Erfolgserlebnis

So ällmählich, wenn die Kinder älter werden, beginnt sich abzuzeichnen, dass doch das eine oder andere von dem, was wir über die Jahre gepredigt haben, hängengeblieben ist. Zum Beispiel was den Besuch in Fastfood-Buden betrifft. In grauer Vorzeit, als wir noch ohne Kinderwagen und Wickeltasche durchs Land zogen, hatten wir uns geschworen, nie wieder einen Fuss in eine Mc Donald’s Filiale zu setzen. Dann, kurz bevor unser Ältester zu laufen begann, sahen wir den Film „About a Boy“. Der Vorpubertäre, der wegen der Strenge seiner körnchenpickenden Mutter glaubt, Mc Donald’s sei das Paradies, brachte unsere Überzeugung ins Wanken.

Schweren Herzens beschlossen wir, von Zeit zu Zeit alle unsere Bedenken über ungesundes Essen und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen zu verdrängen und die Tortur über uns ergehen zu lassen. Lange Zeit sah es ganz danach aus, als würde unsere Strategie nicht aufgehen. Ronald McDonald war der Grösste. Doch letzte Woche konnten wir endlich erste Erfolge sehen. Nach einem kurzen Abendausflug in die Stadt begaben wir uns mit der gesamten Meute zum Abendessen ins Mc Donald’s. Die Kinder verdrückten ihr Happy Meal, wir unsere lauwarmen (Vegi)-Burger. Nach dem „Essen“ schaut mich unser Ältester plötzlich traurig an: „Weisst du, als du gesagt hast, wir würden noch etwas essen, habe ich gemeint, wir gingen in ein richtiges Restaurant und nicht in eines, in dem es jedesmal den gleichen Frass gibt.“ Wunderbar, den ersten haben wir überzeugt. Bleiben nur noch vier zu bearbeiten. Fragt sich bloss, wo wir den Ältesten unterbringen, wenn wir bei den anderen die Überzeugungsarbeit in Angriff nehmen wollen.
Ach und übrigens: Die Erfolge beginnen sich auch in anderen Bereichen abzuzeichnen. „Hast du AKWs gerne?“, wollte unser Ältester neulich von unserer Praktikantin wissen. Er fragte ganz harmlos. Doch als sie antwortete, natürlich möge sie keine AKWs, fragte er spitz: „Warum lässt du dann überall das Licht brennen?“ Wenn wir da nur keinen kleinen Besserwisser heranzüchten…