Zwölf lange Jahre hat „Meiner“ Tag für Tag um sechs Uhr früh das Haus verlassen, hat sich über Mittag mit Resten vom Vortag verköstigt und ist irgendwann, etwa zwölf Stunden nachdem er seine schlafende Familie verlassen hatte, nach Hause gekommen, wo ihn eine Ehefrau am Rande des Nervenzusammenbruchs erwartete. Nichts Besonderes, ich weiss. Die meisten Paare, bei denen der eine berufstätig ist, die andere sich zu Hause abrackert, erleben Tag für Tag das gleiche Lied: Zu Hause schmeisst einer alleine den Laden, auswärts verdient einer alleine das Geld für die Brötchen und beide wünschen sich, sie könnten sich hin und wieder ein Stück vom Kuchen des anderen abschneiden. „Meinem“ und mir hat diese Situation so langsam zugesetzt, denn warum soll ein Primarlehrer lange Arbeitswege auf sich nehmen, wo doch in jedem Kaff eine Schule steht?
Seit heute ist Schluss mit dem langen Arbeitsweg. „Meiner“ muss nicht mehr im Morgengrauen aus dem Haus gehen, er kann, wenn er will, über Mittag nach Hause kommen und wenn er nach Schulschluss noch eine oder zwei Stunden Arbeitszeit anhängt, ist der dennoch früher zu Hause als bis anhin. Auch nicht Besonderes, ich weiss. Aber für mich ein entscheidender Zugewinn an Lebensqualität: Am Morgen sind zwei da, die Kakao und Toast zubereiten, zwei, die dafür sorgen, dass alle rechtzeitig aus dem Haus kommen. Ich kann über Mittag kurz klönen, wie mühsam der Vormittag wieder war. Ich muss beim Mittagessen nur noch jede zweite Kinderfrage beantworten, weil „Meiner“ die andere übernimmt und habe so mehr Zeit, mir zu überlegen, was ich denn überhaupt antworten will. Und manchmal, wenn es der Alltag ganz besonders gut mit uns meint, liegen vielleicht gar fünf Minuten Entspannung drin, eine Tasse Kaffee oder ein kurzer Schwatz auf dem Balkon, bevor es zurück an die Arbeit geht.
Schon verrückt, wie wenig es braucht, um die langen Tage zu Hause erträglicher zu machen: Man teile den Tag in zwei Hälften und schon ist die Mama entspannter. Verrückt ist aber auch, dass „Meiner“ und ich so lange gebraucht haben, um zu erkennen, wie wenig es gebraucht hätte, um viel Frust zu vermeiden.

Das zählt natürlich nicht, das ist geschummelt. 🙂
Oh, das kann man durchaus noch steigern 😉
Ich kam früher auf 6 bis 12 std. pro TAG im Zug 😀
(Zugegeben, es könnte auch an dem Beruf des Lokführers gelegen haben 😉 )
Von Herzen gern
(Und ich freu mich ja, das trotz Umwegen und teils unvollständiger Adresse, das Dingens tatsächlich ankam 😉 )
Die 6 Stunden im Zug sind auch nicht zu verachten. Ist ja irgendwie auch Zeit, die man für sich selber hat. Wobei ich bei „Meinem“ bemerkt habe, dass er weitaus entspannter ist, wenn er diese Zeit auf dem Velo verbringt und nicht im vollbesetzten Zug mit „20 Minuten“ etc. Bin also gespannt, zu welchem Schluss du beim Nachdenken kommst…
Hm. Regt mich zum Denken an…
(verbringe 6h/Woche im Zug)
Danke!
Ja, zuweilen hält man gewisse Umstände fast ein wenig zu lange aus und später reibt man sich die Augen und fragt: „Wie konnten wir bloss?“
Ich geniesse deine Ferienposts. Beim Lesen fühlt man sich, als wäre man auch ein wenig weg….
Merci! Und vielen Dank noch für die netten Urlaubsgrüsse. Wir haben uns sehr gefreut!
Das ist wirklich erstaunlich, dass ihr das so lange ausgehalten habt (beide!).
Viel Freude im neuen Leben!
Ich gratuliere von Herzen für diesen Schritt, und wünsche viele Minuten der kurzen Entspannung.