Okay, ich liebe Königskuchen, aber das ganze Theater darum, wer die Krone bekommt, habe ich tüchtig satt. Noch einmal ein Jahr mit fünf Kuchen à sieben Brötchen mache ich nicht mit; dem Familienfrieden zuliebe alle tagelang mit süssen Weissbrötchen vollstopfen geht einfach nicht. Aber vier enttäuschte Gesichter – vielleicht gar fünf, falls einer von uns Eltern König wird – erträgt mein butterweiches Gluckenherz auch nicht. Weiss ich doch, wie unendlich schmerzhaft es ist, wenn immer ein anderer König wird. Bei mir hatte das gravierende Auswirkungen: Als ich mir im Alter von etwa zwölf Jahren endlich mal die Krone aufsetzen durfte, hielt ich mich für Napoleon – damals mein zu kurz geratenes Vorbild – und setzte sämtliche Familienmitglieder als Könige meiner eroberten Ländereien ein. Muss mal meine Mutter fragen, ob sie die Liste, die ich damals erstellt habe, aufbewahrt hat.
Eine solche Liste werde ich morgen wieder vorbereiten, denn ich habe entschieden, dass bei uns am Sonntag sieben Könige gekrönt werden. Je nach Farbe der Hochzeitsmandel, die man im Kuchenstück findet, wird man dann eben König des Nordens, Königin des Amazonas oder so. Damit wir den Dreikönigstag für einmal in Frieden und Harmonie feiern können.
Nun ja, vielleicht muss ich mit Lebensmittelfarbe nachhelfen, für den Fall, dass der Zuckerguss der Mandel nicht genügend abfärbt und es plötzlich Streit gibt, wer nun über welches Gebiet herrschen darf. Ach ja, und dann muss ich „Meinen“ noch dazu bringen, sieben Kronen zu basteln, denn wenn ich das machen muss, werde ich diejenige sein, die sonntags mies drauf ist und Streit anfängt.
Na, dann bringt er vielleicht nächstes Jahr auch den Mut zum Betteln auf.
Nächstes Jahr die bei uns einheimische Bäckerei besuchen… Die rücken bis zu zehn Kronen und Könige raus. Letzte Woche beim eigenen Kronen-/Könige-„Betteln“ beobachtet. 🙂
Wollte „Meinen“ in die Bäckerei schicken, weil ich noch grippig war, aber er hatte wohl Angst, sie würden ihn rausschmeissen, wenn er sieben Könige und sieben Kronen verlangt. 🙂
Kronen (und Könige) gibts übrigens häufig gratis in Bäckereien. Ich konnte mich jedenfalls so bisher noch jedes Jahr vor dem Basteln drücken. 😉