Was hatte sie geheult, damals, als Mama ihr die erste Barbie verweigerte! Hatte Tag und Nacht gefleht und gebettelt und jeden Morgen darüber berichtet, was sie und ihre imaginären Freundinnen in der Nacht im „Barbiekunst“ alles erlebt hätten. Irgendwann war Mama weich geworden. Wenn das arme Kind schon keine Schwester hat, dann soll sie wenigstens Barbies haben. Stundenlang surfte die Mama im Internet, um exakt das Modell zu ergattern, das auf Luises Wunschzettel stand. Und bald bevölkerten Heerscharen von Barbies mit ihren Prinzen das Kinderzimmer. Luise war selig.
Doch die Liebe zu Barbie währte nicht lange. Bald schon lagen fast nur noch Köpfe herum und der Zoowärter durfte den Körper als Einschlafhilfe benützen. Ein paar Wochen später waren die Prinzen dran. Beine wurden ausgerissen, Arme verdreht. Schliesslich blieb nur noch dass Sixpack übrig. Heute nun wurden Cinderella und Rapunzel kahl geschoren. Barbie als Skinhead? Was zuviel ist, ist zuviel. Jetzt kriegt die Plastikdame endgültig Hausverbot.
Tja Barbie, das war’s dann wohl. Wir sehen uns wieder, vielleicht in fünfundzwanzig Jahren, wenn Luises Töcherlein jammert und fleht, bis Mama weich wird. Wir werden dich nicht vermissen.