Also doch eine Hausfrau

Wer mich kennt und wer hier mitliest, der hat vielleicht schon mitbekommen, dass ich nicht gerade eine begeisterte Hausfrau bin. Die Sache ist mir einfach nicht spannend genug, um über Jahre hinweg meine Aufmerksamkeit zu fesseln. In letzter Zeit aber ist mir bewusst geworden, dass ich die Sache differenzierter betrachten muss. Ich bin einfach keine moderne Hausfrau.

Die moderne Hausfrau nämlich hat dafür zu sorgen, dass Reiheneinfamilienhaus, Wäsche, Kinder und Hund in tadellosem Zustand sind, so dass jederzeit ein Filmteam von Procter&Gamble unangemeldet einfallen könnte, um eine Serie von Werbefilmen zu drehen. Da kann ich leider nicht mithalten – höchstens vielleicht für die abschreckenden „vorher“-Bilder – und ich will es auch nicht.

Mit einem anderen Pflichtenheft hingegen kann ich mich durchaus für den Hausfrauenberuf begeistern, zumindest in einem Teilpensum. Man gebe mir ein paar Pflanzen zu hegen, eine Familie und Freunde, die mit mir die Ernte geniessen, einige Einmachgläser, die ich mit dem Überschüssigen füllen kann, Rezeptbücher und -datenbanken für die Inspiration, die Zeit, herauszufinden, wie man aus wenig viel macht und wie man Lästiges mit natürlichen Mitteln los wird und ich bin der glücklichste Mensch auf Erden.

Da bin ich dann plötzlich bereit, altmodische Bücher mit Tipps zur Haushaltsführung wälzen und das ist wohl genau das Stichwort: altmodisch. Ich bin keine moderne Hausfrau zum Herzeigen, sondern eine altmodische, die mit dem arbeiten will, was die Natur hervorbringt. Kaum etwas macht mich so glücklich wie ein Vorratsschrank voller Köstlichkeiten, die ich selber hergestellt habe, ein einfaches Dessert, das dank einiger im Wald gesammelter Holunderblüten zur Delikatesse wird, ein warmes Brot, das im eigenen Ofen gebacken wurde, das gute Gefühl, von der Quitte sogar die Schalen verwertet zu haben. Also ganz eindeutig altmodisch.

Klingt alles sehr idyllisch, nicht wahr? Nun ja, das ist es auch, bis zu dem Punkt, wo es darum geht, nach der Ernte- und Kochorgie die Ordnung wieder herzustellen. Einen netten Menschen, der hinter mir herräumt und alles wieder einigermassen präsentabel macht, habe ich nämlich noch nicht gefunden. Und so altmodisch, dass ich nach getaner Arbeit die Hühner und Schweine durchs Haus treibe, damit sie das Heruntergefallene beseitigen, bin ich dann auch wieder nicht.

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4 Gedanken zu “Also doch eine Hausfrau

  1. Ich hab’s mal geschafft, eine Wüstenrose umzubringen… Erstaunlicherweise kommen aber Gemüse, Obst und Beeren ziemlich gut. Muss wohl daran liegen, dass ich so verfressen bin. 😉

  2. Ich habe höchstens einen ganz ganz vertrockneten Daumen und schaffe es regelmäßig selbst die selbst gezogene Petersilie auf dem Balkon vertrocknen zu lassen. Dafür nutze ich den Wochenmarkt jeden Samstag umme Ecke.
    Und mit dem Buch wünsche ich IHnen viel viel Spaß, ich mochte es gar nicht aus der Hand legen. Vor allem weil die Autorin sich selbst nicht als SUPERHAUSFRAU hinstellt, sondern als normale berufstätige Mutter. Eine Erleichterung….
    Ihre Mama007

  3. „100 Things you can stop buying…“ habe ich mir sofort bestellt und dann gleich noch die überreifen Tomaten zu Ketchup verarbeitet. Wie wärs mit einem Dachgarten? Würde sich in Berlin doch bestimmt gut machen.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz.

  4. Oh, Frau Venditti, wir sind uns da sehr ähnlich…. leider wohnen wir im Dachgeschoß und ohne Garten. Aber alles Selbst Gemachte liebe ich und unsere Küche ist viel zu klein für all meine Projekte (demnächst: eigene Butter). Ich liebe Omas Kochbuch von 1905 (kennen Sie das? Davidis Kochbuch?) und das, was mir Papa007 neulich verehrte: „100 Things you can stop buying and start making.“
    Aufräumen – naja. Dafür ist Papa007 zuständig. ZUmindest in allen Räumen die NICHT zur Küche gehören. Ich hasse Staubsaugen. Und Bad putzen.
    Liebe Grüße aus Berlin: Ihre Mama007

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