Das war dann wohl die Strafe dafür, dass ich mich darüber beklagt habe, dass ich beim Zahnarzt im Wartezimmer nicht lange genug warten durfte. Keine acht Stunden später sitze ich mit einem quietschfidelen Zoowärter in der Notaufnahme des Kantonsspitals und warte darauf, ob die Ärzte herausgefunden haben, ob das, was den Kleinen in der Ikea von Stuhl gehauen hat, tatsächlich bloss ein Fieberkrampf gewesen war. Da sitzen wir also und warten und warten und warten und endlich, als Mitternacht schon vorbei ist, bringt man uns in einem Zimmer unter, wo wir weiter warten dürfen. Völlig erschöpft sinken wir beide ins Bett und versuchen, uns vom Schrecken des Abends zu erholen.
Am Morgen dann ist der Zoowärter nicht wach zu kriegen. Kein Wunder nach all dem Trubel von gestern. Also habe ich Zeit, die Infos für die Eltern durchzulesen. Der einzige Lesestoff im Zimmer. Bei der Lektüre finde ich heraus, dass ich so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man falsch machen kann: Ich habe die Toilette im Zimmer benützt, ohne den Pflegedienst um Erlaubnis zu bitten, habe es verpasst, mein Feldbett pünktlich um 8:30 Uhr auf den Balkon zu schieben, damit der Reinigungsdienst ungehindert putzen kann und ich habe mir das Frühstück ins Zimmer bringen lassen, anstatt es draussen auf dem Gang selber zu holen.
Um meine Versäumnisse so rasch als möglich wieder gut zu machen, beschliesse ich, von nun an alles richtig zu machen. Doch schon beim ersten Versuch treffe ich auf unüberwindbare Hindernisse: Als ich meine Blase auf der für mich vorgesehenen Toilette entleeren gehen will, hindert mich ein Hinweisschild am Verlassen des Zimmers. „Liebe Begleitpersonen, zu Ihrer eigenen Sicherheit und zum Schutz vor ansteckenden Krankheiten bitten wir Sie, das Zimmer nicht zu verlassen.“, steht da sinngemäss.
Was soll ich jetzt tun? Benutze ich das Patienten-WC im Zimmer, verstosse ich gegen die Regel des Spitals, nässe ich das Bett, verstosse ich gegen meine gute Kinderstube. Und warten, bis wir nach Hause entlassen werden, kann ich nicht, denn bis wir endlich eine Ärztin zu Gesicht bekommen, die uns sagt, dass wir morgen wieder kommen müssen, dauert es noch einmal eine halbe Ewigkeit. So bleibt mir nichts anderes übrig, als mit schlechtem Gewissen noch einmal ein Regel zu brechen und dankbar zu sein dafür, dass der Zoowärter und ich uns selbst überlassen sind, so dass keiner etwas merkt von meinem unverschämten Regelverstoss.
Hoffentlich lassen die uns morgen überhaupt noch rein…