La Burocrazia zeigt sich von ihrer netten Seite

La Burocrazia Italiana kann ganz schön nerven. Sie kann kleinlich sein, herablassend, unpünktlich, unnötig kompliziert, träge, wichtigtuerisch und absolut unverständlich für Menschen, die in der Schweiz gross geworden sind. Zu jedem Besuch auf dem Konsulat gehört auch der Anblick verzweifelter Secondas und Secondos, die es nicht fassen können, dass man ihnen so etwas zumutet.

Wie wir heute erfahren haben, kann sie aber auch ganz anders.

Sie kann einen nach zehn Minuten Wartezeit ausgesprochen höflich ins Zimmer bitten, wo ein perfekt vorbereiteter Staatsdiener darauf wartet, der Grossfamilie Venditti – mit Ausnahme der Mutter, die nur dabei sein muss, um zu unterschreiben – italienische Pässe auszustellen. Nachdem der freundliche Herr sich vergewissert hat, dass sowohl „Meiner“ als auch ich des Italienischen mächtig sind, wechselt er zu einem makellosen Deutsch und von da an ist La Burocrazia pure Nebensache. Natürlich muss hin und wieder eine Unterschrift gesetzt oder ein Fingerabdruck gemacht werden, aber viel mehr ist dem Herrn an gepflegter Konversation gelegen. Wittgenstein, Brecht, Marx, Günther Anders, Shakespeare, zwischendurch auch mal ein Diplomatenwitz über das verschlafene Bern oder eine Bemerkung über das AKW in unserer Nachbarschaft – das sind die Dinge, über die er mit uns reden möchte und nicht die Lappalie, dass „Meiners“ Heimatgemeinde noch nicht alle unsere Kinder im Register vermerkt hat. Dass er unseretwegen eine halbe Stunde über Dienstschluss hinaus arbeiten muss, ist ihm vollkommen egal, dass unsere Kinder nur ein paar Worte italienisch sprechen, ist kein Thema. Nach neunzig Minuten verlassen wir das Konsulat mit sechs nagelneuen Pässen.

So reibungslos ist das alles gelaufen, dass ich mir ernsthaft überlege, ob ich die Einladung des netten Herrn annehmen und die italienische Staatsbürgerschaft beantragen soll. Jetzt, wo alle anderen auch auf dem Papier halbe Italiener sind, fühle ich mich ein wenig einsam in der Familie.

Aber wer sagt mir denn, dass La Burocrazia auch so nett und unkompliziert ist, wenn ich als Bittstellerin auftrete? Dass sie auch ganz anders kann, habe ich ja schon zur Genüge miterlebt…

3C711AB9-7E4B-4981-8A31-F8F11BDFD591.jpeg

Erholung? Doch nicht in den Ferien!

Der FeuerwehrRitterRömerPirat und ich sind uns einig: Rom war Stress pur. Klar, das Kolosseum war beeindruckend, die Villa Borghese und die Trajanssäule auch. Das Wetter war traumhaft und wir beide haben keinerlei Mühe damit, ein paar Köstlichkeiten der italienischen Küche aufzuzählen, die wir vermissen werden. Während er sich über die Sangoku-Figur freut, die er in der Ewigen Stadt günstig erstanden hat, kann ich es kaum erwarten, die Rezepte aus dem Lievito-Madre-Backbuch, das ich mir als Souvenir auserkoren habe, auszuprobieren. Die Woche im Süden war also keine reine Zeitverschwendung. 

Aber der ganze Lärm, die vielen Menschen, die endlosen Fussmärsche bis endlich wieder eine Metrostation in Sicht war, der Diebstahl meines Portemonnaies, das Warten auf andere Familienmitglieder, die immer nur wollten, was uns gerade nicht in den Kram passte, die an Hitze grenzende Wärme, das Gedränge bei jeder Sehenswürdigkeit und in der Metro, der Mangel an Zeit ganz für sich allein,…

Der FeuerwehrRitterRömerPirat und ich sind uns einig: Rom wäre eigentlich schon okay, aber jetzt, wo wir es gesehen haben, bräuchten wir dringend ein paar Tage Erholung.

Zu blöd nur, dass die Ferien vorbei sind…

rosa

Fast geschafft

Der Adventsmarkt ist zwar bereits Geschichte, aber die Sache mit dem Panettone liess mir keine Ruhe. Das muss doch einfach machbar sein für eine, die seit ihrer Kindheit Kuchen bäckt. Also fing ich an, die Rezepte der italienischen Meister zu studieren. Weil ich trotz ganz passabler Italienischkenntnisse nicht jeden Schritt der endlosen Anleitungen verstand, war ich ausgesprochen erleichtert, als mir eine Freundin eine auf Deutsch verfasste Anleitung einer Italienerin zukommen liess. Und endlich verstand ich, was den Panettone so schwierig macht:

Er verzeiht dir keine Ungenauigkeit.

Er verlangt mehr Aufmerksamkeit als ein Kaffee-Vollautomat.

Er duldet niemanden neben sich. Und schon gar nicht über sich.

Er ist dein Herr und Gebieter, bis zum allerletzten Arbeitsschritt.

Nachdem ich das begriffen hatte, fühlte ich mich bereit, die Sache erneut anzugehen. Sklavisch hielt ich mich ans Rezept, fein säuberlich stellte ich die Zutaten weit  im Voraus bereit, endlos viel Zeit verbrachte ich an der Seite meiner Küchenmaschine, um darüber zu wachen, dass sie auch ja sorgsam umgehe mit dem Teig. Und siehe da: Der Aufwand hat sich gelohnt, es wurde alles so, wie es im Rezept versprochen wird.

Na ja, fast alles. Die Sache mit dem Aufhängen zum Abkühlen will noch nicht so recht klappen. Nachdem das erste Exemplar, das ich aus dem Ofen zog, einem Absturz zum Opfer fiel, habe ich mich entschieden, die anderen erst einmal aufrecht auskühlen zu lassen. Lieber ein eingefallener Panettone als ein Abgestürzter.

Aber auch das werde ich noch in den Griff bekommen. Irgendwann, wenn ich wieder in Stimmung bin, mein ganzes Sein und Wollen einem Teig zu unterordnen.

21EC6A6B-142B-407D-8D92-700409CB563E

Auto in der Krise

Fast acht Jahre lang leistete es seine Dienste tadellos. Wann immer wir seine Unterstützung brauchten, war es für uns da. Dass ich es öfter mal herzlos als „Gebrauchsgegenstand“ bezeichnete, nahm es gleichmütig hin und es schien sich auch nicht daran zu stören, dass wir nicht zu der Sorte Menschen gehören, die einmal pro Woche in der Autowaschanlage vorfahren. Ein einziges Mal zeigte es sich zickig, aber das mussten wir ihm verzeihen. Die Übermacht unzähliger Fiats und Alfa Romeos hatte ihm, einem asiatischen Fabrikat, auf unserer letzten Italienreise derart zugesetzt, dass es auf der Heimfahrt einen Zusammenbruch erlitt. Nachdem es diese Krise mithilfe eines fleissigen Tessiner Mechanikers überwunden hatte, lief es aber wieder wie geschmiert. 

Dann aber kam der verhängnisvolle Tag im vergangenen Sommer, als es einen Zusammenstoss mit einem Gemeindefahrzeug hatte, das unterwegs war, um die Hecken zu schneiden und stattdessen die Motorhaube unseres kleinen, himmelblauen Autos aufschlitzte. Seit jenem Tag ist nichts mehr, wie es einst gewesen war. Ob es daran liegt, dass wir nicht bereit waren, 5000 Franken aufzuwerfen, um unser Fahrzeug wieder auf Vordermann zu bringen? Vielleicht fühlt es sich einfach nicht mehr attraktiv, seitdem es notdürftig repariert, mit Mickey-Mouse-Folie und Spraydose verziert, auf den Strassen herumkurven muss. Möglicherweise bin auch ich schuld an seiner tiefen Krise, denn in der Aufregung behauptete ich, mein himmelblaues Auto habe den Unfall verursacht, dabei hatte ihm das Gemeindefahrzeug doch ganz offensichtlich die Vorfahrt genommen. 

Wir könnten noch lange über seine Gefühlslandschaft rätseln, Tatsache ist, dass es sich seit diesem kleinen Unfall ganz schön gehen lässt. Erst einmal wurden seine Scheinwerfer immer schwächer und unser Auto war auch durch den regelmässigen Kauf neuer Glühlampen nicht mehr dazu zu bringen, die Lichter so hell strahlen zu lassen wie früher einst. Ein paar Wochen später wurde es bockig, wenn ich ein paar Säcke Erde geladen hatte und am Berg anfahren musste. Beinahe zur gleichen Zeit liess es die Griffe, die über den Türen angebracht sind, um alten, unbeweglichen Menschen beim Aussteigen zu helfen, plötzlich ins Leere baumeln und irgendwann weigerte es sich rundheraus, seinen Kofferraum je wieder zu schliessen. Seither fahre ich unseren Wocheneinkauf nur noch mit grösster Vorsicht nach Hause. 

Gestern nun, als unser Auto auf dem Parkplatz darauf wartete, bis „Meiner“ mit der Arbeit fertig war, kam es zu einem Zusammenstoss mit einem etwas zu hart gekickten Fussball. Vor ein paar Monaten noch hätte es sich durch so etwas nicht beeindrucken lassen, inzwischen aber ist seine psychische Verfassung so schlecht, dass es auf der Stelle seinen linken Seitenspiegel hängen liess. Der Schüler, der den Ball getreten hatte, war natürlich am Boden zerstört, aber „Meiner“ konnte ihn trösten: „Mach dir nichts draus“, sagte er. „Die Karre liegt ohnehin in ihren letzten Zügen. Nächste Woche kommt sie auf den Schrottplatz.“

Ich hoffe sehr, unser Auto hat weggehört, als „Meiner“ das gesagt hat. Mindestens bis Donnerstag sind wir nämlich noch auf seine Dienste angewiesen, aber in seiner derzeitigen Verfassung könnte es durch eine solche Aussage glatt auf die Idee kommen, den Geist auf der Stelle aufzugeben. 

img_8822

 

 

So nicht, kleiner Prinz

Mein lieber kleiner Prinz

Dass du dich vom Fussballfieber, das auf den Pausenhöfen grassiert, hast anstecken lassen, ist ein herber Schlag für mich. Würdest du bloss in der Freizeit mit deinen Freunden dem Ball nachrennen, wäre das zwar noch kein Problem für mich. Ob du nun mit dem Velo herumkurvst, oder das Tor zu treffen versuchst, ist mir einerlei. Hauptsache, du hängst nicht unmotiviert herum. Dass aber ausgerechnet du, der Liebhaber von klassischer Musik und antiken Denkmälern, erst den Marketing-Gurus von der Firma Panini auf den Leim gekrochen und dann dem Lockruf der Mattscheibe erlegen bist, will mir gar nicht gefallen.

Verzweifeln werde ich deswegen natürlich nicht gleich. Der FeuerwehrRitterRömerPirat schafft es ja auch irgendwie, sich brennend für Weltgeschichte zu interessieren und zugleich mit der Squadra Azzurra mitzufiebern. 

Wenn aber du, mein Jüngster, dich in deinem Fussballwahn an meiner Qualitätszeitung vergreifst, die in diesen Tagen leider auch nicht gänzlich ohne Bilder von verschwitzten Fussballern auskommt, geht mir das entschieden zu weit. Zumal du das Blatt nicht etwa sorgfältig von vorne bis hinten durchblätterst und dann, nach dem Ausschneiden deiner Heiligenbilder, wieder säuberlich gefaltet zurücklegst. In deiner Gier nach Bildern reisst du meine kostbare Lektüre in Fetzen. Vor dem Ausbruch des Fussballfiebers hättest du wenigstens noch den einen oder anderen Artikel im Wissensteil überflogen, aber jetzt zählen für dich nur noch Bälle, Tore und die Farben der Trikots. Lesbar ist meine Zeitung nach deinem Raubzug nicht mehr, dafür ist deine Zimmerwand vollgepflastert mit Zeitungsschnipseln. 

So etwas, mein Sohn, tut mir im Innersten weh und glaub bloss nicht, es mache für mich einen Unterschied, ob du mein Leibblatt wegen eines Italieners oder eines Schweden in Fetzen reisst. Wenn es um Fussball geht, lässt mich sogar Schweden kalt. 

img_2274

Nur der Feinschliff fehlt noch

Eigentlich wäre er dazu ausersehen gewesen, ein richtiger süditalienischer Macho zu werden, doch zum Bedauern seiner Verwandtschaft liessen ihn Fussball und schnelle Autos kalt, lautes Prahlen war auch nicht sein Ding und nachdem er im frühen Kindesalter Farbstifte und Papier für sich entdeckte, ging es nur noch bergab mit ihm.

Mit sechzehn färbte er sich die Haare in verschiedenen Rottönen.

Mit siebzehn schleppte er eine Schweizerin an.

Mit knapp zwanzig entschied er sich, Primarlehrer zu werden, anstatt einen Beruf zu wählen, bei dem man den ganzen Tag wichtigtuerisch in Anzug und Krawatte herumstolzieren konnte.

Mit einundzwanzig trat er aus der katholischen Kirche aus.

Mit vierundzwanzig reiste er im Sommer lieber nach England als nach Italien.

Mit vierunddreissig war er Vater von fünf Kindern, obschon seine Mama ihm geraten hatte, nach zwei damit aufzuhören.

Und was für ein Vater er war. Einer, der sich nicht genierte, nachts aufzustehen, seinem Nachwuchs die Windeln zu wechseln und bei den Hausaufgaben zu helfen. Einer der seine Männlichkeit nicht in Frage gestellt sah, wenn er im Kochtopf rührte oder mit dem Staubsauger durch die Wohnung wetzte.

Für seine Verwandtschaft blieb er ein Rätsel, auch wenn sich mit der Zeit eine gewisse Bewunderung bemerkbar machte, denn auch in Süditalien sind Machos inzwischen nicht mehr so gefragt. 

Für seine Frau ist er ein Glücksfall, denn sie kann sich darauf verlassen, dass er, wenn sie ausser Hause ist, den Karren zieht. Anders als sie zwar, aber ganz bestimmt nicht schlechter. (In den meisten Fällen sogar besser, wenn man mal von den ewigen Streitereien mit seiner einzigen Tochter absieht.) Inzwischen spielt es eigentlich keine Rolle mehr, ob sie oder er zu Hause ist.

Na ja, es spielt fast keine Rolle mehr. Er muss nur noch lernen, wie die richtige Antwort lautet, wenn sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und fragt, ob die Kinder am nächsten Tag Sporttag haben.

Seine Antwort: „Sporttag? Keine Ahnung. Die Kinder haben nichts davon gesagt.“ Und das natürlich um eine Zeit, als nachfragen bei den Knöpfen nicht mehr möglich ist, weil alle schon tief und fest schlafen. (Proviant kaufen ginge übrigens auch nicht mehr, da nicht mal mehr Tankstellenshops offen sind.)

Die richtige Antwort hätte gelautet: „Nein, der Sporttag findet morgen nicht statt. Ich hatte es ja schon geahnt, denn die Wetterprognose ist wirklich mies. Und meine Vermutung hat sich mit dem Elternbrief, den die Kinder nach Hause gebracht haben, bestätigt. Was eigentlich schade ist, denn selbstverständlich habe ich bereits den ganzen Proviant für den morgigen Tag eingekauft.“

So müsste das eigentlich laufen, aber wenn man bedenkt, dass er eigentlich dazu ausersehen gewesen wäre, ein südländischer Macho zu werden, wollen wir mal grosszügig über diesen Schnitzer hinwegsehen.

IMG_1434

 

Fundstücke

Was tut die Bloggende, wenn ihr in der Hitze des Sommers die Ideen ausgehen, sie aber ganz genau weiss, dass manche Menschen sich ernsthafte Sorgen machen, wenn sie mehr als zwei Tage hintereinander nichts von sich vernehmen lässt? Na, was wohl? Sie schaut nach, mit welchen Suchbegriffen sich die Leute auf ihre Seite verirren und findet Folgendes: 

  • „Teenager keine sauberen Kleider“ – Also, ich würde es mal mit der Waschmaschine probieren. Aber vielleicht geht es ja eher um die Frage, wie man einen Teenager überhaupt dazu bringt, die schmutzige Wäsche aus dem Zimmer freizugeben, zu dem die Eltern keinen Zutritt haben. In diesem Fall ist Geduld gefordert, denn nach meiner Erfahrung werden die Kleider erst aus der Geiselhaft entlassen, wenn wirklich gar nichts Sauberes mehr da ist. Man sagt, manche Teenager würden unter diesem extremen Druck sogar auf wundersame Weise die Bedienung der Waschmaschine erlernen, allerdings erst, nachdem sie ihren Erzeugern vorgehalten haben, sie würden sich nie, aber auch gar nie um die Wäsche kümmern. 
  • „wan sind kinder aus dem gröbsten raus“ – Also zuerst müssten wir natürlich mal definieren, was „das Gröbste“ ist, aber ich nehme an, die arme Person, die aus lauter Verzweiflung nicht mal mehr in der Rechtschreibung Halt fand, wollte wissen, wann das endlich ein Ende nimmt mit diesem Affentheater und darauf kann ich nur antworten: Es nimmt kein Ende. Sobald deine Kinder halbwegs vernünftig sind, wirst du selbst auf einmal anstrengend, oder deine Schwiegermutter tut schwierig, oder dein Partner will plötzlich einen Fahrraddress und Dauerwellen, oder der verschollen geglaubte Grossonkel taucht auf und will bei euch einziehen, oder… Kurz: Einer spinnt immer und darum versuchst du am besten, das alles mit Humor zu nehmen, dann ist „das Gröbste“ auch gar nicht mehr so schlimm. 
  • „geschaftdtuchtig“ – Die Person ist offensichtlich nur bei mir gelandet, weil die Suchmaschine dieses Buchstabenkonstrukt nicht als das Wort „geschäftstüchtig“ erkannt hat. Über Geschäftstüchtigkeit lernt man bei mir nun wirklich nichts, denn wenn mir eines nicht liegt, dann ist es, die Dinge zu Geld zu machen, die mir liegen. 
  • „mein tochter eine auge gross als die linke“ – Also, wenn der Grössenunterschied nicht allzu markant ist, würde ich mir da keine Sorgen machen, aber ich bin natürlich keine Expertin. 
  • „Gummistiefel auf dem Schulweg tragen“ – Spricht etwas dagegen? 
  • „Wann ist Burrata schlecht“ – Nie! Burrata ist immer gut. Es sei denn, sie wäre verdorben und dann riecht man das auch. 
  • „Bekomme ich Schnupf im Tamar“ – Also, das würde mich jetzt wirklich auch interessieren. Kann da jemand weiterhelfen? 
  • „Wird sie in einem Elternbrief gross geschrieben“ – Aber natürlich! Es sei denn, Sie schreiben über sie, dann schreiben Sie „sie“ klein. 
  • „Wie schlagen in Süditalien die Kirchenglocken“ – Auch eine interessante Frage, aber da ich gerade nicht das geringste Bedürfnis verspüre, nach Süditalien zu reisen, reiche ich sie grosszügig weiter. 
  • „Käfer im menschlichen Darm“ – Ja, ich weiss, ich schreibe immer mal wieder gerne über die lieben kleinen Käferlein, die uns regelmässig heimsuchen, aber das muss man nicht so wörtlich nehmen. Also keine Maikäfer und so. 
  • Papa Moll Bedeutung“ – Wie jetzt, der hat eine tiefere Bedeutung? Der ist gar nicht so oberflächlich und bünzlig, wie ich immer gemeint habe? 
  • „high effekt lunch break“ – Tut mir leid, da kann ich nicht dienen. Mein „lunch break“ hat einzig den „effekt“, dass ich danach ganz dringend ein Mittagsschläfchen halten will und ich glaube nicht, dass das als „high effekt“ durchgeht. 
  • „putzen in Griechenland javel“ – Echt jetzt, ich glaube, in Griechenland haben sie derzeit andere Sorgen. 
  • „grose bose alte hexe“ – Jetzt mal langsam! Erstens bin ich nicht gros, als besonders bose bin ich auch nicht bekannt, alt bin ich einzig in den Augen meiner Kinder und eine Hexe bin ich meines Wissens auch nicht, also hör gefälligst auf, mich zu beleidigen. 
  • „Smartieskuchen Kinder“ – Wie oft muss ich noch sagen, dass ich keine Smartieskuchen backe? Und ihr sollt gefälligst auch endlich damit aufhören, wenn ihr nicht wollt, dass den Lehrern eurer Kinder das Zeug irgendwann aus den Ohren kommt, weil die Kinder nie etwas anderes mitbringen. 
  • „beautiful finditti“ – Find ich irgendwie noch fitzig, äääähm, ich meine witzig. 
la collina; prettyvenditti.jetzt

la collina; prettyvenditti.jetzt

Interkultureller Dialogversuch, Teil IV

Vorbemerkung: Wie immer, wenn ich einen Einblick in die nicht immer ganz erfolgreiche Kommunikation mit der italienischen Verwandtschaft gewähre, ist auch dieser Beitrag nicht wertend zu verstehen. Er soll einfach zeigen, wie man auch nach Jahren noch grandios aneinander vorbei reden kann.

Am Gespräch beteiligt: „Meiner“ und Schwiegermama (der es momentan übrigens den Umständen entsprechend etwas besser geht). Ausserdem wäre noch anzumerken, dass es sich um ein Telefongespräch handelte.

Schwiegermama: „Wo ist deine Frau?“

„Meiner“: „Im Schwedischkurs.“

Schwiegermama: „Lernt sie immer noch Schwedisch?“

„Meiner“: „Ja.“

Schwiegermama: „Warum lernt sie immer noch Schwedisch?“

„Meiner“: „Weil es ihr Freude macht.“

Schwiegermama: „Aber warum?“

„Meiner“: „Nun, es gibt Menschen, die gerne malen, andere gehen in einen Chor und meine Frau lernt gerne Schwedisch.“

Schwiegermama: „Wie lange will sie denn noch Schwedisch lernen?“

„Meiner“: „Solange, wie es ihr Freude macht.“

Schwiegermama: „Aber warum?“

„Meiner“: „Weil sie gerne Sprachen lernt. Und weil sie sich in den Ferien mit den Leuten verständigen will.“

Schwiegermama: „Aber warum denn?“

„Meiner“: „Damit sie ein schwedisches Buch lesen kann.“

Schwiegermama: „Es wäre besser, sie würde sich ein wenig bewegen.“

„Meiner“: „Was willst du damit sagen?“

Schwiegermama: „Dann werden die Beine und Arme länger.“

„Meiner“: „Und was soll das jetzt genau heissen?“

Schwiegermama: „Bewegung ist für alle gut!“

„Meiner“: „Genau, darum bist du auch gleich in den Turnverein eingetreten, als ich es dir damals vorgeschlagen habe.“

Schwiegermama: „Was habt ihr heute gegessen?“

prettyvenditti.jetzt

prettyvenditti.jetzt

Interkultureller Dialogversuch, Teil II

Vorbemerkung: Diese Kurzdialoge, die ich gelegentlich veröffentliche, sind in keiner Weise wertend zu verstehen. Sie sollen lediglich einen Teil meiner Realität abbilden, in der ich mich seit 23 Jahren bewege und die seit Schwiegermamas Erkrankung und der Einwanderung diverser Familienmitglieder aus dem Süden immer mehr Raum in meinem Alltag einnimmt.

Dialog Nr. 2

Beteiligt: Schwiegermama und ich, einige Momente, nachdem der Arzt das Krankenzimmer verlassen hat

Ich: „Der Arzt hat sich entschuldigt, weil…

Schwiegermama (unterbricht mich mit einem mitfühlenden Lächeln auf dem Gesicht): „Aber das muss er doch nicht! Er kann doch nichts dafür!“

Ich (um die passenden italienischen Worte ringend): „…weil es noch nicht gelungen ist, eine genaue Diagnose zu stellen und du so lange warten musst, bis du weisst, was wirklich los ist. Du bist eben ein echtes Mysterium für die Ärzte.“

Schwiegermama (leicht enttäuscht): „Ach, ich dachte, er wolle sich entschuldigen, weil er kein Italienisch spricht.“

Ich (erstaunt): „Das wäre doch kein Grund, sich zu entschuldigen. Wir sind ja hier in der Deutschschweiz.“

Schwiegermama (mit leisem Vorwurf in der Stimme): „Aber ich kann ihn doch nicht verstehen, wenn er Deutsch spricht.“

prettyvenditti.jetzt

prettyvenditti.jetzt

Interkultureller Dialogversuch, Teil I

Vorbemerkung: Diese Kurzdialoge, die ich in Zukunft gelegentlich veröffentliche, sind in keiner Weise wertend zu verstehen. Sie sollen lediglich einen Teil meiner Realität abbilden, in der ich mich seit 23 Jahren bewege und die seit Schwiegermamas Erkrankung und der Einwanderung diverser Familienmitglieder aus dem Süden immer mehr Raum in meinem Alltag einnimmt.

Dialog Nr. 1

Beteiligt: „Meiner“, eine Verwandte und ihr Verlobter, die gedenken, sich in der Schweiz niederzulassen und im Begriff sind, sich ein Zimmer anzusehen, das „Meiner“ nach langem Hin und Her für den Verlobten organisiert hat.

Verwandte: „Ich denke, wir nehmen das Zimmer.“

„Meiner“: „Es ist aber nur für eine Person. Du hast gesagt, du würdest noch in Italien bleiben, ihr brauchtet nur ein Einzelzimmer.“

Verwandte: „Ich habe meine Pläne geändert.“

„Meiner“: „Okay, das Zimmer ist trotzdem nur für eine Person. Und im anderen Zimmer, das die Frau zu vermieten hat, wohnt gerade ein Belgier.“

Verlobter: „Ein Belgier? Ich mag keine Belgier.“

„Meiner“: „Na ja, du wirst schon klarkommen mit ihm.“

Verlobter: „Nein, im Ernst, ich mag keine Belgier. Ich verstehe sie zwar, aber ich mag sie nicht. Überhaupt nicht…“

Soweit ich informiert bin, hat er das Zimmer trotzdem genommen.

prettyvenditti.jetzt

prettyvenditti.jetzt