Wie hiess sie nochmal, die alte Säuferwahreit? „Bier auf Wein, das lasse sein, Wein auf Bier…“ und den Rest weiss ich nicht mehr. Spielt für mich ja auch keine Rolle. Mir genügen ein paar Schlucke Holunderblütensekt zum elften Hochzeitstag und schon lache ich Tränen, bloss weil ich glaube, die Mutter am Nebentisch habe ihren Sohn „Pavian“ anstatt „Fabian“ gerufen. Oder weil die Chefin den Lehrling zum hundertsten Mal ermahnt: „Die Dame am Disch drai is´wegedorisch.“ Da lasse ich lieber die Finger von Bier und Wein, egal, in welcher Reihenfolge.
Nun, der Herr am Tisch fünf hätte sich vielleicht die alte Säuferwahrheit zu Herzen nehmen sollen. Bestellt hat er beides, Bier und Wein. In welcher Reihenfolge er das getrunken hat, weiss ich nicht, aber es war bestimmt falsch herum. Das merkt man schon bald. Zuerst weist er lauthals seine Söhne zurecht, dann demütigt er seine Frau so dass es alle hören: „Du bist die Einzige im ganzen Speisesaal, die sich nicht umgezogen hat. Das gehört sich nicht.“ Nun, erstens stimmt das nicht, ich trage auch noch das Gleiche wie am Morgen. Und zweitens hätte es keiner gemerkt, da ohnehin alle mit ihren Sprösslingen beschäftigt sind und jede Mama froh ist, dass die am Nebentisch noch übrenächtigter aussieht als sie selber. Doch das ist erst der Anfang. Bald schon brüllt er laut: „En Guete mitenand im schöne Schwizerland!“ und das etwa dreimal hintereinander. Hat der Kerl noch nicht gemerkt, dass wir hier in Österreich sind? Zumindest fügt er nicht noch an „de Tisch isch abenand“ sonst hätte ich ihm die Klappe zubinden müssen. Dafür beginnt er jetzt lauthals „Knowing you and knowing me“ von Abba zu singen und das um sieben Uhr abends, bevor seine Frau – ich nehme nicht an, dass er dabei behilflich ist – die Kinder zu Bett gebracht hat.
Wenn der Kerl doch bloss Russisch sprechen würde. Oder Mandarin. Dann würde ich sein Geschwätz wenigstens nicht verstehen.