Kalte Füsse

Der Abgabetermin für die Endfassung meines Kinderbuches naht und zur Zeit bin ich damit beschäftig, eine Dialektfassung zu schreiben für das Hörbuch. Das bedeutet, dass ich mein Werk Satz für Satz noch einmal durchdenken muss. Und plötzlich finde ich meine Geschichte nur noch doof. Wo ich bis vor ein paar Tagen noch ganz zufrieden war mit meiner Arbeit, sehe ich jetzt nur noch holperige Sätze, schlecht gewählte Ausdrücke und Schwachstellen in der Handlung. Am liebsten würde ich alles noch einmal umschreiben und hin und wieder kommen die Zweifel, ob ich das Wagnis überhaupt hätte eingehen sollen. Was, wenn die Leser mein Buch nicht mögen? Was, wenn sich das Ding nicht verkauft?  War ich zu wagemutig, als ich den Vertrag unterschrieben habe? Diese Fragen sind erst der Anfang, das Schlimmste steht mir nämlich noch bevor: Nächstens steht nämlich ein Coiffeurbesuch auf dem Programm, weil ich auf dem Bild ja einigermassen anständig aussehen will. Und dann – der absolute Horror – muss ich mich selber in ein paar kurzen Sätzen so beschreiben, dass die Leser mich nett und sympathisch finden. Während ich kein Problem habe damit, beim Novemberschreiben zehntausende von Wörtern zu schreiben und hier im Blog die Leser vollzuquatschen, bereiten mir die drei oder vier Sätze über mich selber schon jetzt Bauchweh. Und ich muss nicht, wie Ephraim Kishon einen Klappentext schreiben, sondern wirklich nur ein paar Sätze. Aber wie beschreibt man sich selber in ein paar Sätzen auf einem Buch, das hoffentlich auch noch in ein paar Jahren bei zwei oder drei Familien im Bücherregal stehen wird?

Hätte ich nicht den Vertrag unterschrieben, ich würde wohl kalte Füsse bekommen und das Projekt beerdigen. So aber bin ich gezwungen, vorwärts zu gehen und auch wenn ich weiss, dass ich noch zig Schwachstellen entdecken werde, kaum ist das Buch gedruckt, so bin ich doch froh, dass ich jetzt nicht mehr nur darf, sondern auch muss. Denn eigentlich wünsche ich mir ja nichts sehnlicher, als mein „sechstes Kind“ schon bald in die Arme zu schliessen.

8 Gedanken zu “Kalte Füsse

  1. Nun ja, als Marketing war das ja eigentlich nicht geplant… Aber falls dies die Nebenwirkung davon ist, umso besser. 😉

  2. There is no best way …! Dein Buch ist bestimmt hervorragend. Aber super Marketing, um uns NOCH neugieriger auf dein Buch zu machen 😉
    Toi, toi, toi für den Endspurt!

  3. Habe mich bei dir ein wenig umgeschaut und gleich wohl gefühlt. Darum bist du ab sofort unter meinen Links zu finden!

  4. Herzlich willkommen! Freut mich natürlich immer, wenn ich von meinen Lesern höre und werde gerne auch bei dir vorbeischauen. Tönt nämlich spannend.
    Liebe Grüsse
    Tamar

  5. Hallo,
    jetzt muss ich doch mal ein paar Sätze schreiben. Vor einiger Zeit bin ich auf deine Seite gestoßen, nachdem ich selbst angefangen habe, über meine „besondere“ Familie zu schreiben. Ich lese deinen Blog wirklich gerne und würde ihn gern auf meiner Seite verlinken.
    Dein Kinderbuch kann ich mir eigentlich auch nur lesenswert vorstellen, kenne aber von mir selbst und meinen Artikeln die zweifelnden und unzufriedenen Gedanken, die einem nach dem Veröffentlichen kommen 🙂 .
    Freue mich auf mehr Lesestoff von dir.
    Lieber Gruß von Jojo

  6. Pingback: Vom geistigen Eigentum zum Allgemeingut « Schreibschaukel

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