Okay, vielleicht habe ich meinen Mund etwas voll genommen, als ich vor ein paar Tage an dieser Stelle forderte, wir Mütter sollten einander leben lassen, egal, ob wir nun vollzeitlich zu Hause sind oder ob wir einer bezahlten Arbeit nachgehen. Denn was schiesst mir als Erstes durch den Kopf, als mir heute eine Mutter mit leuchtenden Augen erzählt, wie erfüllend es doch sei, den lieben langen Tag mit den Kindern zu Hause zu sein? Was genau ich gedacht habe, behalte ich lieber für mich, denn es war nicht besonders nett, aber es ging so in Richtung: „Armes Muttchen…“. Ja, so tolerant bin ich, wenn das Programm „Jeder muss selber wissen, was richtig ist für seine Familie“ wieder mal ausgestiegen ist. Immerhin verkneife ich mir die dummen Bemerkungen.
Überhaupt: Was hätte ich denn schon zu sagen? Dass ich eigentlich gar nicht Vollzeithausfrau wäre, wenn da nicht diese doofe Wirtschaftskrise wäre? Dass ich schon ganz interessante Projekte auf die Beine gestellt hätte, wenn ich mich besser verkaufen könnte? Dass „Meiner“ und ich eine sehr moderne Rollenteilung leben würden, wenn wir nicht durch ein paar Fehlentscheide in unserer sehr altmodischen Rollenteilung festgefahren wären? Vermutlich liegt es gerade an diesem „hätte, wäre, würde“, dass mich glückliche Vollzeithausfrauen zuweilen so auf die Palme bringen. Denn jede glückliche Vollzeithausfrau führt mir vor Augen, dass sie mit etwas zufrieden sein kann, was mich in tiefste Unzufriedenheit stürzt.
Ach ja, wenn wir schon beim Geständnis sind: Es treibt mich auch auf die Palme, wenn ein Mann sagt, die Küche sei das Reich seiner Frau, das Esszimmer Seines. Habe ich heute auch gehört. Aber mit solch hoffnungslosen Fällen beschäftige ich mich lieber nicht zu lange, sonst geht meine christliche Nächstenliebe endgültig flöten…