Letzte Vorbereitungen

So langsam mache ich mich bereit, abzureisen. Die Tasche ist zwar noch nicht gepackt, aber immerhin habe ich mich inzwischen damit abgefunden, dass ich keine Ausrede habe, zu Hause zu bleiben. Nun, eigentlich will ich ja gar nicht zu Hause bleiben, ich freue mich ja auf die vier freien Tage. Irgendwie. Und irgendwie freue ich mich eben auch nicht. Aber bis jetzt haben einzig meine Mutter und eine Freundin, die selber Mutter von sechs Kindern ist, verstanden, weshalb meine Gefühle derart gespalten sind.

Nun, wie dem auch sei: Morgen reise ich ab. Vielleicht schon um Viertel nach zehn, vielleicht auch erst eine Stunde später. Oder vielleicht bleibe ich auch bis nach dem Mittagessen. Denn es zerreist mir fast das Herz, wenn ich Luise weinen höre, weil sie mich bereits im Voraus vermisst. Und dann kann ich „Meinen“ doch unmöglich im Montagmorgen-Chaos alleine lassen. Oder kann ich?

Vorbereitet habe ich ja alles. Am Küchenschrank hängt eine Liste mit allen wichtigen Dingen, die es in den nächsten Tagen zu beachten gibt. Wer zu welcher Zeit womit ausgerüstet an welchem Ort sein muss, welches Tageskind wann zum Mittagessen kommt und was diese auf keinen Fall essen, wann die leere Biokiste raus und die volle rein muss und dergleichen. Alles bis ins kleinste Detail aufgeschrieben. Und das alles hat Platz auf einer mickrigen A4-Seite.  Leiste ich wirklich so wenig, dass mein Alltag auf einer A4-Seite Platz hat? Die paar wenigen Fixpunkte am Tag kann sich jeder, der einigermassen zuverlässig ist, merken. Also muss es an dem, was zwischen den Fixpunkten sattfindet liegen, dass ich abends jeweils auf dem Zahnfleisch gehe. Das Unvorhersehbare, das Überraschende, das sich Überschneidende wird es also sein, was mich immer wieder dazu bringt, den Überblick zu verlieren und lauthals zu brüllen vor lauter Frust.

Oder bilde ich mir am Ende das alles bloss ein? Ist mein Alltag tatsächlich nicht komplizierter als er auf dem Papier aussieht? Bin vielleicht ich das Problem? Ich weiss es nicht. Noch nicht. In vier Tagen wird mir „Meiner“ sagen können, ob es für ihn auch so war, wie es für mich ist. Und somit habe ich eine neue Angst, die ich hegen und pflegen kann: Was, wenn „Meiner“ am Donnerstag findet, die vier Tage seien ein Spaziergang gewesen und er könne nicht verstehen, weshalb ich jeweils so laut jammere über mein Dasein als Hausfrau?

Ja, was dann? Na, ist doch klar: Dann kann er für die nächsten zehn Jahre den Laden schmeissen. Bloss wie ich ihn dazu bringe, in dieser Zeit auch noch fünfmal schwanger zu sein, weiss ich noch nicht. Denn ohne die Schwangerschaften erlebt er das wahre Hausfraundmutter-Feeling nie. Aber ich habe ja vier Tage Zeit zum darüber nachdenken…

4 Gedanken zu “Letzte Vorbereitungen

  1. „Deine“ darf ganz unbesorgt sein. Ich geniesse meine Ruhe lieber alleine und mit meinem Computer, der mir dabei helfen soll, ein paar Sätze aus dem Kopf zu kriegen! Dafür aber wünsche ich dir auch von Herzen erholsame Tage.

  2. Ich wuensch Dir von ganzem Herzen eine sehr erholsame Zeit.

    Ich verreise auch gerade diese Woche alleine in die Ferien aber nicht ins Laendli sondern nach Crans Montana. Meine glaubt mir das aber nicht mehr ganz, nachdem sie in Deinem Blog gelesen hat, dass Du weg bist. Sie vermutet nun schwer, dass wir wieder ein SCHOENE Tage zusammen verbringen 🙂

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