Sind das wirklich meine Kinder?

Es könnte zum Heulen sein: Das gesamte Ausflugsprogramm, das wir für diese Woche geplant hatten, ist ins Wasser gefallen. Die Bergbahnen sind geschlossen oder noch nicht fertig gebaut, die Museen, von denen man gelesen hatte, sind unauffindbar, die Touristenattraktionen ruhen sich aus, bevor die Wintersaison beginnt. Das alles stört unsere Kinder nicht im Geringsten. Es gibt hier ja massenhaft winzige Molche und Frösche. Sie bauen ihnen Teichlein aus Suppenschüsseln, lassen sich die Tierchen  über die Arme krabbeln und küssen sie, so wie es sich für jedes Kind gehört, das die Geschichten aus Bullerbü kennt. Nicht, dass ich etwas gegen das Küssen von Fröschen hätte. Besser, die Kinder tun es jetzt und nicht dann, wenn sie erwachsen sind und meinen, sie müssten jeden dahergelaufenen Frosch, jede dahergelaufene Kröte küssen, in der Hoffnung, es werde ein Prinz oder eine Prinzessin daraus. Hat man in der Kindheit genug Frösche geküsst, braucht man es vielleicht später nicht mehr zu tun. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob die Fröschchen auch wirklich geküsst werden möchten. Und ich glaube auch, dass das Fröschchen mit dem verletzten Bein ganz gut ohne das „Grasbein“ auskommen kann, welches Karlsson ihm verpassen wollte, „weil die Piraten ja auch Holzbeine haben, wenn ihnen ein Bein fehlt.“

Auch „Meiner“ ist vollkommen fasziniert von den kleinen Hüpfern, wenn auch eher von den Toten. Er bwahrt sie im Eiswürfelfach auf, fotografiert sie, studiert ihren Körperbau und erschreckt mich ein ums andere Mal fast zu Tode indem er mir das Getier unter die Nase hält oder es auf einem Teller liegen lässt. Und wiedermal bin ich die Memme in der Familie. Denn während alle anderen über die „goldenen Augen“, die „süssen Beinchen“ und die „unglaublich zarte Haut“ staunen, kreische ich wie ein hysterischer Teenager, wenn sie mir zu nahe kommen mit den Fröschen und Molchen. Okay, von ferne besehen sind sie ja ganz hübsch und ich weiss auch, dass sie nicht gefährlich, nicht glitschig und nicht giftig sein sollen. Aber für eine Memme wie mich sind Frösche auf dem Küchentisch einfach zu viel des Guten. Wer weiss denn schon, wohin überall die hüpfen, wenn sie mal losgelassen sind?

Also ziehe ich mich vorübergehend von meiner Familie zurück und wende mich dem „Spiegel“ zu. Bei Buchstaben muss ich wenigstens keine Angst haben, dass sie mir ins Gesicht hüpfen, wenn ich ihnen zu nahe komme.

Ach und übrigens: Die Frösche auf dem Bild waren schon tot, als „Meiner“ sie gefunden hat. Nicht dass man ihn der Tierquälerei bezichtigt…

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