Generation Ikea wird erwachsen

Bei  Menschen meiner Generation, die seit vielen Jahren in fester Partnerschaft leben, machen sich so langsam die ersten Abnützungserscheinungen bemerkbar. Nein, ich rede nicht von der grossen Scheidungswelle zwischen dreissig und vierzig. Die haben die Einen schon hinter sich, die anderen hoffentlich nicht vor sich. Ich rede auch nicht von den ersten Gebrechen, die man nicht mehr ganz so leicht los wird. Ist es nicht schrecklich, dass wir so langsam zu verstehen beginnen, weshalb unsere Eltern sonntags lieber einen Mittagsschlaf hielten, als mit uns in den Zoo zu gehen?

Ich rede auch nicht vom zerbrochenen Porzellan. Die Teller, die man damals so sorgfältig ausgesucht hatte, sind bei den meisten Paaren schon längst nicht mehr. Und die, die man danach etwas weniger sorgfältig ausgesucht hatte, sind auch schon in die Brüche gegangen. Und die, die man danach im Sonderangebot erstanden hat, weil man sonst aus Papptellern hätte essen müssen, werden auch immer weniger. Je nach Temperament des Paares, Anzahl Kinder, Ungeschicktheit dieser Kinder und noch grösserer Ungeschicktheit der Eltern sind die meisten Paare unserer Generation inzwischen wohl bei Service Nummer 3 angelangt. „Meiner“ und ich sind bereits bei Nummer 4, aber da wir inzwischen etwas ruhiger geworden sind, fliegen auch die Teller nicht mehr so heftig, so dass echte Chancen bestehen, dass dieses Service ein paar Jahre halten dürfte.

Aber eigentlich wollte ich von etwas anderem reden: Von den Möbeln. Wie oft ist man sich damals, als man die erste gemeinsame Wohnung bezog, in den Haaren gelegen, weil man nicht einfach das Erstbeste kaufen wollte. Das Ding sollte ja für die Ewigkeit halten. Und jetzt, schlappe zehn Jahre später, geben die Möbel den Geist auf. Bei den einen sind es die Regale in der Küche, die nach Jahren des Dienstes einfach so zusammenbrechen. Bei anderen will plötzlich das Sofa nicht mehr. Und bei „Meinem“ und mir macht so langsam das Ehebett nicht mehr mit. Nun, lieber das Bett als die Ehe, aber eigentlich hatten wir gedacht, wir würden uns dann zur Pensionierung ein Neues leisten. Doch Generation Ikea muss sich wohl damit abfinden, dass nichts mehr für die Ewigkeit gedacht ist. Haben sich darum unsere Eltern damals diese hässlichen braunen Wohnwände angeschafft? Nun, meine Gott sei Dank nicht. Aber dafür mussten sie auch alle Jahre wieder in die Ikea fahren, um zu ersetzen, was den ganzen Trubel der Grossfamilie nicht länger ertragen konnte. Das war eben der Preis, den man fürs Modernsein bezahlte, damals, vor zwanzig, dreissig Jahren.

Und nun sind wir dran mit Zahlen. Wie sollen wir die nächsten Anschaffungen bloss wieder an unserem Budget vobeischmuggeln?

Da fällt mir ein: Ich habe da noch so einen Gutschein vom letzen Geburtstag…. Ikea, wir kommen!

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