Was ist bloss aus dem guten alten Zahnarztbesuch geworden? Zwei Stunden im Wartezimmer sitzen und lesen, fünf Minuten im Behandlungszimmer auf dem Stuhl liegen, wo die Dentalhygienikerin einen kurzen Blick auf die Zähne wirft, darüber jammert, mit dieser Mundhygiene mache man die Zahnärzte arbeitslos und einen wieder nach Hause schickt? Das waren die Zeiten, als ein Zahnarztbesuch noch Spass machte.
Aber heute ist das alles gar nicht mehr lustig. Kaum hast du es dir im Wartezimmer bequem gemacht und dich in die Lektüre vertieft, wirst du auch schon ins Behandlungszimmer gerufen. Vorbei die Zeiten, als Ärzte ihren Terminplan derart überfrachteten, dass du dich als Patientin auf eine gemütliche Auszeit im Wartezimmer freuen konnte. Okay, dafür hast du auch keine Zeit mehr, während der endlosen Wartezeit schon wieder Mundgeruch zu entwickeln. Und die Parkuhr musst du zwischendurch auch nicht mehr nachfüttern gehen.
Und dann erst die Behandlung. Die Dentalhygienikerin findet zwar auch heute noch, da sei alles in bester Ordnung. Was aber nicht mehr bedeutet, dass du nach Hause gehen kannst, sondern, dass du die Zähne nur mit Ultraschall gereinigt bekommst und nicht mit der Stahlbürste. Dass das Blut nur fliesst, weil die Zahnseide etwas zu tief ins Zahnfleisch eingeschnitten hat und nicht, weil man Zähne heraus operiert hat. Dass die Zahnärztin, die zur Begutachtung herbeigerufen wird, nicht gleich zum Bohrer greift, sondern nur androht, man werde dann vielleicht nächstes Jahr mal etwas machen müssen. Nach etwas mehr als einer Stunde verlässt du die Praxis mit schmerzendem Kiefer und wundem Zahnfleisch.
Und fragst dich, wie das die Leute überstehen, die auch noch einen Eingriff über sich ergehen lassen müssen.