Sorgen

Als Mutter von mehreren Kindern lernt man immer wieder neue Mütter kennen. Viele davon stehen noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Meist sind dies sehr angenehme Begegnungen, denn die meisten Mütter sind ja auch sehr vernünftige Wesen. Es ist also fast immer eine wahre Freude, einen Haufen interessanter Frauen kennenzuklernen, die man nicht kennen würde, hätte man keine kleinen Kinder mehr.

Leider nur fast immer, denn zuweilen kommt es zu Begegnungen, auf die man gerne verzichten könnte. „Weisst du, mein Kleiner ist so sensibel. Ich weiss gar nicht, wie ich ihm beibringen soll, dass ich nicht immer Lust habe, mit ihm zu spielen.“, erzählt die Eine. Dass ihr ach so sensibler Kleiner gerade dabei ist, mit Bauklötzen um sich zu schmeissen und damit nur um ein Haar den  Kopf eines Babys verfehlt, kümmert sie einen Dreck. „Meine Kleine will partout keine Petit-Beurres mehr essen. Ich weiss gar nicht, was ich noch machen soll. Sie hat sie immer so gerne gemocht.“, seufzt die andere. Darauf beklagt sich die Erste, dass ihr Kind seine Windel nicht mehr zur gewohnten Zeit voll hat, worauf die Zweite jammert, sie wisse manchmal nicht, wie sie es schaffen solle, ihr Kind bereits um 11 Uhr in den Kleidern zu haben, wenn sie einen Arzttermin habe. 

Meistens beteilige ich mich nicht an solchen Gesprächen. Das Zuhören reicht mir vollauf. Und ausserdem ist mir vollkommen bewusst, dass schon ein einziges Kind es fertigbringt, einen an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu treiben. Doch wenn sie mich dann belehren wollen, weil sie glauben, ich hätte von Tuten und Blasen keine Ahnung, kann ich es mir nicht mehr verkneifen, zu bemerken, mit meinen fünf Kindern verlaufe der Tag auch nicht immer in Minne. Was darauf folgt, ist immer das Gleiche: Zuerst starren sie mich ungläubig an, dann quietschen sie: „Du hast fünf Kinder! Wie schaffst du das nur?“ Dann mustern sie mich von Kopf bis Fuss und murmeln „Respekt!“

Ich will keinen Respekt! Ich will bloss, dass ihr aufhört, über Probleme zu jammern, die keine sind!