Zahnarztbesuche machen einfach keinen Spass mehr

Was ist bloss aus dem guten alten Zahnarztbesuch geworden? Zwei Stunden im Wartezimmer sitzen und lesen, fünf Minuten im Behandlungszimmer auf dem Stuhl liegen, wo die Dentalhygienikerin einen kurzen Blick auf die Zähne wirft, darüber jammert, mit dieser Mundhygiene mache man die Zahnärzte arbeitslos und einen wieder nach Hause schickt? Das waren die Zeiten, als ein Zahnarztbesuch noch Spass machte.

Aber heute ist das alles gar nicht mehr lustig. Kaum hast du es dir im Wartezimmer bequem gemacht und dich in die Lektüre vertieft, wirst du auch schon ins Behandlungszimmer gerufen. Vorbei die Zeiten, als Ärzte ihren Terminplan derart überfrachteten, dass du dich als Patientin auf eine gemütliche Auszeit im Wartezimmer freuen konnte. Okay, dafür hast du auch keine Zeit mehr, während der endlosen Wartezeit schon wieder Mundgeruch zu entwickeln. Und die Parkuhr musst du zwischendurch auch nicht mehr nachfüttern gehen.

Und dann erst die Behandlung. Die Dentalhygienikerin findet zwar auch heute noch, da sei alles in bester Ordnung. Was aber nicht mehr bedeutet, dass du nach Hause gehen kannst, sondern, dass du die Zähne nur mit Ultraschall gereinigt bekommst und nicht mit der Stahlbürste. Dass das Blut nur fliesst, weil die Zahnseide etwas zu tief ins Zahnfleisch eingeschnitten hat und nicht, weil man Zähne heraus operiert hat. Dass die Zahnärztin, die zur Begutachtung herbeigerufen wird, nicht gleich zum Bohrer greift, sondern nur androht, man werde dann vielleicht nächstes Jahr mal etwas machen müssen. Nach etwas mehr als einer Stunde verlässt du die Praxis mit schmerzendem Kiefer und wundem Zahnfleisch.

Und fragst dich, wie das die Leute überstehen, die auch noch einen Eingriff über sich ergehen lassen müssen.

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Auf dem Zahnfleisch

Man könnte ja glauben, uns würde nichts mehr aus den Socken hauen. Immerhin haben wir ja Erfahrung. Was ist schon eine Geburtstagsparty mit acht Zwei- bis Sechsjährigen? Immerhin hat Karlsson auch schon eine Fete mit vier überdrehten Freunden gefeiert, die bei uns übernachteten. Und dies knappe zwei Wochen nach der Geburt des Prinzchens. Ein ander Mal überstanden wir eine Geburtstagsparty mit zwei Autopannen und drei Stunden in einer Turnhalle. Auch die Prinzessinnenparty mit zwei kranken Gästen, von denen sich eine am Ende übergeben musste, haben wir ohne weitere Schäden hinter uns gebracht.

Ob wir aber je wieder eine Party mit einer Gruppe von Vorschulkindern feiern werden, ist fraglich. Es ist nicht etwa so, dass sich die Buben daneben benommen hätten. Nein, sie waren alle äusserst lieb. Doch wer einmal an einem sehr heissen Sommertag eine Horde  von testosteronstrotzenden kleinen Jungen gehütet hat, weiss, dass diese sich nicht besonders auffällig benehmen müssen, um einen an den Rand des Nervenzusammenbruchs zu treiben. Jeder ist der Schnellste, der Stärkste, der Beste, der Schönste, der Klügste. Jeder braucht eine Waffe. Und wenn die Gastgeber so blöd sind, vor dem grossen Umzugstermin alle Spielzeugwaffen in den Keller zu räumen, müssen eben Stecken, Bananen und Schwingbesen als Waffen herhalten. Sollte es trotz unserer heutigen Erschöpfung ein nächstes Mal geben, lassen wir nur noch Bewaffnete ins Haus.

Nach zwei Stunden Party sind „Meiner“ und ich nudelfertig, während für die Kinder die Fete erst so richtig in Schwung kommt. Immerhin haben „Meiner“ und ich im Teamwork so ziemlich alle bisherigen brenzligen Situationen gemeistert: Das Feuer, das zuerst nicht brennen wollte, die Eistorte, die trotz Smarties nicht bei allen Kindern ankam, das Würstchen, das noch nicht gar war, der Gast, der sich für den Allerstärksten hält und dies den anderen Allerstärksten beweisen muss. Doch jetzt, wo ich so ziemlich auf dem Zahnfleisch gehe und nur noch sehnsüchtig nach der Uhr schiele, macht sich „Meiner“ aus dem Staub. Zahnarzttermin. Ich soll die Meute noch eine halbe Stunde lang alleine bändigen, währenddem er es sich auf dem Zahnarztsessel wohlsein lassen kann! Immer hat er den ganzen Spass und ich muss schuften!

Wie? Behauptet hier jemand, er würde lieber hundert Parties mit acht Kleinkindern feiern, als eine Stunde beim Zahnarzt zu verbringen? Wer das glaubt, ist herzlich eingeladen, die Party zu schmeissen, wenn der Zoowärter vier wird. Spätestens nach einer Stunde wird er seinen Zahnarzt  auf den Knien anflehen, ob er nicht jetzt gleich einen Termin für eine Wurzelbehandlung haben könne…