Muttertag – Theorie und Praxis

Theorie

„Vollkommen überbewertet, dieser Muttertag. Eine nichtssagende Tradition, nur dazu da, um die Kassen von Floristen und Chocolatiers klingeln zu lassen. Vielleicht auch noch, um Klassenlehrer, die sich im falschen Glauben wiegen, sie könnten nach Abschluss der Osterbasteleien ein wenig zurücklehnen, auf Trab zu bringen. Im besten Fall beschert der Muttertag einer überarbeiteten Mama einen Augenblick des Glücks, im schlimmsten Fall starrt sie abends mit Tränen in den Augen auf die Scherben ihrer zerschlagenen Erwartungen. Ich brauch ihn nicht, diesen Muttertag, um glücklich zu sein.“

Praxis

„Himmel, dieser Ton! Wir haben heute immerhin Muttertag. Andere Töchter sagen ihren Müttern an diesem Tag, wie sehr sie sie lieben und du keifst mal wieder nur rum. Bloss weil du ein Teenager bist, heisst das noch lange nicht, dass du dir am Muttertag nicht wenigstens ein bisschen Mühe geben könntest.“

Noch so eine unangenehme Seite des Muttertags: Ich werde mir selber unsympathisch. (Okay, zu meiner Verteidigung ist vielleicht zu sagen, dass ich noch kaum die Augen offen hatte, als das Gemotze anfing. In einem wacheren Zustand hätte ich mir bestimmt eine bessere Moralkeule gesucht.)

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4 Gedanken zu “Muttertag – Theorie und Praxis

  1. Herrlich geschrieben! 🙂
    Ich habe ja noch keine Teenager, aber ich verwende jetzt schon Sätze, von denen ich immer meinte, die würden in der Erziehung niemals über MEINE Lippen kommen: „Brav sein!“ – das an sich, habe ich ja ursprünglich als stockkonservativen Unterdrückungsterminus abgelehnt – und dann folgt hinten nach noch meine tolle „Begründung“: Nikolaus, Christkind, Osterhase, Geburtstagsfest, Muttertag …

  2. Oh Mann – wie gut ich das kenne!!!
    Heutzutage zum Glück kein Thema mehr. Das Kind ist bei seinem Schätzi und ich treffe später meins; den Muttertag holen wir morgen Abend beim gemeinsamen Aquagym nach. Und so sitze ich in der sonnigen Küche, höre wundervolle Musik und lese interessante Sachen, z.B. über den – Muttertag. Mit lieben mütterlich-kollegialen Grüssen und Daumendrück für heute.

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