Ausnahmsweise verzichte ich heute auf Namensnennungen. Denn die Kunst, uns einen schönen Moment zu versauen, beherrschen sie alle gleich gut, unsere lieben kleinen Vendittis und deswegen wäre es unfair, einzelne Kinder besonders zu erwähnen. Nehmen wir zum Beispiel heute Morgen: Seit Tagen schon hatten sich „Meiner“ und ich auf den heutigen Gottesdienst gefreut. Nun kann man sich natürlich darüber wundern, weshalb man sich tagelang auf einen Gottesdienst freut. Immerhin haben Predigten nicht gerade den besten Ruf. Aber zum Glück gibt es Kirchen, deren Gottesdienste Wellness für die Seele sind. Zeit, in sich zu gehen, still zu werden, zu staunen, Antworten zu suchen und neue Fragen zu finden. Einfach wunderbar. Besonders nach einer hektischen Woche, in der man kaum einmal zum Nachdenken gekommen ist.
Dumm nur, dass eines unserer Kinder sich zwar ebenso sehr auf den Kindergottesdienst freute, aber nicht begriffen hat, dass man sich auch anziehen und die Zähne putzen müsste, wenn der Vorfreude ein freudiges Erlebnis folgen soll. Kenner unserer Familie mögen erahnen, wer es hier fertig gebracht hat, mit viel Gebrüll, Herumtoben und Verweigern unsere Vorfreude zu dämpfen. So sehr, dass „Meiner“ am Ende mit dem störrischen Kind zu Hause blieb, während ich in der Kirche dennoch ein kleines bisschen Stille zu finden versuchte.
Um dem Tag doch noch eine gute Wendung zu geben, beschlossen „Meiner“ und ich, dass wir uns nach dem Mittagessen einen ausgedehnten Mittagsschlaf gönnen würden. Nach einer Woche, in der wir kaum je vor halb eins ins Bett gekommen waren, konnten wir ein wenig Zusatzschlaf gut gebrauchen. Weshalb wir schweren Herzens einen unserer Erziehungsgrundsätze brachen und die Kinder bei strahlendem Sonnenschein mit einer DVD beglückten. Was auch wieder tüchtig in die Hose ging, weil zwar alle DVD schauen wollten, ein Kind aber die Augsburger Puppenkiste ziemlich doof findet und deshalb lieber „Die Kinder aus der Krachmacherstrasse“ sehen wollte, den aber alle schon in- und auswendig kennen. Also wieder lautes Gebrüll, diesmal einfach aus einer anderen Kehle und deswegen etwas schriller. Was dazu führte, dass nicht nur des Prinzchens Mittagsschlaf drastisch gekürzt wurde, sondern auch dazu, dass der elterliche Mittagsschlaf ins Wasser fiel. Nun gut, wir haben dann in Schichten geschlafen, aber das ist einfach nicht das gleiche. Und einschlafen kann man auch nicht besonders gut, wenn man sich eben noch so sehr geärgert hat.
Ein weiterer Spassverderber brachte es fertig, dass „Meiner“ und ich schliesslich resignierten und zur Wunderwaffe „Eisessen am Küchentisch“ greifen mussten, um dem Gebrüll endlich ein Ende zu setzen. Kurz vor Feierabend mussten wir dann auch noch erkennen, dass hausgemachte Kürbisgnocchi mit dem ersten Butternut-Kürbis aus eigener Ernte nur halb so gut schmecken, wenn einer am Tisch ständig quengelt.
Nach einem solchen Tag bin ich ganz froh, dass mir keiner die Vorfreude auf morgen versauen kann. Wer freut sich denn schon auf den Montag?