Nein, ich habe das Buch nicht gelesen, noch habe ich vor, es zu lesen. Der Titel reicht, um mich davon abzuhalten: „Verwandeln Sie ihr Kind in 5 Tagen“, heisst das Buch. Zugegeben: Es ist unfair, über ein Buch zu urteilen, das man nicht gelesen hat. Aber sagt der Titel nicht bereits alles? Muss ich meine Kinder verwandeln? Möchte ich, dass andere Menschen mich verwandeln wollen?
Klar, unsere Kinder haben ihre Macken und ja, sie treiben mich damit tagtäglich fast in den Wahnsinn. Doch muss ich sie deswegen verändern? Ist es nicht viel eher meine Pflicht, meinen Kindern dabei zu helfen, herauszufinden, wie sie sich die positiven Seiten ihrer mühsamen Eigenschaften zunutze machen können? Tönt kompliziert? Ist es auch. Es bedeutet zum Beispiel, dass Karlsson lernt, nicht dann einen Aufstand zu machen, wenn die Schwester ein Gummibärchen mehr bekommen hat als er. Sondern dann, wenn er in der Schule gehänselt und geplagt wird. Es bedeutet, dass der FeuerwehrRitterRömerPirat seine Kraft nicht dazu benützt, seinen kleinen Bruder zu verprügeln, sondern dazu, einem Schwächeren zu helfen. Es bedeutet, dass Luise ihre sprachliche Gewandtheit nicht einsetzt, um andere schlecht zu machen, sondern um zu vermitteln, wenn die kleinen Frauen mal wieder Intrigen spinnen. Es bedeutet, dass der Zoowärter seine Kreativität nicht braucht, um das Elternschlafzimmer in einen Abenteuerspielplatz zu verwandeln, sondern um mit seinen Duplos den höchsten und schönsten Turm der Welt zu bauen.
Es bedeutet natürlich noch viel mehr und darum dauert es auch viel länger als fünf Tage, dieses Ziel zu erreichen. Sehr viel länger, nämlich ein ganzes Leben. Meine Eigenschaften setze ich ja auch nicht nur für Gutes ein, obschon ich nun schon ein paar Jahre am Lernen bin. Und sagen Sie jetzt nicht, meine Eltern hätten eben das Buch lesen müssen, dann hätten sie mir meine Marotten innert fünf Tagen ausgetrieben!
Das Traurige an der ganzen Sache ist, dass der Verlag das Buch als Bestseller anpreist. Sind wir Eltern wirklich so dumm? Oder so verunsichert?

So ein Schwachsinnsbuch würde ich auch nicht lesen und erst recht nichts davon anwenden.
Du hast das mit den Eigenschaften schon sehr gut beschrieben. Kinder müssen ihre eigenen guten und schlechten Erfahrungen machen und zwar von alleine und nicht die, welche die Eltern vorgeben wollen/müssen…