Schuld(un)bewusstsein

Es ist schon verrückt: Der FeuerwehrRitterRömerPirat kann kurz hintereinander Tapete von den Wänden reissen, Tinte auf Mamas Bürotisch ausgiessen, Löcher ins Leintuch schneiden, die Wände mit dem Namen seiner Liebsten verzieren, das Bad unter Wasser setzen und ich weiss nicht was noch alles. Und wenn man ihn zur Rede stellt, dann zuckt er mit der Schulter, lächelt einen schelmisch an und zieht weiter fröhlich seines Weges. Okay, neulich hat er mir versprochen, dass er nur noch Unfug machen wird, wenn er böse ist auf jemanden und im Moment scheint er mit der Welt im Reinen zu sein. Aber grundsätzlich gilt für ihn: Ich mache Unfug, wann immer es mir passt und wenn jemand etwas dagegen einzuwenden hat, ist das nicht mein Problem.

Wenn aber Luise vergessen hat, die Türe von Grossmamas Gefrierschrank zu schliessen und sie weiss ganz genau, dass sie den Gefrierschrank nicht hätte öffnen dürfen, dann kommt sie beinahe auf Knien angekrochen, fleht um Entschuldigung, heult, als hätte sie einen schlimmen Unfall verursacht und lässt sich kaum mehr trösten. Sie macht sich Vorwürfe und man kann ihr hundertmal sagen, dass so etwas passieren kann, sie schafft es dennoch kaum, sich den Fauxpas zu verzeihen.

Was lernt die stets lernwillige Mama aus dem so unterschiedlichen Verhalten ihrer Kinder? Dass sie nie, aber auch wirklich gar nie ihre fünf Kinder über den gleichen Kamm scheren darf. Dass es auf der ganzen Welt nicht einen einzigen Erziehungsratschlag gibt, der für alle seine Gültigkeit hat. Und dass sie wohl bis ans Ende ihrer Tage immer erst im Nachhinein wissen wird, wo sie die Schraube mehr hätte anziehen sollen und wo sie ein Auge hätte zudrücken müssen.

2 Gedanken zu “Schuld(un)bewusstsein

  1. Das mit der Ablenkung hat was für sich. Luises Spezialität ist eine überschwengliche Entschuldigung, der sogleich eine Bitte folgt. Wird die Bitte agelehnt, folgt ein Tobsuchtanfall, dann wieder eine Entschuldigung, eine Bitte, etc.

  2. Hallo

    Du sprichst glaube ich von meinen Kindern. Wir haben hier 1x „Selbstkasteiung und heulendes Elend“ und 1x „Ich entschuldige mich doch nicht nur weil meine Eltern es so wollen“

    Ich stimme dir völlig zu, die eine richtige Reaktion/Erziehung gibt es nicht. Und wenn man seine Kinder kennt, kann man die Reaktionen auch einordenn. So ist eine Entschuldigung vom kleinen Trotzkopf zwar selten aber ehrlich und gut überlegt Wohingegen ich bei der anderen Dame machmal das Gefühl habe sie hat durchschaut, dass sie mit „übertriebenen“ Entschuldigungen auch von dem eigentlichen Fehler prima ablenken kann.

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