Nur einmal möchte man so sein wie die anderen. Die Muffins perfekt, keines, bei dem die Glasur heruntertropft, keines, das deformiert ist. Die letzten Vorbereitungen laufen glatt. Es braucht kein Antreiben, kein Ermahnen, schon gar kein Anschreien, damit die Kinder sich bereit machen. Sie sind alle sauber angezogen, Gesichter gewaschen. Alle rechtzeitig bereit, für den grossen Auftritt. Dann pünktlich raus aus dem Haus und ohne Hetze auf in den Kindergarten zur Geburtstagsfeier, auf die sich die Tochter seit Wochen schon freut.
Stattdessen das Gleiche wie immer: Der eine weiss nicht, was er zum Znüni will, der andere weigert sich, sich anzuziehen, die Haare der Tochter sind verklebt und lassen sich kaum kämmen, die Muffins kleben auf dem Blech, der Jüngste ist krank und brüllt, wenn man ihn aus dem Bett holt. Knapp zehn Minuten vor Kindergartenbeginn sind endlich alle auf der Strasse. Die Muffins rutschen gefährlich auf dem Tablett, während man verzweifelt versucht, gleichzeitig den Kinderwagen zu schieben, das Tablett zu balancieren, den Kleinen zur Eile anzutreiben und die Begeisterung des Geburtstagskindes zu teilen. Nach zehn Minuten, die einem vorkommen wie eine halbe Stunde, kommt man nassgeschwitzt und mit den Nerven am Ende im Kindergarten an.
Wieder hat man es nicht geschafft, dem Kind einen Moment der ungetrübten Freude zu bieten. Wieder stand der Stress im Weg, das Unvorhersehbare, die eigene Beschränktheit. Wie schaffen das bloss die anderen Mütter? Schaffen sie es überhaupt?
Zumindest die Kindergärtnerin sieht keinen Unterschied: „Das ist mal wieder perfekt. Wie immer bei dir“, ist ihre Reaktion, als sie die Muffins entgegennimmt. Perfekt? Das sind doch die anderen. Oder sieht in den Augen der anderen alles ein wenig anders aus?