Es gibt Zeiten im Leben, da läuft nichts, aber auch gar nichts so, wie man es gerne hätte. Es ist, als hätte jemand ein Schalter umgekippt und plötzlich läuft alles irgendwie krumm. Nicht richtig krumm, Gott sei Dank, aber so krumm, dass du stets das Gefühl hast, gegen eine unsichtbare Wand zu stossen. Über Nacht bekommen all deine Lieblingskleider Löcher, das iPad gibt den Geist auf, der Computer will auch nicht mehr so richtig, im Kühlschrank vergammeln Lebensmittel, die ihr Verfalldatum noch längst nicht überschritten haben, Arbeiten, die du erledigt hast, kommen wieder zu dir zurück, weil du eine winzige Kleinigkeit übersehen hast, Termine werden um genau so viele Minuten verschoben, dass sie mit dem nächsten Termin kollidieren, die Kinder stellen sich genau dann quer, wenn du es am wenigsten erwartet hättest, die Rechnungen flattern alle gleichzeitig ins Haus, dafür aber lassen Zahlungen, die eintreffen sollten, auf sich warten.
Das Leben ist wie ein schlecht sitzendes Kleid, bei jeder Bewegung spannt es irgendwo, es verrutscht und entblösst dabei Problemzonen und wenn du nicht ganz gut aufpasst, reisst eine Naht. Nun gut, immerhin hat man etwas Anzuziehen, aber so richtig wohl fühlt man sich in dem Fumel nicht. Und so schaut man voller Neid auf jene, bei denen der Anzug wie angegossen passt. Oder zu passen scheint, denn ob dem anderen der Hosenbund spannt oder die Schuhe zu eng sind, lässt sich ja nicht so leicht beurteilen.
Was also tun? Sich etwas passenderes anziehen? Oder vielleicht doch eher schrumpfen, bis das Kleid wieder richtig sitzt? Oder einfach ausharren und sich damit abfinden, dass man eben zurzeit nichts Passendes anzuziehen hat? Oder sich eingestehen, dass man trotz allem noch weitaus besser dasteht als die meisten Menschen auf diesem Planeten, weil man immerhin nicht nackt dasteht?

Ich glaube, darüber muss ich erst mal ein paar Tage nachdenken, bevor ich dir eine ähnlich bildliche Antwort liefern kann. 🙂
Manchmal liegt es einfach nur an der Beschaffenheit der Kleidung.
Schrumpfen würde ich nicht empfehlen, denn man schrumpft doch meistens an den „unvorteilhaften“ Stellen, und woanders spannt es trotzdem noch. Aber ab und zu mal ein Teil der alten Klamotten ablegen, weg damit, manches passt einfach nicht mehr, anderes hat einem vielleicht nie wirklich gefallen aber man wagte es nur nicht, sich davon zu trennen.
Ausmisten ist angesagt, immer wieder mal, muss ja nicht jeder gleich bemerken. Das wohlfühlen in dem, was man so anzuziehen hat, das ist wichtig. Und auch flicken. So manches Löchlein kann man kaschieren, und der Flickfleck lässt einen daran erinnern, dass es durchaus auch nicht ganz so schöne Stellen in der Vergangenheit gab. Die man aber gemeistert hat.
Und warum sollten ausgerechnet unsere Klamotten noch jugendlich frisch erscheinen, wenn wir selber darin von Tag zu Tag älter werden?
Hach, bildlich am frühen Morgen – ich mag das 😉
viele liebe Grüße aus dem Bayernland von anabel