Erwischt

Die erwischen mich doch immer wieder! Kaum sind die letzten Regenwaldbildchen getauscht, strenge ich mich nach Leibeskräften an, auf einem virtuellen Erdbeerfeld möglichst viele Erdbeeren zu pflücken. Und dies bloss, weil die Migros mir mal wieder ein Mail geschrieben hat, in dem sie mich, die „Liebe Frau Venditti“, persönlich dazu aufgefordert hat, das Spiel doch mal mitzuspielen. Und das nächste, das übernächste und das überübernächste natürlich auch. Denn nur, wer am Ende 10000 Punkte hat, darf am Wettbewerb teilnehmen. Wenn die Migros pfeift, dann springe ich. Und wenn dabei im Garten die echten Heidelbeeren und Cherry-Tomaten faul werden, weil ich virtuelle Erdbeeren pflücken muss. Und wenn die ganze Familie im Chaos ersäuft, weil zwar inzwischen sämtliche Möbel ihren neuen Platz gefunden haben, nicht aber sämtlicher Abfall entsorgt und sämtlicher Dreck weggeputzt ist.

Es ist geradezu beängstigend, wie jemand, der jeglicher Werbung ziemlich gleichgültig begegnet und an jeder Ecke Betrug wittert, einem Detailhändler mit Haut und Haaren ergeben sein kann. Man frage nur mal meine besten Freunde, wie ich in Fahrt gerate, wenn jemand meine verehrte Migros kritisiert.  Und das nicht erst, seitdem Bänz Friedli vom Migros Magazin zum Halbgott aller Hausfrauen aufgestiegen ist. Und auch nicht, seitdem es ein Bekenntnis gegen Aldi und Lidl ist, wenn man bei der Migros postet. Nein, so war ich schon als Kind.  Das ist wohl eine genetische Sache, gegen die man heute noch genauso machtlos ist wie man es früher, vor der Erfindung der plasitschen Chirurgie, gegen Hakennasen und abstehende Ohren war. Coop ist doof, Volg noch doofer, Denner am doofsten. Und bei dieser Meinung bleibe ich, obschon Denner schon längst der Migros gehört und Coop und Migros fusionieren könnten, weil sie einander ohnehin jeden Furz nachmachen.

Wobei ich darauf hinweisen muss, dass natürlich Coop die Migros nachmacht und nicht umgekehrt. Ist ja wohl klar.

Erklärungsnotstand

Was mache ich denn jetz bloss? Karlsson und der FeuerwehrRitterRömerPirat werden mich vierteilen, wenn ich ihnen gestehe, dass ich ohne die blaue Sammelkleberpackung aus der Migros nach Hause gekommen bin. Und das ist noch nicht das Schlimmste. Luise hat ihn nämlich schon, diesen scheusslichen Siegelsticker hat. Dabei ist ihr Sammelalbum noch gar nicht voll. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird dies die geschwisterlichen Beziehungen auf Jahre hinaus trüben.

Was nützen mir die fünffachen Cumulus-Punkte, die ich mir heute im Schweisse meines Angesichts inmitten von kaufwütigen Senioren erkämpft habe? Was nützt es mir da, dass ich zehn grüne Sammelpäckchen bekommen habe, dass ich den äusserst raren Zipfelfrosch in fünffacher Ausführung habe, dass ich sogar alle Lücken im Album des FeuerwehrRitterRömerPiraten geschlossen habe?  Wenn der Siegelsticker fehlt, hat alles Sammeln keinen Sinn mehr. Und die Verkäuferin konnte mir auch nicht weiterhelfen. Die nahm zwar bereitwillig das quengelnde Prinzchen auf den Schoss und scannte einhändig meinen ganzen Warenberg ein. Doch auf eine Frage, ob sie nicht noch blaue Stickerpäckchen  hätte, schüttelte sie nur bedauernd den Kopf und reichte mir das Prinzchen zurück.

Vielleicht tauche ich für ein paar Wochen ab. So lange, bis der schlimmste Zorn meiner beiden grossen Buben verraucht ist. Ihre Erleichterung, dass Mama wieder da ist, wird so gross sein, dass sie bei meiner Rückkehr keinen Gedanken mehr an den fehlenden Siegelsticker verschwenden werden.

Vielleicht aber warte ich auch mit Abtauchen, bis klar ist, ob die Migros nicht noch Siegelsticker nachdrucken lässt.

Immer diese Schuhe!

Dass heute nichts mehr für die Ewigkeit hergestellt wird, ist auch mir klar. Aber länger als eine Stunde sollten neue Kindersandalen schon halten. Oder hänge ich hier einem altmodischen Ideal nach, das von unserer Wegwerfgesellschaft schon längst zu Tode getrampelt worden ist?

Als ob der Schuhkauf mit vier mittelgrossen bis kleinen Kindern und einem übermüdeten Baby nicht schon kompliziert genug wäre! Luise, die Barbie inzwischen auch bei der Schuhmode abgeschworen hat, findet nichts, dass feminin genug und trotzdem nicht kitschig ist. Der Zoowärter will nicht begreifen, weshalb er die wunderschönen Sandalen noch einmal ausziehen muss, damit man sie bezahlen kann. Karlsson findet einzig ein Paar Gummistiefel, das ihm zusagt. Und das bei 33 Grand Hitze. Der Einzige, der vor lauter Glück strahlt, ist der FeuerwehrRitterRömerPirat. Er hat Sandalen mit Totenköpfen drauf gefunden. Mama und Papa haben sogar ja gesagt dazu. Doch auch der FeuerwehrRitterRömerPirat strahlt nicht lange. Kaum haben wir das Geschäft verlassen, will er die neuen Schuhe anziehen. Doch er kommt keinen Schritt weit damit, schon reisst der Riemen. Nun ja, von „Made in China“ ist  wohl nicht viel mehr zu erwarten.

Also geht „Meiner“ mit den drei Kleinen zurück zum Umtauschen, während ich mit den Grossen ein anderes Schuhgeschäft aufsuche. Nach dem „Made in China“-Debakel bestehe ich natürlich auf Qualität. Jetzt wird Markenware gekauft. Schon bald darauf stehe ich, um 130 Franken ärmer, mit zwei überglücklichen Kindern vor dem Geschäft. Doch auch dieses Glück währt nicht lange. Kaum zu Hause angekommen, heult Karlsson, als hätte ihn jemand verprügelt. Der Riemen an seinen „Qualitätsschuhen“ ist gerissen. Karlsson ist untröstlich und ich muss ihm hoch und heilig versprechen, die Sache gleich heute früh in Ordnung bringen zu lassen.

Also zurück ins Schuhgeschäft. Dort habe ich die Freundlichkeit in  Person vor mir. „Ja?!“, raunzt mich die Verkäuferin an, nachdem sie in aller Seelenruhe drei Paar Kinderschuhe ausgepackt, begutachtet und wieder eingepackt hat. Ich schildere ihr mein Problem, worauf sie mir wortlos einen Zettel und einen Kugelschreiber über den Verkaufstisch schiebt. Was sie denn nun vorhabe, will ich wissen. „Na, die Schuhe zurücknehmen und ihnen das Geld zurückerstatten, was denn sonst?“ Ob es denn nicht möglich sei, den Schuh zu reparieren, frage ich. Immerhin ist bloss eine Naht von etwa einem Zentimeter Länge aufgerissen. „Nein, wir reparieren keine Schuhe. Die werfen wir weg und ein gleiches Paar kann ich nicht bestellen“, erklärt sie mir.

Aber Karlsson will genau diese Sandalen und keine anderen! Und ausserdem wäre es eine Schande, sie wegzuwerfen. Ich beginne der Verkäuferin zu erzählen, wie meine kleiner lieber Karlsson gestern Abend in Tränen aufgelöst war. Wie unglücklich er sein würde, wenn ich ohne seine wunderschönen Römersandalen nach Hause käme. Und siehe da,  die Frau hat ein Herz! Wenn ich ihr die Quittung des Schuhmachers bringe, werde sie mir den Betrag zurückerstatten, verspricht sie. 

Also weiter, zu Mister Minit. Zehn Minuten später ist der Schuh geflickt, das Schuhgeschäft erstattet mir die horrenden Reparaturkosten von 7 Franken 50 und Karlsson strahlt wieder. Zumindest bis der nächste Riemen reisst.

Sammelfieber

Als treuste Migros-Kundin des Landes wurde ich natürlich bereits am Sonntagabend per Mail über die neuen Sammelbildli informiert. Zweihundert Bildchen mit  Tieren aus dem Regenwald, viele Infos über Umweltschutz, ein Hardcover-Sammelalbum und ein Teil des Erlöses geht an den WWF. Kann Mama da noch widerstehen? Kann sie nicht, denn Sammeln bedeutet Perfektionismus, Kontrolle, den Überblick behalten. Und das kommt in Mamas Leben eindeutig zu kurz. Also muss gesammelt werden, und zwar gleich vom ersten Tag an.

Wie? Das Ganze soll nur eine Masche der Migros sein, um mir das Geld aus der Tasche zu ziehen? Aber ich deponiere doch auch ohne Bildchen monatlich einen grossen Teil des Einkommens bei der Migros und ausserdem meide ich Coop-Filialen wie der Teufel das Weihwasser. Da darf ich dich schon mal mit ein paar Bildchen belohnt werden.

Ach so, die Bildchen sind gar nicht für mich gedacht? Die sind für Kinder? Klar doch. Aber Karlsson will nur sammeln, wenn es Eisbären und Pinguine dabei hat, und die leben bekanntlich nicht im Regenwald. Der FeuerwehrRitterRömerPirat will sich lieber was zum Spielen kaufen und die beiden Jüngsten haben vom Sammelfieber noch keinen blassen Schimmer. Bleibt als letzte Hoffnung nur noch die tierliebende Lusie. Doch wo bleibt sie denn? Da rennt man für einmal bereits am Dienstag (und nicht am Donnerstag, wie es sich für eine Hardcore-Migroskundin gehört) in die nächste Migros, kommt aufgeregt mit den Bildchen und dem Sammelalbum nach Hause und dann muss man warten, bis Luise endlich den Heimweg findet. So langsam wird mir das Warten zu lange. Wenn sie nicht bald kommt, fange ich selber mit Kleben an.

Da ist sie ja endlich! Und sie beisst sofort an. Inzwischen ist auch Karlsson nach Hause gekommen. Kaum sieht er die Bildchen, ist seine Skepsis verschwunden und er beginnt zu kleben. Das sei viiiiieeeel schöner als Fussballbildchen, findet er.  Ja, sogar der FeuerwehrRitterRömerPirat ist plötzlich Feuer und Flammme. He, und was ist mit mir? Ich will auch kleben! Ach so, mir bleibt die dankbare Aufgabe, den Abfall zu entsorgen. Ihr könnt mich mal! Morgen besorge ich mir mein eigenes Sammelalbum. Bildchen werden wir ja ohnehin genug bekommen.

Schund

Es kommt ja zuweilen vor, dass man bei der Auswahl eines Buches so richtig daneben greift. Man liest den Klappentext und denkt, man habe eine gute Wahl getroffen, doch dann, bei der Lektüre merkt man, dass das Oeuvre der reinste Schund ist. Was tun? Man kann ein Buch nicht ungelesen weglegen, und sei es noch so schlecht. Im Büchergestell will man das Ding aber auch nicht aufbewahren. Es könnte ja sein, dass mal jemand darin stöbert und einen völlig falschen Eindruck von einem bekommt, bloss weil sich da und dort Schund eingeschlichen hat. Es bleibt nur eine Lösung: Die Lektüre so schnell als möglich hinter sich bringen und ab ins Altpapier damit. Bei der nächsten Papiersammlung wird das Buch diskret zwischen "NZZ am Sonntag" und einer alten Ausgabe des "Spiegels" versteckt und die Sache ist vergessen. An den seichten Inhalt kann man sich bis dahin ohnehin nicht mehr erinnern. 

So war das zumindest, bevor Amazon erfunden wurde. Es ist ja eigentlich ganz angenehm, online mal schnell ein paar Bücher zu besorgen. Aber müssen einen die Kerle wirklich bei jedem Einkauf an sämtliche Fehlgriffe der Vergangenheit erinnern? Kaum hat man sich eingeloggt, werden einem die neusten Vorschläge, genau auf die bisherigen Einkäufe abgestimmt, präsentiert. Und wehe, du hast nur einmal Schund bestellt! Noch fünf Jahre später werden dir weder Klassiker noch Kochbücher noch intelligente Kinderbücher vorgeschlagen. Nur noch Schund, Schund und nochmals Schund. Bleibt zu hoffen, dass nie einer dein Passwort knackt. Denn würde er deine Amazon-Vorschläge sehen, dein Ruf wäre für immer ruiniert. 

Panini

Gestern waren Panini noch Brötchen, heute sind es Bildchen. Hunderte von Bildchen, die meisten mit einem hässlichen Fussballer drauf, sündhaft teuer und völlig unnütz. Und dennoch überlebenswichtig, wenn der Siebenjährige während der nächsten zwei Monate nicht allein auf dem Pausenplatz herumstehen will. Es gibt ja alle Arten von Tauschbildchen, mit denen man den Kindern das Geld aus dem Sack ziehen kann. Doch während man bei all den Monstern, Diddls und was es sonst noch alles geben mag, immer jemanden in der Nachbarschaft findet, der sie seinem Kind verbietet, stösst Panini bei allen auf Akzeptanz. Bei allen anderen Sammelbildchen wird das Kind einen Verbündeten finden, der diese ebenfalls blöd findet, doch bei den Fussballbildchen steht es plötzlich ganz alleine da.
Fussballer taugen schelcht als Feindbild. Früher konnte man wenigstens noch behaupten, die Kerle hätten alle ihr Hirn in den Waden, doch heute verfügen auch Fussballer über Universitätsabschlüsse oder haben zumindest eine kaufmännische Lehre absolviert. Zudem soll Sport ja gesund sein.
So kommt es, dass die Mama verschämt am Kiosk aufkreuzt und nach Panini-Bildchen fragt. So elend müssen sich Teenager fühlen, wenn sie zum ersten Mal den Playboy kaufen. Zu Hause stürzen sich die Kinder begeistert auf die Bildchen. Nachdem alle Briefchen aufgerissen und die ersten Fussballer schief eingeklebt sind, verflüchtigt sich die Begeisterung. Irgendwer muss dem Chaos wieder Herr werden. Und so verbringt die Mama den Rest des Tages mit dem säuberlichen Einkleben von Magnin, Henry und wie sie alle heissen. Und irgendwann packt sie der Ehrgeiz: Das Album muss voll werden! Denn wo sonst kann man als Mutter noch die längst verdrängte Sehnsucht nach Perfektion und Ordnung so ungehemmt ausleben?

Ach du selige Ignoranz

Es gibt Momente, da wünscht man sich, einfach nur dumm zu sein. Nichts zu wissen, keine Zusammenhänge zu kennen. Kein Hintergrundwissen, das einen stört. Einfach nur selige Ignoranz.
Diese Momente spielen sich meistens vor dem Regal mit den Fertigmenus ab. Da ist man gestresst, will ausnahmsweise mal ein Fertiggericht auf den Tisch bringen und dann stürmt es auf einen ein, all das Wissen, das man über die Jahre angehäuft hat.
Wie wär’s mit diesen Pouletkugeln, die mit der Currysauce drin. Nicht dass sie gut wären, aber eben, man ist ja gestresst. Doch halt, das Pouletfleisch kommt aus Brasilien. Brasilien? Werden dort die Hühner in Auslaufhaltung gehalten? Und wie steht’s mit der CO2-Bilanz des Produkts? Vielleicht könnte man auch Fischstäbchen nehmen. Aber halt, die Weltmeere sind überfischt und erst neulich hat man lesen können, dass das Label, das umweltschonenden Fischfang verspricht, alles andere als vertrauenswürdig ist. Dann eben Fertigpizza. Aber die Dinger sind horrend teuer und so unglaublich klein, dass für eine sechsköpfige Familie mindestens vier Packungen her müssen. Auch mit bescheidenen mathematischen Kenntnissen muss man zum Schluss kommen, dass man zum gleichen Preis schon fast im Restaurant speisen könnte. Vom Abfallberg ganz zu schweigen. So geht es weiter. Das eine Produkt fällt weg wegen des zu hohen Fettgehalts, das andere wegen seiner unsinnigen Verpackung. Wieder andere kommen nicht in Frage, weil man mit dem Kauf irgend einen multinationalen Konzern ünterstützen würde, den man unbedingt meiden sollte, auch wenn einem im Moment gerade entfallen ist, warum.
So vergeht die Zeit, während der man in Ruhe ein vollwertiges Mittagessen hätte kochen können. Schliesslich verlässt man das Geschäft mit einem Salatkopf, der zwar immerhin aus der Schweiz stammt, allerdings wegen seiner Herkunft aus dem Treibhaus auch nicht wirklich akzeptabel ist. Man hetzt nach Hause, schnauzt die Kinder an, weil man gestresst ist, bringt irgendwie etwas halbwegs Gesundes auf den Tisch, bringt die ganze Küche durcheinander und vergisst in der Eile ganz, den Salat zu rüsten.
Und wünscht sich, man hätte nur fünf Minuten lang richtig dumm sein können. . .

Wann genau ist man so tief gesunken, dass der Besuch eines Vertreters den sozialen Höhepunkt des Tages markiert? Der Zeitpunk ist rückblickend nicht mehr genau feststellbar, doch es muss irgendwann zwischen dem zweiten und dem dritten Kind passiert sein. Irgendwann, als die häuslichen Pflichten zunahmen, die Arbeitszeit ausser Hause abnahm und sich die täglichen Gespräche mit Erwachsenen auf das Abwimmeln von Telefonwerbung zu beschränken begannen. Da plötzlich begann man sich darauf zu freuen, wenn sich ein Vertreter ankündigte.
Natürlich, Vertreterbesuche spielen sich bei uns immer en Famille ab, sind also tatsächlich gesellschaftliche Anlässe. Man sitzt zusammen, trinkt Kaffee, die Kinder stellen die Wohung auf den Kopf und die Erwachsenen geraten in einen Kaufrausch. Während die Kinder noch ruhig sind, wird Bouillon bestellt, vielleicht auch eine Würzmischung. Je lauter es aber im Kinderzimmer wird, umso rasanter nähert sich der Vertreter dem harten Stoff: Beruhigender Melissenwein für die, die vor lauter Stress nicht mehr schlafen können, stärkendes Tonikum für jene, die sich vor lauter Verausgabung kaum mehr auf den Beinen halten können.
So schaukelt man sich gegenseitig hoch und schliesslich bestellt man Dinge, von denen man weiss, dass man sie nie gebrauchen wird. Und das Schlimmste daran ist, dass man den Tag kaum erwarten kann, bis die Ware geliefert wird.
Früher verschaffte es eine gewisse Befriedigung, schwerbeladen von einer Shoppingtour heimzukommen. Man freute sich darauf, die neuen Bücher aus der Tasche zu holen, die ersten Seiten darin zu lesen. Die Kleider noch einmal anzuprobieren, die in der Umkleidekabine noch der letzte Schrei waren, zu Hause aber nur noch lächerlich wirkten. Die sündhaft teure Schokolade, die man im letzten Moment noch gekauft hatte, um Kleingeld zu wechseln, auf der Zunge zergehen zu lassen und dabei an den traumhaften Teegenuss vom Nachmittag zu denken.
Heute ist es das höchste der Gefühle, eine brandneue Dose Bouillon, die der Postbote geliefert hat, in den Vorratsschrank zu stellen. Vielleicht sind es sogar zwei Dosen. Der Höhepunkt der Woche ist es, eine neue Joghurtsorte zu entdecken, bevor es dafür Bonuspunkte gibt. Und das ultimative Erfolgserlebnis: Zwischen Milch, Würstchen, Eiern, Kindershampoo und Energiesparlampen eine Zehnerpackung Einwegstrumpfhosen zu schmuggeln. Man stelle sich das einmal vor, eine Zehnerpackung ganz für sich alleine! Etwas, das man mit niemandem teilen muss. Kann es etwas Schöneres geben, als Einwegstrumpfhosen? Und sie gehen so schnell kaputt, dass man schon bald wieder Neue kaufen darf. Nur schade, dass man die Dinger nur in der kalten Hälfte des Jahres brauchen kann.