Geplatzte Träume

Eigentlich hat man sich die Ferien schon etwas anders vorgestellt. Und diesmal lag es nicht daran, dass man sich die Feriendestination unsorgfältig ausgesucht hätte. Oder dass der Hotelprospekt zuviel versprochen und zu wenig gehalten hätte. Oder dass gegenüber des Hotels gebaut worden wäre. Nein, es war wirklich alles perfekt. Es war ein geplatzter Blinddarm, der den Traum von den unbeschwerten Ferien zum Platzen brachte.

Der Älteste hatte diese Schmerzen schon öfters mal gehabt. Wir waren auch schon mitten in der Nacht vergeblich mit ihm ins Spital gefahren. Wie also hätten wir wissen sollen, dass es diesmal ernst galt? Irgendwann wurde uns dennoch klar, dass wir handeln mussten. Der Hotelier, der Gott sei Dank ein freunlicher Mensch war, fuhr das Kind zu einem befreundeten Arzt. Und dann stand plötzlich die Ambulanz vor der Hoteleingang. Sofort ab ins nächstgelegene Spital. Es bleibt kaum Zeit, sich von Papa und Kind zu verabschieden und dann ist man allein. Allein mit seinen Ängsten. Allein mit all den Schauergeschichten, die man im Laufe der Jahre gehört hat und die einem ausgerechnet jetzt wieder in den Sinn kommen. 
An Schlaf ist natürlich nicht zu denken. Man schickt bange Gebete zum Himmel und hofft auf den erlösenden Anruf, den man zugleich auch fürchtet, denn es könnte ja etwas schiefgegangen sein. Um zwanzig nach zwei dann die erlösende Nachricht: Die OP ist überstanden, der Junge ist bereits wieder wach. Aber der Blinddarm war durchgeborchen, seit zwei Tagen schon. Schlafen kann man jetzt erst recht nicht mehr. Einerseits ist man ganz kribbelig vor lauter Dankbarkeit. Andererseits melden sich jetzt die Vorwürfe. Welche Rabeneletern lassen denn ihr Kind so lange leiden? Und was wäre, wenn das Kind erst später ins Spital gekommen wäre?
Die nächsten Tage  heisst es, das kranke Kind zu betreuen. Statt entspannender Besuche in der traumhaft schönen Hotelsauna, Schwitzen im stickigen Spitalzimmer. Statt Schlemmen am Buffet Herunterwürgen der Spitalkost. Doch in diesem Moment ist das alles egal. Hauptsache, das Kind lebt. Hauptsache, es hat jemand besser aufgepasst, als wir dies getan hatten. 

Ein Gedanke zu “Geplatzte Träume

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