Viele von uns, die wir uns dazu entschieden haben, jemanden für uns putzen zu lassen, haben ein Problem: Wir sind zwar einerseits unendlich dankbar dafür, dass jemand sich unseres Drecks annimmt, andererseits ist es uns aber auch ein wenig peinlich, einer anderen Person den ganzen Mist zu überlassen. Deshalb – und weil wir ziemlich abhängig sind von der Person, die uns dabei hilft, den Karren aus dem Dreck zu ziehen – geben wir uns grosse Mühe, bei jedem ihrer Einsätze im Vornherein perfekte Ordnung zu schaffen. Wir kaufen die Putzmittel, die sie gerne benützt, obschon sie nur ein paar Stunden die Woche im Einsatz ist, wir aber täglich. Vielleicht lassen wir uns sogar dreinreden in die ach so wichtige Frage, welcher Staubsauger in unserem Haus in Einsatz kommt. Wir entschuldigen uns für die Unordnung im Haus, obschon die Person ja eigentlich gekommen ist, um diese zu beseitigen, vielleicht rechtfertigen wir uns ihr gegenüber sogar dafür, dass wir ihre Dienste in Anspruch nehmen, obschon sie vermutlich ganz froh ist darum, einen Job zu haben.
Bei einigen von uns – zum Beispiel bei mir – führt dies irgendwann zu einem ziemlich schrägen Verhältnis. Eigentlich wäre ich ja diejenige, die sagt, was getan werden muss, aber irgendwann zitiert sie mich in die Küche und sagt mir, was sie von mir erwartet. Muss ich während ihrer Anwesenheit weg, erkläre ich ihr des Langen und Breiten, weshalb ich heute leider nicht helfen kann beim Putzen. Tut sie etwas, was mir nicht passt, wage ich nicht, es ihr direkt zu sagen, weil sie dann vielleicht nicht mehr kommen will und dann sitze ich in der Tinte.
Peinlich, ich weiss, aber dem Vernehmen nach bin ich nicht die Einzige, die aus lauter Dankbarkeit, dass sich jemand ihres Drecks annimmt, nicht mehr den Mut aufbringt, im eigenen Haus zu sagen, wo es langgeht.

Theoretisch sehe ich das alles sehr ähnlich, in der Praxis stolpere ich aber immer wieder über die Macken aller Beteiligten.
ich kann diese Gefühle sehr gut nachvollziehen. Wir hatten in Westafrika immer eine Haushilfe und mir war sovieles peinlich. Zum Beispiel wenn ich krank war und sie meinen Mann und Kinder versorgte. Witzigerweise kenne ich aber auch die andere Seite, als Hauspflegerin nämlich. Da fühlte ich mich eigentlich immer dann wirklich gebraucht, wenn ich ein Chaos so richtig entrümpeln konnte. Allerdings kam man bei mir schlecht an, wenn Montags noch das Geschirr vom Freitagabend herumstand – dann fühlte ich mich ausgenutzt. Ich denke es kommt auf die Beziehung an, und ob es ein gutes Nehmen und Geben ist, damit meine ich nicht nur das Geld.
Irgendwann, kurz vor der Matura, mussten wir das mit dem ß mal lernen, wohl weil der Deutschlehrer die letzten Schulstunden noch irgendwie füllen musste. Ach ja, beim Staubsauger bin ich übrigens hart geblieben. 🙂
Wieder was gelernt 🙂 (Wär‘ ich doch in der Schweiz zur Schule gegangen…)
Das geht in der Schweiz leider nicht als Fehler durch. Bei uns gibt es kein ß. 🙂
Mir würde es genauso gehen, wie hier beschrieben. Vielleicht würde ich keinen bestimmten Stasubsauger kaufen, aber ich würde zusehen, dass bei mir ganz toll aufgräumt und geputzt ist… Deshalb werde ich wohl nie jemanden einstellen, der mir beim Putzen hilft.
Fehler, der mir aufgefallen ist:
grosse ->große