Können Sie sich Peter Pan als nadelgestreiften Banker vorstellen? Winnie Pooh im Tarnanzug? Schneewittchen auf einer Demo für Frauenrechte? Sie können es nicht? Nun, Sie müssen aber. Denn sonst können Sie sich auch nicht Frau Venditti im Autocenter Emil Frey vorstellen. Und genau dies müssen Sie jetzt. Und zwar mit nassem Haar, ungeschminkt und mit einem barfüssigen Prinzchen – er hat sich mal wieder die Socken und Finken ausgezogen – auf dem Arm. Umgeben von Cadillacs und wie die Dinger alle heissen mögen. Unpassender geht’s nimmer. Aber ich will ja nur mal schnell mein Auto abholen, da spielt es keine Rolle, ob ich passe oder nicht.
Habe ich schnell gesagt? Als ich dies der Dame am Empfang sage, mustert sie mich abfällig. Wo denn mein Auto sei, will sie wissen. Als ich ihr sage, das wüsste ich nicht, mein Mann habe es vor drei Tagen abgegeben und ich müsse es jetzt einfach schnell abholen, wird sie ungeduldig. Ob ich denn nicht wüsste, wie viele Abteilungen sie hätten? Neuwagen? Occasionen? Unfallabteilung?Reparaturwerkstatt? Nein, weiss ich nicht. Ich habe ja nicht mal den eigenen Laden im Griff. Da kann ich doch nicht auch noch im Autocenter den Überblick behalten. Und überhaupt: Das ist ihr Job, nicht meiner. Also soll sie jetzt gefälligst mein Auto herausrücken. Ich habe zu tun.
Aber so geht das hier nicht. Die Frau will meine Autonummer wissen. Meine Autonummer? Ach, irgend etwas mit sieben, neun und null. Aber in welcher Reihenfolge? Keine Ahnung. Ich weiss ja manchmal kaum mehr, wie ich selber heisse. Reicht es denn nicht, dass ich weiss, dass unser Auto hellblau ist, mit Vornamen Sirion, mit Nachnamen Daihatsu heisst? Nein, es reicht anscheinend nicht. Die Frau beginnt herumzutelefonieren, das Prinzchen bekommt ein Puzzle in die Hand gedrückt, ich zwei Kaffeebons und dann werde ich ins Café geschickt. Himmel, was glaubt die denn, was ich arbeite? Ich bin Hausfrau. Nicht irgend ein überbezahlter und unterbeschäftigter Manager. Ich habe doch nicht mitten am Vormittag Zeit, herumzusitzen und Kaffee zu trinken. Das kann ich mir einfach nicht leisten, auch wenn der Kaffee gratis ist. Also nehme ich demonstrativ keinen, sonst meint die Dame noch, sie dürfe sich Zeit lassen.
Wenig später hat die Dame mein Auto endlich aufspüren können. Ein Mitarbeiter bekommt die Aufgabe, das Prinzchen und mich zur Unfallabteilung zu geleiten. Aber wir hatten doch gar keinen Unfall? Egal, Hauptsache, es geht vorwärts. Doch es soll nicht sein. Kaum hat mich der Herr, der für unser Auto zuständig ist begrüsst, hängt er auch schon an der Strippe und lässt das Prinzchen und mich warten. Eine halbe Ewigkeit. Bis sein Kollege sich meiner erbarmt, mit einen Fackel zum Unterschreiben hinhält, mir die horrende Summe nennt, die wir bezahlen müssen und mir den Schlüssel in die Hand drückt. Dann sind das Prinzchen und ich entlassen. Fast. Denn als ich losfahren will, rennt mir der Herr, der mich hat warten lassen, entgegen. Er wolle sich nur noch rasch entschuldigen, dass er mich habe warten lassen. Ist ja ganz nett, aber dafür habe ich nun wirklich keine Zeit. Zu Hause wartet ein Berg Arbeit auf mich.
Es reicht auch noch, wenn du es heute Abend herausfindest…
köstlich, aber ich will die Summe nicht wissen!