Heute war der Tag der frustrierten Hausfrau. Das ist der Tag, an dem sich die Vollzeithausfrau einmal mehr bewusst wird, dass eine glückliche Mutter nicht automatisch auch eine glückliche Hausfrau ist. Der Tag, an dem sie ihrer Fähigkeiten gedenkt, die sie früher einmal einsetzen konnte, die ihr heute aber keiner mehr zutraut. Der Tag, an dem sie sich hundertmal sagt, dass die Kinder nicht Schuld sind daran, dass ihr manchmal einfach alles zuviel wird und sie diese trotzdem anschnauzt, weil sie mit ihrer Fröhlichkeit vom Trübsalblasen ablenken.
Ich weiss nicht, wie andere frustrierte Hausfrauen diesen Tag begehen. Bei mir beginnt er für gewöhnlich damit, dass Karlsson morgens um Viertel vor sieben brüllt, er wolle jetzt endlich aufstehen und mir mit seinem Gebrüll dreissig Minuten wertvollster Schlafenszeit raubt. Weiter geht so ein Tag mit einem Arzttermin, bei dem festgestellt wird, dass Luise auf dem rechten Auge nur halb so viel sieht wie auf dem Linken, weil sie am Montag einen Stecken ins Auge bekommen hat. Nächste Station ist der Schuhladen, wo wiedermal eine Umtauschaktion vorgenommen werden muss. Luises „Qualitätsschuh“ (Siehe „Immer diese Schuhe“) hat nun, nach bloss zwei Wochen, ebenfalls das Zeitliche gesegnet. Mit neuen „Qualitätsschuhen“ und einer Verspätung von vierzig Minuten hetzt man nach Hause, um ein versalzenes Mittagessen auf den Tisch zu zaubern.
Zur Feier des Tages gibt es am Nachmittag eine freie Stunde. Zeit, um sich in einen frustrierenden Roman zu vertiefen. Darin dreht sich alles um ein Frau, die noch keine frustrierte Hausfrau ist, die aber alles daran setzt, so schnell als möglich eine zu werden. Für das Sahnehäubchen sorgt schliesslich die Tageszeitung. Einmal mehr wird einem bei der Lektüre bewusst, dass man bei dieser Wirtschaftslage wohl noch länger die frustrierte Hausfrau bleiben wird.