Habe ich denn gestern ein Theater veranstaltet, als Karlsson, Luise und der FeuerwehrRitterRömerPirat nachts um halb zwölf mit Papa von der Open-Air-Kinovorführung nach Hause kamen? Nein, habe ich nicht. Ich habe gelächelt, habe gefragt, wie der Film war und die Kinder ohne nur den leisesten Anflug einer Ermahnung umgehend ins Bett geschickt. Und dies, obschon sie für die heutige Einsegnung des Prinzchens hätten fit sein sollen. Ich war das Musterbeispiel der toleranten Mutter, die ihren Kindern auch mal eine Ausnahme erlaubt, die ihnen die Freude gönnt, auch wenn dies beinhaltet, dass sie sich den Bauch nach dem Abendessen mit Zuckerwatte, Popcorn und Crêpes füllen.
Doch was ist der Dank, den ich für meine Toleranz bekomme? Ein Geschrei am nächsten Abend, weil die Kinder ausnahmsweise schon um Viertel nach sieben und nicht erst um acht ins Bett müssen. „Aber Mama, du hast uns versprochen, dass wir nie früher als um halb acht im Bett sein müssen!“, brüllt Karlsson. Habe ich das wirklich jemals versprochen? Und wenn auch: Habe ich gestern etwas gesagt, als sie drei Stunden und dreissig Minuten später als gewöhnlich im Bett waren? Da wird man fünfundvierzig Minuten zu früh wohl noch verkraften können. Wo bitte bleibt deine Toleranz, mein lieber Karlsson?
Doch der sonst so vernünftige Karlsson lässt sich nicht überzeugen, dass dies auf zwei Tage verteilt immer noch zwei Stunden und fünfundvierzig Minuten ausmacht, die er widerrechtlich ausserhalb des Bettes verbracht hat. Muss ich ihm jetzt wirklich eine Lehre erteilen und die schlaflosen Minuten, die er auf Vorschuss erhalten hat, wieder einziehen, indem ich ihn bis Freitag jeden Abend eine halbe Stunde zu früh ins Bett schicke?
