Sie bekommen Guetzli geschenkt und ich darf zwei Tage später unters Sofa kriechen, um die leere Schachtel zu entsorgen.
Sie essen Hafer, ich sauge die Flocken auf, die den Weg vom Beutel in die Schale nicht überstanden haben.
Schleppe ich am Vormittag zwei Kilo Trauben an, sind sie spätestens um vier weggefuttert, um fünf nach vier motzt der Erste, weil kein frisches Obst da ist.
Kippt einer die Klobürste um, bleibt sie umgekippt, bis ich mich ihrer erbarme und sie wieder aufrichte.
Ich sammle die herumliegenden Farbstifte ein, sie verteilen sie wieder in der Wohnung, ich sammle sie wieder ein, sie verteilen sie wieder, ich sammle sie wieder ein, sie verteilen sie wieder…
Sie spielen mit Marmeladefingern Klavier, ich spiele weder Klavier noch schmiere ich mir die Finger mit Marmelade voll und trotzdem putze ich die Tasten.
Ich abonniere Zeitschriften, damit sie diese lesen können und ich sie vom Fussboden aufheben darf.
Ich rede mir den Mund fusselig, weil das alles so nicht weitergehen kann. Sie starren mich verständnislos an und fragen, ob sie noch ein zweites Sandwich bekommen.
So geht das auch heute noch, obschon sie doch schon so gross sind und ich frage mich, in welcher geistigen Umnachtung ich den Vertrag unterschrieben habe, in diesem Haus ganz ohne Bezahlung den Job des Sisyphus zu machen.
Ich wünschte, ich könnte sagen, bei mir hätten diese Tricks eine Veränderung bewirkt. Mehr als ein Strohfeuer von „Ich werde mich bessern, versprochen!“ war da leider nicht. Und seitdem die Grossen selber waschen, hat sich das Chaos einfach auf die Waschküche ausgedehnt….
Ach du, bei mir funktioniert der alte Betttrick (der in den Anfängen mit meinem Mann zum Zug kam) auch gut bei den Kindern. Ich lege alle Fundstücke, von gebrauchten Nastüchern bis Schoggipapierli, von herumliegenden Blättern, Socken etc. alles flach unter die Bettdecke. (Bei meinem Mann damals auch die leeren Bierflaschen, die er nie verräumte..) Wenn sie dann abends ins Bett gehen und die Decke zurückschlagen finden sie „freudig“ die Überraschung vor. Dinge die nach mehrmaliger Aufforderung nicht weggeräumt wurden, zb Kleiderhaufen am Boden, Taschen, Heftli,etc. fliegen durchs Fenster oder die Türe direkt vor die Eingangstür. Das hat schon oft für Gelächter beim Besuch gesorgt und rote Köpfe bei den Kindern die verschämt ihre Ware eiligst zusammenräumten. Mein Sohn hat früher oft aus schierer Bequemheit noch saubere Kleider in die Schmutzwäsche gestopft. Dies hat sich verbessert, seit die Kinder ihre Schmutzwäsche selber in die Waschküche bringen und sortieren müssen, ebenfalls bekommt jedes Kind seinen eigenen Wäachekorb mit sauberer Wäsche zum hochtragen und versorgen. Der Bub jammerte dann rum, weil er immer soviel mehr Wäsche versorgen müsse…tja….die Erkenntnis, dass er dafür verantwortlich ist wirkte recht gut…so ca. einen Monat, dann wirds jeweils bis zur nächsten Erinnerung schleichend wieder schlimmer. Verdammter Sysyphus eben…
Das Schlimme ist, wenn mal alle ausgezogen sind, dann sehnt man sich zurück nach „dem Leben“ im Haus. *kicher*
Ich hatte mal eine „Findekiste“, in der alles landete, was mir im Weg lag. Das musste ausgelöst werden wie ein falsch geparktes Auto. Z.B. durch sportliche Übungen aber auch durch Dienste. Hat viel Bewegung in die Sache gebracht und allen Spaß gemacht. Auf jeden Fall, wenn auch das Bedürfnis der Kinder nach Mitwirkung und Ordnung anders ist, als ich mir das vielleicht wünsche, konnte ich meine Bedürfnisse so ins Spiel bringen. Buchstäblich.
Wichtig ist, zu handeln statt zu labern. Das zieht bei Kindern nicht. Die Buntstifte längere Zeit wegpacken, wenn sie liegen gelassen werden. Keine Kekse auf dem Sofa (bei uns wurde zb. generell nur am Tisch gegessen, nicht im Wohnzimmer oder den Kinderzimmern, das erspart schon vieles)
Dann vom Tisch direkt erst mal ins Bad, Hände und Mund abwaschen.
Einmal auffordern aufzuräumen, und was innert einer gesetzten Frist noch rumliegt in eine Tüte packen und irgendwo ein paar Tage zwischen lagern.
Das gleiche mit Klamotten. Ich habe das mal mit meiner Tochter durchgezogen. Bis sie merkte, dass ihr Klamotten fehlen, wusste ich nicht mehr, wohin ich den Sack verräumt hatte und musste erst mal suchen 😂.
Und nicht zu guter Letzt: Lappen in die Händchen drücken und einfach selbst mal putzen lassen.
Viel Spass 😀
Meine beste Kollegin hat das ein paar mal gemacht, als sie die Nase voll hatte. Einmal nicht mehr gekocht, weil die Kinder immer am Essen rummäkelten, und einmal nicht mehr gewaschen, weil ständig saubere Wäsche in der Dreckwäsche war, aus Faulheit beim Aufräumen. Ich weiß noch, wie ich Tränen gelacht habe, als sie erzählte, der Sohn würde aus lauter Verzweiflung schon die Unterhosen vom Vater tragen.
Ich glaube, das hat damals ziemlich geholfen.
Ich würde sagen, sie sind in dem Alter, in dem man einen Streik allmählich ins Auge fassen kann. Sofern man seine Folgen nicht fürchtet…
Wie alt sind die Kinder? Streik doch mal. 😀