Weil er heute Geburtstag hat, darf „Meiner“ auswählen, wo wir zu Mittag essen. Ich, die ich sonst an jedem Lokal etwas auszusetzen habe, verspreche hoch und heilig, mitzukommen, wo immer er hin will. Und den Kindern verbiete ich jedes Gemotze. Zur Wahl stehen Crêperies, Brasseries, Cafés, Chinesische, Japanische, Italienische und Indische Restaurants, Sandwich-Bars, Raclette oder Fondue. Und McDonald’s. Die Kinder sind zu jedem Abenteuer bereit, sie würden sogar bei „Super U“ einen lebenden Hummer kaufen, Sushi kosten oder mit einem trockenen Sandwich Vorlieb nehmen. Aber „Meiner“ kann sich einfach nicht entscheiden, druckst herum und irgendwann gesteht er mir, – auf Englisch, damit die Kinder nichts verstehen,- dass er eigentlich am liebsten zu McDonald’s gehen würde.
Ich traue meinen Ohren nicht. Das darf doch nicht wahr sein! Da befinden wir uns mitten im Schlaraffenland der Savoyischen Küche und „Meiner“ will Fast Food. Ein verspäteter Trotzanfall? Eine sich anbahnende Midlife-Crisis? Zaghaft bereite ich die Kinder darauf vor, dass ihnen ein Essen bei McDonald’s bevorsteht. Betretenes Schweigen von Seiten der Kinder. „Wenn ihr einen besseren Vorschlag bringt, lässt sich Papa vielleicht umstimmen“, versuche ich sie zu trösten. Aber „Meiner“ lässt sich von nichts überzeugen, nicht einmal von dem hübschen Lokal mit dem riesigen Plüscheisbären im Eingang, der unsere Kinder magisch anzieht. Schliesslich landen wir doch beim Fastfood-Riesen, die Kinder trotteln etwas betreten hinter „Meinem“ her, bestellen artig ihr Happy Meal und zeigen sogar so etwas wie Freude an dem Spielzeug, das sie in fünffacher Ausführung mit nach Hause nehmen. Weil keiner das Geburtstagskind enttäuschen will, spielen wir alle artig mit. Das ist eine Regel, die bei uns für alle Geburtstagskinder gilt, und seien die Wünsche noch so abwegig.
Wenigstens, meinen Karlsson und Luise, als wir im strömenden Regen zurück zur Ferienwohnung gehen, sei dies die schönste McDonald’s-Filiale gewesen, die sie je gesehen hätten. Na, immerhin etwas…