Bundesrat Schneider-Ammann fordert härtere Massstäbe für die Matur und wie immer, wenn das Thema zur Sprache kommt, sind in der „NZZ am Sonntag“ solche Dinge zu lesen:
„Schluss mit Durchwursteln“
„Einsatz ist auch dort nötig, wo es unter Umständen weniger Spass macht und härter ist.“
„Eine entsprechend reife Einstellung darf von jungen Menschen erwartet werden, die das Reifezeugnis anstreben.“
Ja, eine reife Einstellung sollte man tatsächlich erwarten dürfen, aber die Behauptung, es liege immer nur an mangelndem Fleiss und Einsatzwillen, wenn jemand in einem Fach schlecht abschneidet, wird nicht wahrer, wenn man sie andauernd wiederholt.
Noch nie etwas von Teilleistungsstörungen gehört? Von Menschen zum Beispiel, die zwar vom Intellekt her alles mitbringen, was man zum Erlangen einer Matura braucht, die aber im Bereich der Wahrnehmung beeinträchtigt sind und darum in ihrer Schullaufbahn Hürden überwinden müssen, die sich anderen Menschen nie in den Weg stellen?
„Nun reg dich nicht gleich so auf. Solche Schüler bekommen doch jede nur erdenkliche Hilfe. Die kriegen das schon irgendwie auf die Reihe“, mag nun der eine oder andere einwenden, aber genau dies bezweifle ich.
Für Kinder, die zwar intelligent sind, die aber aufgrund einer Beeinträchtigung grosse Mühe haben, die Dinge so zu lernen, wie sie an unseren Schulen gemeinhin unterrichtet werden, ist es hierzulande ziemlich schwierig, Hilfe zu bekommen. Das weiss ich nicht nur vom vielen Hörensagen, sondern auch aus eigener Erfahrung mit dem FeuerwehrRitterRömerPiraten. Wer nicht genau so „funktioniert“, wie unser Schulsystem dies vorsieht, läuft schnell einmal Gefahr, auf dem Abstellgleis zu landen, unabhängig davon, wie intelligent er oder sie ist.
Man darf von mir aus gerne darüber nachdenken, wie man faule Schüler davon abhält, sich durchs Gymnasium zu wursteln, aber dann sollte man sich zugleich die Frage stellen, wie Menschen, die eben nicht faul, sondern in einem bestimmten Bereich beeinträchtigt sind, nicht daran gehindert werden, zu lernen, wozu sie eigentlich in der Lage wären.
Dem kann ich eigentlich nichts beifügen, es entspricht eins zu eins dem, was ich auch beobachte.
Ich wäre ja der Meinung, Bildung müsse mehr sein als sinnloses Pauken, aber mir scheint, diese Einstellung sei heute etwas veraltet….
Ach, Reizthema. Dazu habe ich sogar bei 20min einen Kommentar geschrieben, weil es mich so aufgeregt hat.
Die Matur hier in der Schweiz verlangt echt viel. Immer wird an den Schülern rumgenörgelt, aber unfähige Lehrer sind praktisch unkündbar. Darüber sollte man sich auch mal Gedanken machen.
Und der Lehrinhalt teilweise… 🙄
Meine Primanerin kaut seit Wochen auf der Geschichte Chinas herum. _Muss_ das so detailliert sein? Müssen Kinder der dritten Klasse alle Fledermausknochen kennen? Muss man in der Biologie vom 100stel ins 1000stel gehen?
Boah, ich höre lieber auf. Mich nervt das schon seit Jahren…
Kinder lernen nun mal unterschiedlich und somit sollte man den Unterrichtsstoff mit verschiedenen Methoden den Kindern nahe bringen. Dafür, heißt es, sei aber keine Zeit.
Und vielleicht sollte man auch nicht ausschließlich auf die Schüler schauen, sondern auch mal auf die Lehrer, von denen ich das Gefühl habe, dass viele entweder frustriert sind oder immer noch glauben, Schüler mit Machtgehabe (nach dem Motto: wir sitzen am längeren Hebel und entscheiden über eure Noten) zum Lernen bringen zu wollen, anstatt mit Motivation.