Als ich vor etwas mehr als zwei Jahren zu bloggen anfing, – Gab es überhaupt ein Leben vor dem Blog? – schrieb ich in meinem ersten Post den folgenden Satz: „So läuft die besagte Mutter durch die Welt und schreibt, jedoch immer nur im Kopf. Und wenn dann abends endlich Ruhe ist, sind die Sätze weg. Verschwunden unter Wäschebergen, ersoffen im Putzkessel, zu Boden getrampelt von vier Paar hinreissend schönen, aber gegenüber mütterlichen Gedanken äusserst unsensiblen Kinderfüssen.“ Damals hatte ich geglaubt, einzig mein Schreiben habe unter meinem Dasein als Hausfrau gelitten. Das Schreiben habe ich inzwischen wieder zurückerobert, aber als ich neulich mal wieder in den Wäschebergen zu graben anfing und im Putzkessel fischte, kamen da noch ein paar andere Dinge hervor, die ich schon längst verloren geglaubt hatte. Zum Beispiel meine Leidenschaft für das Backen. Vor lauter unangenehmen Haushaltspflichten hatte ich ganz vergessen, wie überaus befriedigend es ist, irgend ein kompliziertes Rezept hervorzukramen und zu testen, wie das Zeug schmeckt. Und plötzlich folgt auf einen schlecht gelaunten Plunderteig ein äusserst gut gelaunter Plunderteig. Und weil man gerade so schön in Schwung ist, kann man ja die Brötchen für die „Sloppy Joes“ auch gleich selber backen.
Etwas anderes habe ich auch wieder gefunden: Diese unglaubliche Zufriedenheit, die man verspürt, wenn man sich so richtig viel Zeit für die Kinder nehmen kann. Wenn es nichts ausmacht, dass das Prinzchen auch nach zehn Mal „Joggeli, chasch au riite“ (Für diejenigen, die den Joggeli nicht kennen: so ähnlich wie „Hoppe Hoppe Reiter“) nach mehr verlangt. Wenn man dem Zoowärter das Bilderbuch auch noch ein zweites Mal erzählen kann. Wenn man sich freut, dass der FeuerwehrRitterRömerPirat noch ein wenig mehr über die Römer erfahren will. Wenn es durchaus drinliegt, mit Luise auch noch beim neugeborenen Fohlen vorbeizuschauen. Wenn Karlsson ausführlich vom neusten Geolino-Bericht erzählen darf, ohne dass man ihn unterbrechen muss. Wenn man die schönen Seiten des Familienlebens wieder geniessen kann.
Dann habe ich noch ein paar Dinge gefunden, von denen ich kaum mehr wusste, wie man sie nannte. Lachen, zum Beispiel. Oder Unverkrampftheit. Oder Experimentierfreude. So viel Lebensfreude lag unter den Wäschebergen verschüttet, so viel Lebensqualität war im Putzkessel ertsoffen und das alles, weil ich zu lange geglaubt hatte, dass ich als Mutter zugleich auch Hausfrau sein müsse. Weil ich mich zu lange dagegen gesperrt hatte, eine Putzfrau einzustellen, ein wenig Geld in ein Au-Pair zu investieren. Weil ich nicht den Mut hatte, dazu zu stehen, dass ich mit Ausnahme von kochen, backen, einkaufen und Wäsche aufhängen sämtliche Hausarbeit nicht nur so ein kleines bisschen doof finde, sondern aus tiefstem Herzen hasse. Wie viele Ausraster hätte ich mir ersparen können, wenn ich mich von Wäschebergen und schmutzigen Toiletten nicht so sehr hätte stressen lassen? Wie viele Bilderbücher habe ich nicht erzählt, wie viele Lider nicht vorgesungen, wie viele Sorgen nicht wahrgenommen? Wie oft habe ich nicht gelacht über ein aberwitzige Situation, weil ich schon wieder ans Aufräumen danach dachte? Wenn ich zurückschaue und sehe, wie sehr meine Abscheu für die Hausarbeit unser Familienleben belastet hat, dann könnte ich mich selber ohrfeigen dafür, dass ich nicht früher eine Veränderung in die Wege geleitet habe.
Oh ja, Blätterteig wirkt Wunder (zumindest, wenn man nicht vorhat, in den nächsten Tagen auf die Waage zu stehen. Das Rezept gibt’s im uralten „Betty Bossi Backbuch“. Und Plunderteig findest du bei google. Jetzt brauchst du nur noch die miese Laune und dann kannst du loslegen! 😉
Tu das nicht. Allein dass du diesen Schritt – als Frau, hier in der Schweiz – überhaupt gemacht hast, verdient ein dickes Lob.
Ausserdem: Her mit den Zutaten für den Blätterteig. Das scheint ja ECHT GUT zu wirken! 😉
Ich bin nicht sicher, ob ich das mit dem drei-Monats-Loch richtig verstanden habe, aber wenn ich Deine Beiträge dazu lese, nehme ich an, dass die Sache noch nicht ganz überstanden ist. Aber immerhin habe ich mir ein paar Haare auf den Zähnen wachsen lassen…
Merci! Vielleicht spüre ich ja den Frühling. 😉
Ist das schön – ein Blog-Eintrag voller Optimismus und Lebensfreude. Das gefällt mir!
Wie schön zu hören – und wie schön dass Du anscheinend die passende Besetzung für Au-Pair und Reinigungskraft gefunden hast.
Seid ihr denn Aupairmässig schon über das drei-Monats-Loch rüber?