Heute Nachmittag waren das Prinzchen und ich alleine zu Hause. Das Prinzchen im Bett und ich mit tausend Ideen im Kopf, wie ich meine drei freien Stunden verbringen könnte ohne nur eine Sekunde daran zu denken, dass da noch Wäsche aufzuhängen wäre, ein Schlafzimmer auf- und ein Geschirrspüler leerzuräumen ist. Ich könnte zum Beispiel meine Hausaufgaben für den Weiterbildungskurs machen und gleich einreichen. Oder ich könnte meinen unglaublich oberflächlichen Roman fertig lesen und danach bei Amazon nach tiefgründigerem Lesestoff stöbern. Ich könnte, wenn das Prinzchen erwacht, einen Spaziergang machen mit ihm. Oder ich könnte ein paar Zeilen schreiben. Vielleicht könnte ich auch von allem ein wenig tun. Drei freie Stunden sind ja eine halbe Ewigkeit, nicht wahr?
Ja, ich hätte ganz schön viel mit meinem freien Nachmittag anfangen können, wäre nicht plötzlich ein mir wildfremder Mensch mit seinen zwei Kindern vor der Haustüre gestanden. Ein Mensch, mit dem ich lediglich zwei Gemeinsamkeiten habe: Wir gehören zur gleichen Partei und sind gegen AKWs. Nun ja, immerhin zwei Gemeinsamkeiten. Aber genügt das, damit man mir ungefragt von politischen Ideen, Ehekrisen und Stress am Arbeitsplatz erzählen kann und mir damit den freien Nachmittag stiehlt? War ja alles ganz interessant, aber irgendwie auch sehr – wie soll ich bloss sagen? – befremdlich vielleicht? Etwa so wie in einem Film, wo man sich fragt, wie der Regisseur auf diese hirnverbrannte Idee gekommen ist, ausgerechnet diese zwei Charaktere miteinander ins Gespräch zu bringen.
Manchmal ist das Leben doch einfach nur sonderbar. Spannend, ja, aber auch sehr sehr sonderbar…