Ach, mein Prinzchen….

Der heutige Tag begann mit einem dumpfen Gepolter, gefolgt von lautem Prinzchen-Gebrüll. Nachdem mein Jüngster sich von seiner abenteuerlichen Kletterpartie aus dem Gitterbett erholt hatte, döste ich weiter. „Meiner“ war ohnehin schon aus dem Bett und so dachte ich mir, ich könnte das Kerlchen ruhigen Gewissens ein wenig durch die Wohnung strolchen lassen. Leider hatte ich vergessen, dass gestern jemand bei uns ein paar diese Zuckerschaum-und-Milchschokolade-Dinger (politisch unkorrekt in der Schweiz nach wie vor „Mohrenköpfe“ genannt) bei uns deponiert hatte und so wurde ich beim nächsten Erwachen eines Zuckerschaum-und-Milchschokolade-verschmierten Prinzchens gewahr. Dieses war sein erster Streich…. aber ein wahres Prinzchen hat auch am frühen Morgen schon viel mehr in Petto. Zum Beispiel, auf den Trip Trap klettern und mit der grossen Schöpfkelle Kakao in die daneben stehende Pfanne zu schaufeln, während Mama Karlsson dabei hilft, zu üben, wie er der Lehrerin gestehen könnte, dass er vergessen hat, das Zeugnis abzugeben. Oder sich an den Bonbons gütlich zu tun, die eigentlich für Karlssons morgige Schulreise bestimmt gewesen wären. Gut, die Dinger waren zuckerfrei, aber das Prinzchen hat wohl nicht daran gedacht, dass auf der Schachtel steht, das Zeug könne „bei übermässigem Verzehr abführend wirken“. Zwischendurch schaffte es der Schlingel auch noch, sich einen Stock tiefer zur Grossmama abzusetzen, waghalsige physikalische Versuche mit einem – Gott sei Dank leeren – Trinkglas durchzuführen, zu testen, ob der Tonkrug auch nach dreissig Jahren, die er schon in Gebrauch ist, noch stabil ist, noch einmal zur Grossmama durchzubrennen, mit dem FeuerwehrRitterRömerPiraten um den „Bä!“ren zu streiten und dann noch ein paar Dinge mehr, die ich inzwischen vergessen habe, weil ich ja so ganz nebenbei noch Luises Rucksack für die Schulreise packen musste, dafür zu sorgen hatte, dass alle geputzt, gestriegelt und obendrein noch rechtzeitig aus dem Haus gehen und zwischendurch versuchen musste, ein paar Bissen Frühstück in mich hineinzubringen.

Das alles brachte unser Prinzchen in weniger als neunzig Minuten zustande und jetzt frage ich mich natürlich, ob die Zeit noch reicht, ein Baugesuch für einen Tischlerschuppen einzureichen, bevor unser Jüngster richtig loslegt. Denn ganz wie bei Michel aus Lönneberga scheint mir, dass beim Prinzchen Unfug einfach geschieht, ob er es nun will oder nicht. Ausserdem frage ich mich, ob dieser verrückte Start in einen sehr langen Donnerstag genügt, um das zu entschuldigen, was ich danach tat: Ich liess mich bei einem weiteren Zwischendurcheinkauf vom Zoowärter dazu erweichen a) fünf Schweizerfähnchen aus Plastik zu kaufen und b) für meine zwei Jüngsten je ein mit Mickey Mouse verziertes Fläschchen mit diesem abscheulichen überzuckerten Gesöff zu erstehen. Zwei mütterliche Todsünden in einem klitzekleinen Zwischendurcheinkauf, ist das nicht etwas viel? Gut, zu meiner Entlastung darf ich vielleicht anführen, dass der klitzekleine Zwischendurcheinkauf nötig wurde, weil unsere Kinder von gestern Mittag bis heute Morgen zwei Kilo Nektarinen und ein Kilo Aprikosen verdrückt hatten und ich die Früchteschale dringend wieder auffüllen musste. Aber ich weiss nicht so recht, ob die Plastikfähnchen und das Gesöff meine ehrenvolle Tat nicht gleich wieder zunichte machen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Früchte aus Spanien kommen, was ja ethisch und ökologisch auch nicht unbedingt vertretbar ist, wenn man an die Schauergeschichten aus der Huelva denkt…

Ja, da sieht man, mit welchen Fragen man sich als Mutter und Hausfrau bereits am frühen Morgen herumschlagen muss. Gut, dass inzwischen wenigstens mein kleines, süsses Monstrum schläft. So kann ich wenigstens meine Gedanken ein wenig ordnen, bevor das Chaos weitergeht….

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