Es war einmal eine junge Frau, vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt. Diese junge Frau hütete gerne mal die Kinder ihres grossen Bruders. Jedesmal, wenn sie die Kinder hütete, schaute sie sich in der Wohnung des Bruders um und fragte sich: „Wie kann man bloss in diesem Chaos leben?“ In der Küche türmte sich das Geschirr, überall lag saubere Wäsche herum, die den Weg in den Schrank nicht von selber fand, Kinderzeichnungen waren mit Kakao überschüttet, Schuhe lagen auf der Treppe. „Wenn ich einmal eine Familie habe“, schwor sich die junge Frau, „wird es bei mir nicht so aussehen.“
Ein paar Jahre später war die junge Frau Mutter eines Babys geworden. In der Wohnung unter ihr wohnte ihre grosse Schwester. Manchmal war die grosse Schwester so übermüdet, dass sie es am Morgen nicht rechtzeitig aus dem Bett schaffte. Dann kam ihr Sohn zu spät zur Schule. Manchmal vergass die grosse Schwester, dass der Fotograf in den Kindergarten kommen würde und deshalb schickte sie ihre Tochter in Alltagskleidern aus dem Haus. Die junge Frau schüttelte insgeheim den Kopf. Wie konnte man bloss die Dinge derart schleifen lassen? „Wenn meine Kinder mal grösser sind, werde ich es nicht so machen“, sagte sie zu sich selber.
Noch ein paar Jahre später war die inzwischen nicht mehr so junge Frau Mutter von fünf Kindern. In ihrer Küche türmte sich das Geschirr, überall lag saubere Wäsche herum, die den Weg in den Schrank nicht von selber fand, Kinderzeichnungen waren mit Kakao überschüttet, Schuhe lagen auf der Treppe, der Kübel mit den Speiseresten und den Rüstabfällen war am Überquellen, die Fussböden waren klebrig, die Kühlschränke schmutzig. Manchmal war die nicht mehr so junge Frau so übermüdet, dass sie es am Morgen nicht rechtzeitig aus dem Bett schaffte. Dann kamen ihr Sohn und ihre Tochter zu spät zur Schule. Manchmal vergass die nicht mehr so junge Frau, dass der Fotograf in den Kindergarten kommen würde und deshalb schickte sie ihren Sohn in Alltagskleidern aus dem Haus. Manchmal dachte sie nicht mehr daran, die Kindergartentasche des Sohnes vor den Ferien leerzuräumen und deshalb fand sie am ersten Tag nach den Ferien ein verschimmeltes Sandwich und eine Kolonie von Fruchtfliegen in der Kindergartentasche.
Die nicht mehr ganz junge Frau lässt die Dinge also tatsächlich nicht so schleifen wie ihre Geschwister, sonder noch viel mehr.
Vielleicht hat die nicht mehr ganz junge Frau Leserinnen, die beim Lesen hin und wieder den Kopf schütteln und denken „Wenn ich einmal eine Familie habe, wird es bei mir nicht so aussehen.“ oder „Wenn meine Kinder mal grösser sind, werde ich es nicht so machen.“ Die nicht mehr ganz junge Frau hofft, dass es ihren Leserinnen nicht gleich gehen wird wie ihr selbst.

Oh… gequatscht worden ist dabei, davor und danach auch – durchgehend 😉
Recht hat sie, die angeblich heute überhaupt nicht mehr junge Frau! Ich glaube, ihre Einstellung ist der nicht mehr ganz jungen Frau sehr sympathisch. Sie findet nämlich auch, dass es im Leben nicht drauf ankommt, wie sauber die Wohnung war, sondern wie viel Herzblut man vergossen hat für die Kinder.
Und ja, das mit dem Aufräumtag ist eine sehr bestechende Idee. Obschon ich offen gestanden lieber mit den 6 Frauen quatschen würde, anstatt aufzuräumen. 🙂
Und da war da noch eine junge Frau, deren Mutter es bei 5 Kindern immer schaffte, dass es IMMER ordentlich war. Die Unterhemden lagen ordentlich gefaltet im Schrank und niemals lagen irgendwelche Krimskramsstapel herum. Aber trotzdem wollte die junge Frau NIE so werden, denn sie vermisste es mal mit ihrer Mutter in der Stadt herumzutrödeln oder auch nur gemütlich eine Tasse Kaffee zu trinken – denn ihre Mutter war den ganzen Tag mit Aufräumen, Sortieren und alles im Griff behalten beschäftigt.
Und (fast) immer wenn die heute überhaupt nicht mehr junge Frau die Wahl hat zwischen Aufräumen und mit ihrer Tochter quatschen oder ihrem Sohn in Büchern zu stöbern, lässt sie Bügelwäsche Bügelwäsche sein und verbringt Zeit mit ihren Kindern. Denn wenn sie alt ist, will sie dass sich ihre Kinder daran erinnern, dass sie zumindest versucht hat, sich Zeit zu nehmen und sich nicht nur an ordentlich gefaltete Unterhemden erinnern.
In diesem Sinne – nimm Dir Zeit für Dich und Deine Familie und wenn das Chaos zu gross wird: mach die Tür zu!
PS: Wir haben mal im Verwandtenkreis einen „Auräumtag“ verschenkt. Wir sind mit 6 Frauen (Familie und Freundinnen) angerückt, haben die Bude 6 Stunden komplett augeräumt und anschliessend mit dem Geburtstagskind gemütlich Kaffe und Kuchen gemacht. Auch etwas was man sich wünschen kann, oder?
Oh ja, es ist abenteuerlich! Man darf sich nur nicht wundern, wenn das Abenteuer manchmal zu abenteuerlich wird und dann macht es tatsächlich Spass.
Hehe.. ganz ehrlich? Das hier ist mein erster Kommi zu dem ich mich durchringe… aber ich habe noch NIE gedacht, dass ich nicht so chaotisch werden will ^^ ich bewundere bei jedem Bloggeintrag aufs Neue wie man das Alles auf die Reihe kriegen kann… ich glaube ich will eher später eine genauso chaotische und liebevolle Familie wie du sie hast 😉 Das klingt nämlich total abenteuerlich! 😀