Jetzt gehöre ich also auch schon zu den Menschen, die – kaum befinden sie sich mal wieder in den heiligen Hallen einer höheren Bildungsanstalt -, mit verklärtem Lächeln verkünden, eine schönere Zeit als die vier Jahre am Gymnasium gebe es nicht. So frei sei man da, so wissbegierig, so entspannt. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit sofort zurückdrehen, behaupte ich, und natürlich kann ich es mir nicht verkneifen, die eine oder andere Anekdote von damals zum Besten zu geben. Ach, was gäbe ich doch drum, noch einmal so unbeschwert und jung zu sein…
Und wie ich mich so schwärmen höre, wird mir bewusst, wie furchtbar alt ich mit meinem schwärmerischen Geschwätz wirken muss. So alt eben, wie Menschen wirken, die ihre Jugendjahre nur noch durch die rosarote Brille betrachten und so tun, als hätte ihnen der Kampf um eine anständige Mathenote damals nicht ganz fürchterlich zugesetzt.
Nostalgisch verklärt ist alles schön. Die wahre Kunst ist, im Hier und Jetzt zu leben. Das gilt für uns aber auch für den 16 jährigen Gymnasiasten. Nur weiss dieser das nicht. Wenn er es dann einmal weiss, ist er in den Vierzigern und schreibt, so er denn Blogger wird, genau solche Beiträge. Carpe diem, sagt der Lateiner. Aber keiner tut es.