Es kommt ja zuweilen vor, dass man bei der Auswahl eines Buches so richtig daneben greift. Man liest den Klappentext und denkt, man habe eine gute Wahl getroffen, doch dann, bei der Lektüre merkt man, dass das Oeuvre der reinste Schund ist. Was tun? Man kann ein Buch nicht ungelesen weglegen, und sei es noch so schlecht. Im Büchergestell will man das Ding aber auch nicht aufbewahren. Es könnte ja sein, dass mal jemand darin stöbert und einen völlig falschen Eindruck von einem bekommt, bloss weil sich da und dort Schund eingeschlichen hat. Es bleibt nur eine Lösung: Die Lektüre so schnell als möglich hinter sich bringen und ab ins Altpapier damit. Bei der nächsten Papiersammlung wird das Buch diskret zwischen "NZZ am Sonntag" und einer alten Ausgabe des "Spiegels" versteckt und die Sache ist vergessen. An den seichten Inhalt kann man sich bis dahin ohnehin nicht mehr erinnern.
Schund
So war das zumindest, bevor Amazon erfunden wurde. Es ist ja eigentlich ganz angenehm, online mal schnell ein paar Bücher zu besorgen. Aber müssen einen die Kerle wirklich bei jedem Einkauf an sämtliche Fehlgriffe der Vergangenheit erinnern? Kaum hat man sich eingeloggt, werden einem die neusten Vorschläge, genau auf die bisherigen Einkäufe abgestimmt, präsentiert. Und wehe, du hast nur einmal Schund bestellt! Noch fünf Jahre später werden dir weder Klassiker noch Kochbücher noch intelligente Kinderbücher vorgeschlagen. Nur noch Schund, Schund und nochmals Schund. Bleibt zu hoffen, dass nie einer dein Passwort knackt. Denn würde er deine Amazon-Vorschläge sehen, dein Ruf wäre für immer ruiniert.