Fussball oder Tennis, lieber FeuerwehrRitterRömerPirat? Oder vielleicht gar beides? Und dann ab der ersten Klasse noch Jungschar, ab der dritten Trompete? Ach so, du willst Tennisprofi werden? Dann vielleicht doch besser nur Tennis und dafür kein Fussball. Auf ein Musikinstrument müsstest du dann wohl auch verzichten. Ja, natürlich, wir können eine Probelektion besuchen. Ja, in beiden Sportarten. Nein, mit einem Musikinstrument musst du noch warten. Du hast jetzt ja schon die Musikgrundschule, das muss reichen fürs Erste.
Ja, klar Luise, du darfst bei den Synchronschwimmerinnen ins Probetraining gehen. Aber dann kannst du nicht auch noch Unihockey spielen. Du hast ja auch schon Ballett, Querflöte und Jungschar. Nein, es wäre schade, mit dem Ballett aufzuhören, jetzt, wo du schon einiges gelernt hast. Und vergiss nicht, dass im Herbst wieder der Schwimmkurs anfängt, dann warten wir vielleicht doch lieber noch ein Jahr mit dem Synchronschwimmen. Ja, stimmt, du hast schon Recht. Es gibt ja nicht überall Vereine für Synchronschwimmerinnen. Da müsste man die Gelegenheit schon beim Schopf packen.
Wie, Karlsson? Du möchtest auch noch ein weiteres Hobby? Reicht es dir denn nicht mit der Geige und der Jungschar? Nun gut, du könntest vielleicht mit dem FeuerwehrRitterRömerPiraten im Tennis schnuppern gehen. Ach so, das interessiert dich nicht? Wie wär’s denn mit Leichtathletik? Auch nicht. Gut, dann lass mich mal überlegen…. hmmmmm, was hältst du von den Pontonieren? Wie, das würde dich interessieren? So ein Mist, ääähm ich meine natürlich so toll. Dann schauen wir doch mal, in welchem Alter man damit anfangen kann. Ich denke aber, dass du da noch ein paar Jahre wirst warten müssen. Vielleicht könntest du ja bis dahin mal mit Reitstunden anfangen, was meinst du? Reiten wäre doch auch toll, nicht wahr?
Was bis vor Kurzem noch so einfach war – einmal Sport, einmal Musik, einmal Jungschar – wird von unseren Kindern plötzlich in Frage gestellt. So viele wunderbare Möglichkeiten und so sture Eltern, die immer wieder mit der gleichen Leier kommen: „Und was ist mit der Schule? Du brauchst ja auch Zeit zum Lernen. Und dann brauchst du auch noch Freizeit. Man kann nicht immer beschäftigt sein, man muss sich hin und wieder auch einfach mal langweilen können. Und Papa und ich wollen ja auch nicht die nächsten zehn Jahre als Chauffeure verbringen. Also wenn schon Hobbys, dann bitte in der Nähe, damit ihr bald schon selber gehen könnt.“
So argumentieren wir und im Grunde bin ich ja auch weiterhin überzeugt von unseren Argumenten. Aber was, wenn ich meinem Kind ausgerechnet seinen Herzenswunsch verwehre? Was, wenn wir ein Talent verhindern? Gut, ich bin der festen Überzeugung, dass sich wahres Talent immer einen Weg bahnt und ausserdem würde ich es keinem unserer Kinder antun wollen, es in eine bestimmte Richtung zu drängen. Aber die Unsicherheiten bleiben dennoch. Wo liegt er denn, der goldene Mittelweg zwischen Fördern und Überfordern? Und sieht er für jedes Kind gleich aus, oder ist das, was für den einen schon zu viel ist, für den anderen zu wenig? Ist weniger tatsächlich mehr oder reden wir uns das nur ein, weil wir sonst bei fünf Kindern allmählich den Überblick verlieren über all die Freizeitaktivitäten?
Nun, die Antworten auf all die Fragen kenne ich noch nicht und wir werden wohl nicht umhin kommen, das eine oder andere Mal tüchtig daneben zu greifen. Aber während ich auf Antworten warte – was nicht als Aufforderung zu verstehen ist, mir Erziehungstipps zukommen zu lassen, die mag ich nämlich nicht – bleibe ich natürlich nicht untätig und melde unsere Kinder schon mal fröhlich zu der einen oder anderen Schnupperstunde an.
