Worauf es im Leben eines Mädchens – Pardon, eines Girls – wirklich ankommt

Einige Fragen aus dem Freundschaftsbuch, das Luise heute zum Ausfüllen bekommen hat:

1. Was ist das Peinlichste, was dir je passiert ist?
Wer so naiv ist, hier eine ehrliche Antwort hinzuschreiben, kann sich sicher sein, beim nächsten Krach wegen genau dieser ehrlichen Antwort vor allen blossgestellt zu werden.

2. Wer ist dein heimlicher Schwarm?
Ein Freundschaftsbuch ist genau der Ort, wo man ein solches Geheimnis preisgeben sollte. So steigt die Chance auf eine öffentliche Abfuhr erheblich. Und davon träumt ja jedes Mädchen…

3. Hast du Angst im Dunkeln?
Wer hier mit Ja antwortet, wird sich bei jeder Übernachtungsparty zum Gespött der anderen machen.

4. Hast du schon mal jemanden aus der Klasse über dir angelächelt?
Wenn ja, dann sollte man ganz dringend einschreiten, denn man weiss ja, wie das geht: Heute ein Lächeln, morgen schwanger.

5. Schminkst du dich?
Natürlich, zehn- bis elfjährige Mädchen haben ja nichts anderes zu tun.

6. Hast du schon mal einen Jungen geküsst?
Nur einen? Wo denkst du hin? Ich bin doch schon zehn Jahre alt, da hat man gewisse Erfahrungen bereits hinter sich.

7. Wärst du gerne ein Superstar?
Was denn sonst? Doch nicht etwa Ärztin, Sozialarbeiterin, Chemieprofessorin oder sonst etwas Doofes.

8. Hast du schon mal gelogen?
Heute zum ersten Mal. Beim Beantworten dieser Fragen.

Damit auch jedes Mädchen weiss, was im Leben wirklich zählt, gibt es hinten die Möglichkeit, anzugeben…

…wie oft man schon beim Coiffeur war.

…wie viele Schmuckstücke man besitzt.

…wie viele verschiedene Farben Nagellack man besitzt.

…wie viele Lieder man auswendig mitsingen kann.

…wie viele Kleider im Schrank hängen. Pardon, das Verb hängen ist etwas zu schwierig, da steht „sind“.

…wie oft man schon geflogen ist.

…wie viele TV-Serien man gesehen hat.

…wie oft man seinen Lieblingsfilm gesehen hat.

…wie viel Geld man gespart hat.

…und ganz besonders wichtig: Wie oft man die Hausaufgaben vergessen und sich verschlafen hat.

Genau so kommt man weiter im Leben, da bin ich mir ganz sicher. Wie weit jedes Mädchen, das sich ins Buch eingetragen hat, kommen wird, lässt sich mithilfe einer Abstimmung ermitteln. Der einführende Text hat mich zutiefst beeindruckt:

„Jedes Girl in eurer Clique ist einzigartig – und ganz besonders. Ist doch klar, dass ihr alle mal berühmt werdet. Wer erobert als Topmodel die Laufstege dieser Welt – und wer rockt die Bühne als Popstar? Hier könnt ihr abstimmen und Sternchen verteilen. Votet die nächsten Stars.“

Etwas traurig darüber, dass Luise gar nicht zur besagten Clique gehört, sondern das Buch eher aus Zufall in die Hand gedrückt bekommen hat, lese ich, was Luise denn werden könnte, wäre sie auch so ein einzigartiges – und ganz besonderes – Girl:

Wer von euch wird ein Topmodel werden?
Wer von euch wird die grösste Modedesignerin?
Wer wird die Charts als Popstar stürmen?
Wer wird die nächste grosse TV-Moderatorin?
Wer von euch wird Filmstar?

Ich bin so dankbar, dass Luise dieses Freundschaftsbuch ausfüllen durfte, denn jetzt hört sie vielleicht endlich damit auf, ihre Hausaufgaben zu machen, sich um kleine Kinder und Tiere zu kümmern und Krankenschwester, Kindergärtnerin oder Hebamme werden zu wollen. Hat ja doch alles keine Zukunft…

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Schon wieder Mädchenkram

Als vor einigen Monaten die Legosteine für Mädchen auf den Markt kamen, dachte ich, ich könnte diesen neuesten Trend getrost ignorieren. Luise sei der Zielgruppe bereits entwachsen, dachte ich und die Gefahr, dass Zoowärter und Prinzchen zu rosaroten Legosteinen greifen ist äusserst gering. Auch wenn der Papa durchaus einen Hang zum Kitsch hat und somit seinen Söhnen zeigt, dass man auch als Mann die zarten Farben lieben kann. Lego Friends, so war ich mir sicher, geht mich nichts an.

Ich hatte die Rechnung ohne den Einfluss der besten Freundin gemacht. Was der besten Freundin gefällt, gefällt Luise auch, weil die beste Freundin Lego Friends cool findet, findet Luise sie auch cool und weil Luise sich zufällig genügend Taschengeld angespart hat, haben Stefanie, Emma, Nicole & Co. heute samt Wohnmobil bei uns Einzug gehalten. Und weil die Tür des Wohnmobils klemmte, durfte ich zusammenbauen damit Luise spielen kann.

Zugegeben, ich baue lieber mit Gelb, Rosa und Hellgrün als mit Dunkelgrau und Schwarz, aber das ist auch alles, was mir an Legos Mädchenlinie gefällt. Ist ja schön und gut, dass man unseren Töchtern inzwischen auch zutraut, etwas zusammenzubauen, aber warum müssen es schon wieder Schönheitssalons, Beauty Contest fürs Schosshündchen und Traumvillen sein?

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