Nach drei Unfällen mit spitzen Gegenständen, unzähligen Besuchen beim Augenarzt und vier oder fünf verschiedenen Augentropfen ist Luise seit heute Nachmittag um halb zwei – die Zeit werde ich so schnell nicht mehr vergessen, hat sie doch seit gestern Abend im Minutentakt gefragt, wann denn endlich halb zwei sei – stolze Brillenbesitzerin. Nun ja, eigentlich ist sie Besitzerin einer „Entlastungsbrille zum Lesen“, was bedeuten würde, dass sie an einem sonnigen Samstag wie heute die Brille keine Sekunde hätte tragen müssen. Weder beim Zimmeraufräumen, noch beim Aufstellen des neuen Pools, – „Meiner“ ist inzwischen übrigens begeistert davon! – noch beim Herumtollen mit den Brüdern. Aber wenn man stolze Besitzerin einer „Wilden Hühner“-Brille geworden ist, dann muss das Ding auf die Nase, ist ja klar. Und auch wenn die Korrektur nur minimal ist, Luise ist dennoch felsenfest davon überzeugt, dass sie jetzt alles schärfer sieht. Die Bäume sind grüner, der Himmel blauer und das Wort „pasteurisiert“ lässt sich mit Brille eindeutig besser entziffern als ohne. Okay, ich nehme mal an die Tatsache, dass sie das schwierige Wort zweimal ohne und einmal mit Brille gelesen hat, trug ebenso entscheidend dazu bei, dass es beim dritten Mal besser ging, aber das habe ich meiner Tochter natürlich nicht gesagt. Denn ich will ja, dass sie das Gestell so oft wie möglich im Gesicht hat. Ob es nur der Stolz auf die neue Brille ist, der Luise klarer sehen lässt, oder ob die Korrektur tatsächlich so viel bewirkt, ist mir eigentlich egal. Hauptsache, die wunderschönen blauen Augen meiner Luise sind endlich vor spitzen Gegenständen geschützt.
Übrigens: Das heutige Bild stammt von Karlsson. Der Junge ist ganz der Papa, auch wenn er nicht so aussieht.