesicht bekommen würden. Und weil die italienische Verwandtschaft sich ja auch in den Sozialen Medien rumtreibt, konnten wir nicht mal eine Vermisstmeldung auf Facebook posten… „Vielleicht kommt sie ja zurück, wenn die Beerdigung durch ist“, bemerkte ich irgendwann, ohne wirklich zu glauben, was ich da gerade sagte.

Nun, die Katze brauchte wohl noch ein paar Tage länger, um von Schwiegermama Abschied zu nehmen, denn am Donnerstag, als wir von der Abdankung zurückkamen, war sie noch nicht da. Heute aber tauchte sie plötzlich wieder auf, ein wenig schlanker als vor ihrem Verschwinden, dafür aber zutraulicher als je zuvor.

Es sieht ganz so aus, als hätte sie sich damit abgefunden, dass wir jetzt ihre Familie sind. 

blommor

 

 

Andere Phase

Als sich bereits am Dienstag abzeichnete, dass ich spätestens am Donnerstagabend auf dem Zahnfleisch gehen würde, verkündete ich: „Der Freitag gehört ganz alleine mir!“ Dann könnte ich endlich wiedermal…

den ganzen Tag intensiv an meiner Geschichte arbeiten, die schon so lange auf ihre Fertigstellung wartet,

oder mich mit einem guten Buch in den Garten setzen und das schöne Wetter geniessen, 

oder die Stelle, wo der Gartenteich hinkommen soll, mal richtig jäten und vorbereiten, 

oder Croissants backen. Und Brioches. Und Laugengebäck,

…. oder in den Wald gehen, 

oder in der Stadt einen Kaffee trinken und in den Buchhandlungen nach Lesestoff stöbern, 

oder gemütlich mit jemandem einen Tee trinken und ein wenig plaudern, 

oder mit dem Velo in die Stadtgärtnerei fahren, das lauschige Gartencafé geniessen und ein paar Blumen für den Balkon kaufen, 

oder sonst irgend etwas tun, was mir Freude macht, 

… oder Schwiegermama zur Nachkontrolle ins Spital begleiten und dann bis zum frühen Nachmittag mit ihr auf der Notfallstation warten, weil aus einer latenten Geschichte etwas Akutes geworden ist. 

Wann werde ich endlich begreifen, dass auf die „Bei uns dreht sich alles um die Kinder“-Phase nicht die „Jetzt bin aber ich wiedermal dran“-Phase folgt, sondern die „Schwiegermama braucht uns jetzt ganz dringend“-Phase? 

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Garten oder Ferien?

Oh ja, wir brauchen Ferien und zwar ganz dringend. Die vergangenen Wochen waren angefüllt mit allem, was das Familienleben zu einem nie enden wollenden Rennen im Hamsterrad macht. Magen-Darm-Käfer, die vom einen Kind zum anderen gereicht wurden und zwar so, dass immer dann, wenn endlich wieder einer gesund zur Schule ging, der andere krank zu Hause bleiben musste. Nie enden wollende Putz- und Aufräumorgien. Prüfungen, bei denen im allerletzten Moment elterliche Unterstützung gefragt war. Schwiegermütterliche Gesundheitsprobleme, bei denen nicht nur unsere moralische Unterstützung, sondern auch unsere Fähigkeiten als Übersetzer gefragt waren. Ein Kater, der sich entschlossen hat, seine gute Kinderstube hinter sich zu lassen und sein Geschäft überall dort zu verrichten, wo es gerade verführerisch nach frisch gewaschener Wäsche riecht. Zahlreiche Termine, zum Beispiel ein Schulgespräch, das freundlicherweise auf zwei Termine mitten am Vormittag aufgeteilt wurde, weil Mama Venditti ja flexibler ist als die Menschen, die sie zum Gespräch treffen soll. Schülerkonzerte und Schulbesuchstage, bei denen man halt gerne anwesend ist, ganz egal, wie wenig Zeit man eigentlich hat. Und sonst noch ein paar Dinge, die dafür sorgen, dass wir das Gefühl haben, wir hätten uns zehn freie Tage in mehr als verdient.

Dabei gibt es nur ein Problem: Ich will mich nicht von meinem Garten trennen. Mitten im Winter, als wir das Ferienhaus reservierten, dachte ich natürlich noch nicht daran, dass ich Anfang April meinen Tulpen beim Erblühen und meinen Setzlingen beim Wachsen zusehen will. Doch jetzt, wo allmählich der Tag naht, an dem wir unsere Koffer packen müssen dürfen, packt mich die Wehmut und ich ertappe mich dabei, wie ich nach Ausreden suche, damit ich zu Hause bleiben darf. Wie, ihr glaubt, ich würde übertreiben? Aber nicht doch! Ich habe gar verlauten lassen, vielleicht wäre es besser, wenn ich hier bliebe, denn man könne ja nie wissen, ob Schwiegermama Unterstützung brauche. 

Ihr seht also, ih will mich wirklich nicht von meinen Pflanzen trennen. Auch nicht für zehn dringend benötigte Ferientage. 

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Mit Wurst zum Erfolg

Was habe ich nicht alles getan, um ihr irgendwann vielleicht doch noch eine Freude zu machen? Potthässliche Nelken habe ich gekauft, weil ihr nur diese gefallen. Stundenlang Zitronenmarmelade gekocht, weil sie Saures lieber mag als Süsses. Errötend an der Kioskkasse gestanden, um die Romane, die sie so gerne liest, zu bezahlen. Sogar den Wunsch nach einem Hund half ich zu erfüllen. Und mehr als einmal verbrachte ich ihr zuliebe endlose Stunden im überfüllten Shoppingcenter. Es half alles nichts. Die Schwiegertochter, die mit einem einzigen Jawort all ihre Träume zum Platzen gebracht hatte, sollte bloss nicht glauben, damit lasse sich der angerichtete Schaden wieder gut machen.

Jetzt endlich ist es mir gelungen, Schwiegermama glücklich zu machen und zwar mit einer Wurst. Ausgerechnet ich, die ich ihr mit meinem Vegetarismus so viel Kummer bereitet habe, habe für sie die beste Wurst der Welt aufgespürt. Eine ohne Rind und Kalb, dafür mit ganz viel Schwein, also einfach perfekt. Dafür gebührt mir Lob und Dank – zwei Dinge, die Schwiegermama nur sparsam verteilt.

Wie gerne würde ich mich jetzt, wo mir endlich Erfolg beschieden ist, ein wenig auf meinen Lorbeeren ausruhen, aber ich darf nicht. Ich muss Wurstnachschub besorgen, doch das ist einfacher gesagt als getan. Ich kann mich nämlich beim besten Willen nicht mehr erinnern, welche es war.

Nur der Feinschliff fehlt noch

Eigentlich wäre er dazu ausersehen gewesen, ein richtiger süditalienischer Macho zu werden, doch zum Bedauern seiner Verwandtschaft liessen ihn Fussball und schnelle Autos kalt, lautes Prahlen war auch nicht sein Ding und nachdem er im frühen Kindesalter Farbstifte und Papier für sich entdeckte, ging es nur noch bergab mit ihm.

Mit sechzehn färbte er sich die Haare in verschiedenen Rottönen.

Mit siebzehn schleppte er eine Schweizerin an.

Mit knapp zwanzig entschied er sich, Primarlehrer zu werden, anstatt einen Beruf zu wählen, bei dem man den ganzen Tag wichtigtuerisch in Anzug und Krawatte herumstolzieren konnte.

Mit einundzwanzig trat er aus der katholischen Kirche aus.

Mit vierundzwanzig reiste er im Sommer lieber nach England als nach Italien.

Mit vierunddreissig war er Vater von fünf Kindern, obschon seine Mama ihm geraten hatte, nach zwei damit aufzuhören.

Und was für ein Vater er war. Einer, der sich nicht genierte, nachts aufzustehen, seinem Nachwuchs die Windeln zu wechseln und bei den Hausaufgaben zu helfen. Einer der seine Männlichkeit nicht in Frage gestellt sah, wenn er im Kochtopf rührte oder mit dem Staubsauger durch die Wohnung wetzte.

Für seine Verwandtschaft blieb er ein Rätsel, auch wenn sich mit der Zeit eine gewisse Bewunderung bemerkbar machte, denn auch in Süditalien sind Machos inzwischen nicht mehr so gefragt. 

Für seine Frau ist er ein Glücksfall, denn sie kann sich darauf verlassen, dass er, wenn sie ausser Hause ist, den Karren zieht. Anders als sie zwar, aber ganz bestimmt nicht schlechter. (In den meisten Fällen sogar besser, wenn man mal von den ewigen Streitereien mit seiner einzigen Tochter absieht.) Inzwischen spielt es eigentlich keine Rolle mehr, ob sie oder er zu Hause ist.

Na ja, es spielt fast keine Rolle mehr. Er muss nur noch lernen, wie die richtige Antwort lautet, wenn sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und fragt, ob die Kinder am nächsten Tag Sporttag haben.

Seine Antwort: „Sporttag? Keine Ahnung. Die Kinder haben nichts davon gesagt.“ Und das natürlich um eine Zeit, als nachfragen bei den Knöpfen nicht mehr möglich ist, weil alle schon tief und fest schlafen. (Proviant kaufen ginge übrigens auch nicht mehr, da nicht mal mehr Tankstellenshops offen sind.)

Die richtige Antwort hätte gelautet: „Nein, der Sporttag findet morgen nicht statt. Ich hatte es ja schon geahnt, denn die Wetterprognose ist wirklich mies. Und meine Vermutung hat sich mit dem Elternbrief, den die Kinder nach Hause gebracht haben, bestätigt. Was eigentlich schade ist, denn selbstverständlich habe ich bereits den ganzen Proviant für den morgigen Tag eingekauft.“

So müsste das eigentlich laufen, aber wenn man bedenkt, dass er eigentlich dazu ausersehen gewesen wäre, ein südländischer Macho zu werden, wollen wir mal grosszügig über diesen Schnitzer hinwegsehen.

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Interkultureller Dialogversuch, Teil IV

Vorbemerkung: Wie immer, wenn ich einen Einblick in die nicht immer ganz erfolgreiche Kommunikation mit der italienischen Verwandtschaft gewähre, ist auch dieser Beitrag nicht wertend zu verstehen. Er soll einfach zeigen, wie man auch nach Jahren noch grandios aneinander vorbei reden kann.

Am Gespräch beteiligt: „Meiner“ und Schwiegermama (der es momentan übrigens den Umständen entsprechend etwas besser geht). Ausserdem wäre noch anzumerken, dass es sich um ein Telefongespräch handelte.

Schwiegermama: „Wo ist deine Frau?“

„Meiner“: „Im Schwedischkurs.“

Schwiegermama: „Lernt sie immer noch Schwedisch?“

„Meiner“: „Ja.“

Schwiegermama: „Warum lernt sie immer noch Schwedisch?“

„Meiner“: „Weil es ihr Freude macht.“

Schwiegermama: „Aber warum?“

„Meiner“: „Nun, es gibt Menschen, die gerne malen, andere gehen in einen Chor und meine Frau lernt gerne Schwedisch.“

Schwiegermama: „Wie lange will sie denn noch Schwedisch lernen?“

„Meiner“: „Solange, wie es ihr Freude macht.“

Schwiegermama: „Aber warum?“

„Meiner“: „Weil sie gerne Sprachen lernt. Und weil sie sich in den Ferien mit den Leuten verständigen will.“

Schwiegermama: „Aber warum denn?“

„Meiner“: „Damit sie ein schwedisches Buch lesen kann.“

Schwiegermama: „Es wäre besser, sie würde sich ein wenig bewegen.“

„Meiner“: „Was willst du damit sagen?“

Schwiegermama: „Dann werden die Beine und Arme länger.“

„Meiner“: „Und was soll das jetzt genau heissen?“

Schwiegermama: „Bewegung ist für alle gut!“

„Meiner“: „Genau, darum bist du auch gleich in den Turnverein eingetreten, als ich es dir damals vorgeschlagen habe.“

Schwiegermama: „Was habt ihr heute gegessen?“

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Interkultureller Dialogversuch, Teil III

Dialog Nr. 3

Daran beteiligt: Schwiegermama und ich. Wir unterhalten uns darüber, was aus Karlsson nach der obligatorischen Schulzeit werden soll.

Ich: „Er ist halt eher ein Kopfmensch, ich denke also, er wird noch ein paar Jahre Schule anhängen.“

Schwiegermama: „Es muss ja nicht jeder Nägel einschlagen.“

Ich: „Tja, allzu praktisch veranlagt ist er wirklich nicht. Das hat auch die Berufsberaterin gesagt.“

Schwiegermama: „‚Deiner‘ war als Kind auch eher so. Nicht so praktisch, mehr mit dem Kopf.“

Ich: „So war ich auch. Habe lieber gelesen, als etwas mit den Händen gemacht. Karlsson hat das also gleich von uns beiden.“

Schwiegermama: „Tja, wenn gleich beide nichts können, dann werden Kinder eben so wie Karlsson.“

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Nahtlos

Was uns gestern (oder so) noch beschäftigte:

Krippe und wenn ja, wie viel darf es kosten? Oder vielleicht doch lieber auf ein zweites Einkommen verzichten? Läuft das finanziell etwa aufs Gleiche hinaus? Und abgesehen von den Finanzen: Wie viele Stunden in der Woche sollen die Kinder fremdbetreut sein? Oder könnte man mit geschicktem Jobsharing die Fremdbetreuung gänzlich umgehen? Und wie steht’s mit den Kräften? Liegt noch Freizeit drin neben Kindern, Job und Haushalt? Zeit für uns, Zeit für die ganze Familie, die nicht verplant ist? Und wo ist die Notbremse, falls es mal zu viel wird?

Viel Zeit ist noch nicht vergangen seither, und schon lauten die Fragen:

Geht’s noch eine Weile in ihren eigenen vier Wänden? Oder bei uns? Oder vielleicht doch ins Pflegeheim und wenn ja, für wie lange? Vorübergehend? Für immer? Was ist gut für sie? Gesundheitlich? Finanziell? Und was ist gut für uns? Wo braucht sie uns und wo müssen andere einspringen? Wo liegt ihre Schmerzgrenze, wo die unsere? Wann ist ein Ja gefordert, wann ein Nein erlaubt? Liegt noch Familienleben drin, oder muss jetzt alles andere hintanstehen? Und wo ist die Notbremse, falls es mal zu viel wird? 

Mein liebes Leben, ich weiss, dir ist ziemlich egal, was ich denke, aber manchmal wünschte ich mir, du hättest uns zwischen diesen beiden Phasen eine etwas längere Verschnaufpause gegönnt. 

broken dreams; prettyvenditti.jetzt

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Notfallgeplänkel

Gestern mal wieder sechs Stunden Notaufnahme. Der Warteraum voll mit keuchenden, blassen erschöpften Patienten, ein paar mit Herzproblemen, an meiner Seite die Schwiegermama, die in der Verwirrung des hohen Fiebers anderer Leute Cola austrinkt, dann noch ein oder zwei Bagatellfälle und eine Dame am Empfang, die sich vor lauter Kranken kaum mehr zu helfen weiss. Obschon immer mal wieder der eine oder andere tiefe Seufzer zu vernehmen ist, warten doch alle geduldig. Alle? Nein, natürlich nicht. Die Bagatellfälle belagern provokativ den Empfangsschalter, drängen zittrige, fiebernde Neuankömmlinge ab und verlangen alle paar Minuten lautstark nach dem Arzt, weil sie jetzt wirklich nicht mehr länger warten können, da es sonst zu Ende geht mit ihnen. 

Ich sitze da, beobachte das Treiben und denke einmal mehr: Gott sei Dank habe ich mich nie für eine Laufbahn im Gesundheitswesen entschieden. Müsste ich mich Tag für Tag mit solchen Menschen rumschlagen, würde ich sie wohl durchschütteln, bis sie wirklich Grund hätten, lautstark nach einem Arzt zu rufen. 

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