Schlaf, Philipp, schlaf!

„Filit au flaffe?“, will das Prinzchen seit einigen Tagen wissen, wenn ich ihn ins Bett lege. Egal, ob Vormittag, Nachmittag, Abend oder späte Nacht, stets muss sich das Prinzchen vergewissern, dass Philipp auch tief und fest schläft, sonst legt er sich nicht hin. Warum ausgerechnet Philipp? Keine Ahnung. Er hat wohl gerade an einen der vielen Philipps aus unserem Bekanntenkreis gedacht, als ich ihm sagte, dass jetzt alle schlafen würden und deshalb ist es ihm nun ein grosses Anliegen, nur dann zu schlafen, wenn auch Philipp schläft.

Nun kann ich natürlich unmöglich jedes Mal, wenn das Prinzchen müde ist, nachfragen, ob Philipp  jetzt auch schläft. Zumal ich gar nicht weiss, welchen Philipp das Prinzchen meint. Wir kennen nämlich ziemlich viele davon. Aber meinem Kind einen Bären aufbinden möchte ich auch nicht. Sein „Bä!“ ist schon riesig genug. Also bitte ich eben sämtliche Philipps, mit denen das Prinzchen je in seinem Leben zu tun hatte und haben wird, sie möchten etwas häufiger schlafen. Vorzugsweise abends von sieben bis morgens um sieben, von elf bis halb eins und hin und wieder vielleicht auch kurz von drei bis vier Uhr nachmittags. Es würde mein Gewissen sehr entlasten, wenn ich mein Prinzchen nicht so oft anlügen müsste.

Eigentlich schade, dass ich nicht Philipp heisse. Ein bisschen mehr Schlaf könnte nicht schaden.

Auf die Schliche gekommen

Kinder scheinen sich ja in  den schillerndsten Farben auszumalen, was ihre Eltern so treiben, kaum sind die Knöpfe im Bett. Anders kann ich es mir nicht erklären, weshalb die kleinen Menschen sich standhaft dem Schlaf widersetzen. Die wollen doch nur wach bleiben, damit sie alle zehn Minuten ins Wohnzimmer schleichen können, in der Hoffnung, dort würde gerade eine ausgelassene Party gefeiert. Und vor allem in der Hoffnung, sie dürften bei dieser Party mitmachen. Ich kenne ein einziges Kind – und ich verwende hier das Wort „kennen“ in einem sehr weit gefassten Sinn -, das begriffen hat, was die Eltern tun, wenn die Kinder schlafen. Das Kind heisst Calvin und er ist stolzer Besitzer eines beinahe echten Tigers namens Hobbes. Dieser Calvin also erklärt irgendwann im Laufe seiner absurden Abenteuer, unter einer wilden Nacht verstünden seine Eltern, dass sie einen Löffel mit echtem Kaffee in ihr koffeinfreies Gebräu mischen würden. Wie wir erfahrenen Eltern wissen, hat Calvin damit den Nagel auf den Kopf getroffen und eigentlich könnten sich die Kinder jetzt getrost jeden Abend schön brav um acht schlafen legen. Gut, ein bisschen übertrieben hat er ja schon, der gute Calvin. Meistens fehlt uns nämlich der Mut, unseren  geschundenen Nerven nach acht Uhr noch Koffein zuzumuten. Man kann ja nicht jeden Tag mit einer wilden Nacht beenden. Meist bleibt es also bei koffeinfreiem Kaffee, einem kurzen Schwatz, „Zehn vor Zehn“ und ein paar Minuten lesen.

Und genau bei einem solchen Abendritual hat Luise uns neulich erwischt. Sie konnte nicht einschlafen, angeblich, weil sie sich vor der bösen Nixe Mantora fürchtete, in Wirklichkeit aber wahrscheinlich, weil sie für diesen Abend von ihren Brüdern als Spionin in elterliche Gefilde entsandt worden war. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb das Kind auch gegen Mitternacht noch hellwach beim schlafenden Prinzchen im Gitterbett lag und vorgab, zu lesen. Und zwar genau in einem der Bücher, in denen die böse Nixe Mantora, die ihr eben noch so grosse Angst eingejagt hatte, ihr Unwesen treibt. Ist doch suspekt, nicht wahr? „Meiner“ und ich nutzten die Gunst der Stunde und lasen auch noch ein wenig, doch nach zehn Minuten war Schluss: Uns fielen die Augen zu.

Was zur Folge hatte, dass wir am nächsten Morgen Luises beissendem Spott ausgesetzt waren: „Ihr seid ja so unglaublich langweilig! Ihr geht ins Bett, lest noch ein wenig“- sie mimt einen gelangweilten Lesenden – „und dann löscht ihr auch schon das Licht und schlaft. Einfach so, tief und fest, bis am Morgen.“

Ja, was hast du denn gedacht, was wir tun würden, meine liebe Luise? Hast du wirklich geglaubt, wir würden eine wilde Party feiern, solange du noch wach bist? Aber nein, das Lichee-Bier, – drei Deziliter nur für uns beide – die romantische Komödie und das Extra-Dessert, von dem ihr Kinder nie etwas erfahren dürft, holen wir erst hervor, wenn ihr alle tief und fest schlaft. Ich kann dir versichern, meine liebe Tochter, dann geht die Post ab. Dann kann es tatsächlich vorkommen dass,… aber halt, das geht dich alles gar nichts an.

Aber rächen werden wir uns ohnehin für deine unverschämte Spionage.  Dann, wenn du selber Kinder hast und dir spätestens nach drei Sätzen die Augen zufallen. Dann schicken wir dir eine Postkarte von irgend einer Seniorenkreuzfahrt, wo wir so richtig auf den Putz hauen. Und dann werden wir ja sehen, ob du bis zum Ende der Postkarte wach bleibst, oder ob du schon vorher zu schnarchen anfängst.

Abendstille nirgendwo….

…. zumindest nicht bei Vendittis. Da muss auch zu später Stunde noch einer ein Nuschi haben, der andere eine kurze Aufmunterung und der Dritte eine Ermahnung, weil er trotz mehrmaliger Aufforderung noch immer nicht im Bett liegt. Und wenn man glaubt, jetzt sei endlich Ruhe eingekehrt, brüllt das Prinzchen ein freudiges „Yo Man!“ in die himmlische Stille des Feierabends. Wenn das so weitergeht, kommt die Zeit, in der „Meiner“ und ich schon vor den Kindern schlafen noch bevor das erste Kind zum Teenager geworden ist.

Jetzt reicht’s!

Und zwar endgültig. Jetzt müssen sie weg, die Kilos, die ich seit der Prinzchen-Geburt noch nicht losgeworden bin. Und die grauen Haare ebenfalls. Und die schwarzen Augenringe erst recht. Und das alles so schnell wie nur immer möglich.

„Weshalb diese Eile plötzlich?“, mag man sich fragen. „Bis jetzt hat dich das alles ja auch nicht gestört.“ Die Antwort liegt irgendwo auf der Zugstrecke zwischen Basel und Aarau, ich vermute es war irgendwo bei Sissach. Da kam sie, diese nette Kondukteuse und wollte unsere Billette sehen. Artig zeigte ich, was sie sehen wollte: Das Billett für „Meinen“ und mich, mein Halbtax-Abo, die Junior-Karten für Luise und den FeuerwehrRitterRömerPiraten. Die Kondukteuse musterte unsere Familie, schaute etwas verwirrt auf die Ansammlung von Fahrkarten und wollte dann wissen: „Und dieser junge Herr dort? Wo haben Sie sein Billett?“ Zuerst wollte ich nicht so recht verstehen, wen sie mit „dieser junge Herr dort“ meinte. Ob sie wohl wissen wollte, wo der Besitzer der dritten Junior-Karte sei? Wohl kaum, oder? Oder meinte sie gar, der Zoowärter oder das Prinzchen müssten auch schon eine Fahrkarte lösen? Endlich dämmerte mir, wen sie mit der schmeichelhaften Umschreibung meinte: „Meinen“!

Ist das nicht eine himmelschreiende Ungerechtigkeit: Da zeugen „Meiner“ und ich fünf Kinder zusammen, schlagen uns gemeinsam zehn Jahre lang die Nächte mit Füttern, Trösten und Wickeln um die Ohren, kämpfen uns gemeinsam durchs Haushaltschaos, zerbrechen uns gemeinsam den Kopf, wie wir wohl im nächsten Monat finanziell durchkommen und toben gemeinsam mit unseren Knöpfen durchs Leben. Aber während „Meiner“ nach zehn Jahren wie ein „junger Herr“ aussieht, sehe ich aus wie seine Mutter. Am liebsten hätte ich gebrüllt: „Der ‚junge Herr da‘ ist mein ‚Meiner‘ und er ist ganz genau gleich abgekämpft wie ich, auch wenn ihm das kein Mensch ansieht! Er tut bloss so, als sei er jung, relaxed und cool, aber Sie müssten ihn mal sehen, wenn er abends um halb zehn auf dem Sofa einpennt vor lauter Erschöpfung. Dann sieht er nicht mehr ganz so frisch aus.“ Aber was hätte das denn noch gebracht? Die Kondukteuse war schon längst verschwunden und vermutlich schüttelte sie im Herausgehen den Kopf über die modernen Mütter, die sich zuerst einen Haufen Kinder zulegen, um danach mit einem jungen Lover im Schlepptau durchs Land zu ziehen. Oder dachte sie vielleicht, „Meiner“ sei mein Ältester, den ich irgendwann, kurz nach dem Eintritt in die erste Klasse bekommen hätte?

Es ist doch einfach zum Heulen. Demnächst wird man hinter unserem Rücken tuscheln: „Er sieht ja noch richtig gut aus, aber sie…. Wie hat die es bloss geschafft, sich einen solchen Mann zu angeln?“ Da gibt’s nur eins: So schnell als möglich wieder so jung aussehen, wie ich in Wirklichkeit bin.

Oder aber ich sorge dafür, dass „Meiner“ genauso alt aussieht wie ich. Was gar nicht so einfach sein dürfte, denn schwanger werden kann er ja nicht und meine Verschleisspuren sind wohl vor allem auf die Schwangerschaften zurückzuführen. Na dann, ich denke mal, in Zukunft wird er die Nachtschicht ganz alleine übernehmen müssen….

Wundermittel

Man gebe mir an einem Montagnachmittag die Gelegenheit, einfach mal ein, zwei Stunden zu schlafen und schon sieht die Welt wieder besser aus. Wenn dann auch noch einen Moment der Ruhe für einen Latte Macchiato und einen Blick in die Zeitung bleibt, dann sehe ich die Dinge schon bald wieder durch die rosarote Brille. Hätte ich jetzt noch Zeit, mir heute Abend mit „Meinem“ einen schnulzigen Film reinzuziehen, dann wäre die Welt perfekt.

Gut, dass ich heute Abend einen Termin habe, sonst würde ich  noch die Bodenhaftung verlieren….

Die hohe Kunst der Schlaflosigkeit

Es gibt ja verschiedene Gründe für Schlaflosigkeit und somit auch verschiedene Niveaus, die es zu erreichen gibt. Ich stelle mir das so ähnlich vor wie im Judo, wo man den 10. Dan ja auch nicht einfach so auf Anhieb verliehen bekommt. Nun möchte ich ja nicht unbescheiden sein, aber ich habe den Eindruck, dass „Meiner“ und ich in der Kunst der Schlaflosigkeit schon ziemlich weit fortgeschritten sind, aber wenn ich auf die vergangene Nacht zurückblicke, wird mir bewusst, dass es noch so viele Variationen gibt, die wir noch nie erlebt haben. So viel zu lernen und unsere Kinder sind schon so gross! Allmählich müssen wir uns beeilen, wenn wir noch wahre Meister der Schlaflosigkeit werden wollen.

Obschon: Die vergangene Nacht wäre nichts für Anfänger gewesen und wir sind ziemlich stolz auf uns selber, dass wir sie ohne namhafte Wutausbrüche und ohne herumfliegende Schoppenflaschen hinter uns gebracht haben. Mir scheint, wir haben ein höheres Niveau erreicht. Dass die Nacht eine echte Herausforderung werden würde, war bereits am späten Abend klar, als ein übermüdeter Zoowärter um Asyl im elterlichen Bett bat. Was wir ihm ohne Prüfung seines Gesuchs gewährten. Wir wissen ja, dass er nur dann zu uns gekrochen kommt, wenn in seinem Heimatbett unhaltbare Zustände herrschen, also zum Beispiel, wenn er vom FeuerwehrRitterRömerPiraten gebissen worden ist, oder wenn er den Kampf um die Bettdecke endgültig verloren hat und er den grossen Bruder nicht mehr wach bekommt, damit er weiter mit ihm streiten kann. Bald schon schlummerte der Zoowärter selig auf meiner Seite des Bettes, was für mich zur Folge hatte, dass ich einmal mehr nahe am Abgrund einschlief.

Aber lange schlief ich ohnehin nicht, denn das Prinzchen hatte mal wieder Lust auf ein mächtiges Gebrüll. Anfangs glaubte ich ja noch, der Wunde Po sei Schuld am ganzen Übel, aber nachdem der wunde Po gesalbt war und das Prinzchen weiter brüllte, war Ursachenforschung angesagt. Und wie das bei der Forschung so ist: Man kommt nicht immer auf einen grünen Zweig. Nichts half, weder Wiegen, Streicheln, Milch noch gutes Zureden, er solle doch jetzt endlich schlafen. Das Prinzchen wurde erst ruhig, als eine brüllende Luise auftauchte. Vor lauter Staunen, dass da jemand mitten in der Nacht noch lauter sein konnte als er, schwieg das Prinzchen und stellte sich schlafend. „Meiner“ und ich übrigens auch. Wenn wir nur lange genug so täten, als würden wir schlafen, würde sich Luise vielleicht selber helfen. Sie ist ja so selbständig.

Aber nichts da: Luise wollte Salbe. Und eine Decke. Und ihre Schmusehäschen, die sie im Bett vergessen hatte. Und weil Luise bei jedem Nein noch lauter brüllte, mussten „Meiner“ und ich alles für sie anschleppen. Irgendwie mussten wir dem Gebrüll ja ein Ende setzen, sonst würden bald auch noch Karlsson und der FeuerwehrRitterRömerPirat auf der Matte stehen, ja, am Ende vielleicht noch meine Mutter, die uns armen geplagten Eltern zu Hilfe eilen würde. Nun, soweit kam es nicht, denn  irgendwann hatte sich Luise in den Schlaf gebrüllt, worauf das Prinzchen, das durch die plötzliche Ruhe aufgeschreckt war, wieder zu brüllen anfing. Aber auch er schlief später erschöpft ein und „Meiner“ und ich hatten für den Rest der Nachts nichts weiteres zu tun, als zu verhindern, dass sich der Zoowärter vollkommen quer legte im Bett und damit beide Elternteile aus dem Bett drängte. Fast ein wenig langweilig für uns alte Hasen, dieser zweite Teil der schlaflosen Nacht.

Aber natürlich wurden wir für die mangelnde Herausforderung fürstlich entschädigt: Am Morgen hatten wir gleich drei wunderbar schlecht gelaunte und unausgeschlafene Kinder, die ihr Bestes dazu taten, ihren wunderbar unausgeschlafenen Eltern den Start in den Tag zu vermiesen. So langsam rückt der Meistertitel vielleicht doch in greifbare Nähe…

Heute nichts Neues

Und zwar nicht, weil ich einen langweiligen Tag erlebt hätte. Auch nicht, weil es nicht unzählige schöne Momente gegeben hätte. Und erst recht nicht, weil mir ausnahmsweise nicht zig Ideen und Sätze durch den Kopf schwirren würden. Sondern einfach, weil ich viel zu müde bin. Weshalb ich zu müde bin? Da fragt ihr am besten das Prinzchen…

Achtung! Trotzphase im Anmarsch!

So sieht die Theorie aus, zitiert aus Wikipedia:

„In der Sprachentwicklung des Kindes, etwa ab dem Alter von etwa 1,5 Jahren an, beginnt das erste Fragealter, welches inzwischen auch als 1. Trotzphase bezeichnet wird. Das Kind drückt mit seinem noch relativ geringen Wortschatz von etwa 50 Wörtern alle seine Wünsche und Bedürfnisse aus und versucht diese in Einklang mit seinem Umfeld zu bringen. Dabei werden Fragen an den Erwachsenen gestellt, die, wenn sie mit ja beantwortet werden vom Kind als positiv gewertet werden. Wird etwas verneint, so kann das Kind eventuell mit Trotz reagieren. Diese Trotzreaktionen erklären sich aus dem damit zusammenhängenden Kontext: Da das Kind noch nicht mit Worten ausdrücken kann, was sein eigentliches Ziel ist, versucht es, durch die auf ein geäußertes Bedürfnis folgende Trotzreaktion, die nötige Aufmerksamkeit seines Umfeldes zu bekommen. Diese Trotzreaktionen treten jedoch nicht bei allen Kindern in diesem Alter auf.“

Und so sieht die Realität aus:

Es ist tiefe Nacht. Draussen schneit es. Alles ist still, kein Geräsuch dringt durchs Babyphon, im Elternschlafzimmer schnarchen „Meiner“ und das Prinzchen und auch ich schlafe tief – ohne zu schnarchen, wohlverstanden. Gegen drei Uhr morgens ist es vorbei mit der Ruhe. Das Prinzchen brüllt. Lieb, wie wir Eltern nun mal sind, wechseln wir dem Kind die Windeln, geben ihm eine warme Milch, ziehen ihm die Spieldose auf, geben ihm hundertmal den Schnuller und das Schmusetuch. Und das Prinzchen brüllt weiter. Also machen wir Licht. Vielleicht hat er ja etwas, was man im Dunkeln nicht erkennen kann. Kaum ist es hell, greift das Prinzchen nach einem Spielzeug und gurrt vergnügt vor sich hin. Schön, das Kind hat etwas gefunden, also schnell das Licht ausmachen und weiterschlafen.

Doch kaum ist es wieder dunkel, geht das Gebrüll wieder los. Licht an – Prinzchen gurrt. Licht aus – Prinzchen brüllt. Licht wieder an – Prinzchen strahlt, streckt mir die Ärmchen entgegen und ruft „use!“ Die bösen Eltern sagen nein, machen das Licht aus – Prinzchen bekommt einen frühkindlichen Tobsuchtanfall. Wie lange das so hin und her geht, weiss ich nicht mehr, aber es erscheint mir endlos. Und wie ich so dem wütenden Gebrüll unseres Jüngsten lausche und mir vor dem Morgen graut – zumal es ein Montagmorgen ist -, dämmert mir langsam, dass da die erste Trotzphase im Anzug ist. Und zwar genau so, wie sie im Buche steht. Bloss, dass das Prinzchen, würde er sich an die Vorschriften halten, noch damit noch zuwarten würde, bis er 1,5 Jahre alt ist.

Superbaby in Training

Das Prinzchen hat Grosses vor. Das wissen wir seit heute Nacht. Irgendwann, gegen vier Uhr war es, beschloss er, dass er jetzt nicht mehr schlafen wollte. Der Grund war keine volle Windel. Auch nicht das Zahnen. Und schon gar nicht der Hunger. „Meiner“ und ich nahmen das Kerlchen aus dem Bett, um ihn besser abchecken zu können. Aber wir fanden nichts. Also beschlossen wir, ihn wieder in seinen Schlafsack zu stecken. Kaum war er drin, schwellte er seine Brust, neigte sich nach hinten und zwar so lange, bis der Druckknopf aufsprang und er sich heldenhaft aus dem Ding befreien konnte. Er sah aus wie Clark Kent, wenn er sich zum Superman wandelt. Im Halbschlaf dachten wir zuerst, das sei Zufall gewesen. Doch nach dem zweiten, dritten, ja, vierten Versuch war uns klar: Das Prinzchen trainiert für seine Karriere als Superbaby. Die Superman-Pose zum eindrücklichen Entledigen der bürgerlichen Kleidung beherrscht er mitunter perfekt. Der nächste Schritt wird dann wohl das Fliegen sein.

Würde mich nicht verwundern, wenn ich heute Nacht wach werde, weil unser Jüngster um die Lampe kreist.

Die Nacht der Nächte

Wer sich mit dem Gedanken trägt, sich demnächst fortzupflanzen, soll jetzt bitte nicht weiterlesen. Es wird nicht mein romantischster Blogeintrag. Andererseits kann es ja nichts schaden, mit offenen Augen an das Abenteuer Kinder heranzugehen. Also, ihr noch-Kinderlosen: Entscheidet selbst, ob ihr euch diesen Post über die schlimmste Nacht meines Lebens antun wollt. Aber gebt danach nicht mir die Schuld, wenn ihr euch gegen Kinder entscheidet. Ihr habt euch selber fürs Lesen entschieden.

Nachdem wir gestern völlig unerwartet vom Norovirus heimgesucht wurden, hing schon bald auch ich über der Kloschüssel. Unwesentlich später war auch „Meiner“ dran, und dazwischen immer mal wieder Luise. War das ein Gedränge! Ich entschied mich, auf dem Sofa zu nächtigen, um einen Vorsprung aufs WC zu haben. Was dazu führte, dass ich zur ersten Anlaufstelle wurde für alle, die etwas loswerden wollten. Um ein Uhr nachts stand Luise da, kreideweiss und völlig elend. Ich schickte sie zu Papa ins Bett, weil ihr Bett…., nun ja, nennen wir es leicht schmutzig, war. Vierzig Minuten später war der FeuerwehrRitterRömerPirat da, von oben bis unten vollgekotzt. Irgendwie schaffte ich es, mich vom Sofa aufzurappeln, sein Bett sauber zu machen und ihm ein neues Pyjama zu bringen. Wiederum zwanzig Minuten später stand der Zoowärter heulend auf der Matte und verlangte, eine CD hören zu dürfen. Durfte er aber nicht. Nachts um halb drei machen wir das gewöhnlich nicht. Dafür aber durfte der Zoowärter sich vollkommen entkleiden und eine Dusche nehmen, weil seine Windel…. Nun ja, sie war mehr als voll, wenn ihr wisst, was ich meine. Während ich den Zoowärter reinigte, hing „Meiner“ mal wieder über der Kloschüssel.

Danach herrschte Ruhe. Bis gegen sechs Uhr früh Karlsson erschien. Er, der seit langer Zeit nichts mehr dergleichen tut, hatte sein Bett nass gemacht. Ab in die Badewanne mit dem Jungen und weiter dösen. Bis ein leichenblasser FeuerwehrRitterRömerPirat wünschte, neben Mama weiterzuschlafen. Etwas später dann ein Prinzchen mit ebenfalls viel zu voller Windel, dann wieder ein Zoowärter, ebenfalls nicht im saubersten Zustand. Dazu eine jammernde Luise und ein ziemlich lädierter „Meiner“, der es aber immerhin schaffte auf die Füsse zu kommen, was mir wegen der elenden Gliederschmerzen nicht mehr gelingen wollte. Na ja, irgendwie hatte ich mir das Wochenende etwas anders vorgestellt. Zumindest hat uns „Meiner“ inzwischen mit Cola und Zwieback eindecken können.

Wundert sich noch jemand, dass ich jeglicher Art von Fäkal-„Kunst“ nichts abgewinnen kann? Die „Künstler“, die meinen, sie müssten mit dem Verschmieren von Körpersäften und Fäkalien provozieren sollen sich bitte ein paar Kinder anschaffen. Dann werden sie bald erkennen, dass man damit niemanden provoziert. Zumindest nicht so provoziert, wie sie zu provozieren meinen.

Ach und übrigens: Herzlichen Dank für alle guten Wünsche. Im Moment sind wir noch nicht auf dem Damm, aber wir arbeiten dran…