Meine lieben Kinderlein…

… wisst ihr denn nicht, dass die Lizenz, Mama und Papa den Schlaf zu rauben spätestens nach dem dritten Geburtstag verfällt? Klar, irgendwann, wenn ihr zwischen fünfzehn und achtzehn seid, könnt ihr sie noch einmal erneuern lassen, aber dazwischen wäre eigentlich eine Pause vorgesehen, in der die Eltern ihr Schlafmanko auskurieren können. Auf dass sie dann wieder halbwegs erholt in die zweite Runde der schlaflosen Nächte gehen können.

Ja, ich weiss, ihr habt uns ziemlich gut schlafen lassen, als ihr Babys wart. Nun ja, du Luise hast Nacht für Nacht auf den Putz gehauen, aber ihr anderen, ihr wart meist erstaunlich gut im Durchschlafen. Das heisst aber noch lange nicht, dass ihr all die verpasste Schlaflosigkeit jetzt, wo für uns Eltern eigentlich Schonzeit wäre, nachholen müsst, indem ihr euch nachts zu uns ins Bett schleicht, wo ihr euch dermassen quer legt, dass Papa auf der einen, Mama auf der anderen Seite des Bettes herausfällt. Und wenn ihr es dann geschafft habt, entweder sie oder ihn aufs Sofa zu vertreiben, dann ist es nicht unbedingt nötig, dass ihr euch durchs Dunkel tappt, um den verloren geglaubten Elternteil aufzusuchen. Ja, wir sind noch da, auch wenn wir uns auf der Suche nach dem Schlaf etwas von euch entfernt haben. Wir sind auch ganz bestimmt am Morgen gerne wieder für euch da, aber wenn wir auf dem Sofa endlich den heiss ersehnten Schlaf gefunden haben, dann wären wir ganz froh, wenn sich kein kleiner Mensch auf unsere Beine setzen würde. Die Rechnung „Mama auf dem Sofa = Geschichten erzählen“ geht nur tagsüber auf, nachts heisst das  „Mama auf dem Sofa = Mama flüchtet vor der Kinderinvasion, die sie aus dem Bett vertrieben hat“.

Nein, meine lieben Kinderlein, ich sage das alles nicht, weil ich euch nicht lieben würde, oder weil ich die Nase voll hätte von euch. Mitnichten. Ich sage das zu eurem eigenen Wohl, denn vielleicht ist euch schon mal aufgefallen, dass ausgeschlafene Eltern erheblich angenehmer sind als unausgeschlafene. Darin unterscheiden wir Erwachsenen uns nicht von euch Kindern und darum bitte ich euch, dass ihr uns die wohlverdiente Nachtruhe gönnt. Als Gegenleistung verspreche ich euch, dass ich euch dereinst, wenn mich die senile Bettflucht ereilt, nicht morgens um halb fünf anrufen werde, bloss weil ich mir nicht sicher sein werde, ob ich euch bei eurem letzten Besuch die Pfannen, die ich im Sonderangebot für euch gekauft haben werde, auch tatsächlich mitgegeben habe.

Ich hoffe, meine lieben Kinder, dass wir uns darauf einigen können, denn sonst werde ich morgen, übermorgen und all die Tage danach genau gleich ungeniessbar sein wie heute und das wäre doch eigentlich schade, nicht wahr?

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Schlaf-Fragen

Heute Nachmittag tauchte ich mal wieder trotz Mittagsschlaf laut gähnend auf dem Fussballplatz auf, wo ich Luise abholen musste, die sich dummerweise zu diesem Fussballturnier angemeldet hat, obschon sie gar nicht gern Fussball spielt. Eine Bekannte, die mein Gähnen bemerkte,  meinte, es würde wohl einige Monate dauern, bis ich mein über Jahre angehäuftes Schlafmanko wieder abgebaut hätte. Ich gähnte ein weiteres Mal, murmelte etwas von „wird wohl etwas länger als ein paar Monate dauern“, vergass die Sache wieder und ging mit Luise nach Hause, wo ich alsbald wieder einschlief. Und dann, als ich zwei Stunden später das Prinzchen zu Bett brachte, übermannte mich der Schlaf ein weiteres Mal. 

Jetzt, wo ich wieder halbwegs wach bin, treibt mich die Sache mit dem Schlaf, die ich nachmittags so dämmerig zur Seite geschoben habe, wieder um: Kommt zwischen der Kleinkinderzeit und der Zeit der durchwachten Nächte, weil die Teenager noch nicht zu Hause sind, eine Erholungsphase, oder muss ich davon ausgehen, dass es nahtlos so weiter geht mit zu wenig Schlaf? Lässt sich verpasster Schlaf überhaupt je nachholen, oder hatte meine Schulkameradin Recht, die vor Jahren jeweils verkündete, nachschlafen sei unmöglich? Wird in meinem Leben je wieder eine Zeit kommen, in der ich nicht müde bin, oder lässt man den seligen Zustand des Ausgeschlafenseins ein für alle Mal hinter sich, sobald man kein Baby mehr ist, das immer und überall schlafen kann, egal, wie laut und stürmisch es rundherum zugeht? Werde ich am Ende meines Lebens seufzend im Lehnstuhl sitzen und sagen „Hätte ich doch bloss mehr geschlafen“? 

Noch mehr als all die Fragen, treibt mich aber diese um: Darf man samstags um Viertel nach zehn zu Bett gehen, wenn man morgens bis neun in den Federn gelegen hat und sich auf den Tag verteilt drei Nickerchen gegönnt hat, oder ist man ein unersättlicher Gierhals, wenn man einem Tag mit so viel Schlaf so früh ein Ende setzt?

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Mutlos

Da habe ich doch gestern Abend all meinen Mut zusammengenommen und  habe mich um Viertel vor elf ins Bett verkrümelt, wo ich nur gerade zehn Minuten gelesen habe, bevor mir die Augen zufielen. Eine wahrlich mutige Tat, die aber gewisse Menschen in „Meiner“ Familie nicht mit einer Tapferkeitsmedaille belohnen, sondern damit, dass sie mich daran hindern, die mutige Tat auch zu Ende zu führen. Als ich nämlich meinen müden Kopf auf das Kissen legte, kam nicht der Schlaf, sondern das Prinzchen, das so gar nicht verstehen konnte, dass Mama schon so früh Feierabend machen wollte und gar keine Lust verspürte, mit ihm, der immerhin schon vier Stunden tief und fest geschlafen hatte, ein wenig Spass zu haben. Zuerst tat er ja noch dergleichen, als wolle er einfach neben mir liegen und dösen, aber bald schon wurde ihm dies zu langweilig und er versuchte, mir meine Brille aufzusetzen, das iPad mit den Füssen anzuschalten, mein Kissen zu stehlen, auf meinem Rücken „Joggeli chasch au riite?“ zu spielen und mich davon zu überzeugen, dass ich jetzt gleich das Bett verlasse, um ihm einen Kakao zu machen, wo er doch genau weiss, dass es nachts keinen Kakao gibt.

Ihr mögt mich getrost einen Feigling schimpfen, aber heute Abend lasse ich mich nicht noch einmal auf das Abenteuer „Früh schlafen gehen“ ein. Sitze ich um elf noch auf dem Sofa, wenn das Prinzchen seine Nachtrunde dreht, dann mag das Ganze ja noch als herzig durchgehen. Liege ich aber um dieselbe Zeit im Bett und suche den Schlaf, dann nervt es mich nur, dass da ein kleiner Schlafräuber ums Bett schwirrt, über meinen Rücken klettert und an meine Haaren zerrt. Weil ich aber dennoch ganz dringend mehr Schlaf brauche, habe ich beschlossen, mir eine neue Freizeitbeschäftigung zuzulegen: Es lebe der Mittagsschlaf!

Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wo ich die Freizeit herholen soll, um mein neues Hobby zu pflegen…

Heute bin ich mal ganz mutig…

Schon seit dem späten Nachmittag schwirrt die Frage durch meinen Kopf: Soll ich es wirklich wagen, oder soll ich nicht besser bei meinen alten Gewohnheiten bleiben? Was, wenn mir die Sache so viel Spass macht, dass ich es morgen wieder tun will? Und übermorgen auch und überübermorgen gleich noch einmal? Was, wenn sich da eine Sucht in mein Leben frisst, die ich mir dann nicht mehr so leicht abgewöhnen kann?

Andererseits haben mir schon viele Leute dazu geraten, es mal zu probieren. Leute, die ganz glücklich und ausgeglichen scheinen. Leute, die ich respektiere und die mehr vom Leben verstehen als ich. Leute, die das Tag für Tag tun und dabei ziemlich fit und gesund aussehen. Fitter und gesünder als ich allemal.

Vielleicht könnte es nicht schaden, die Sache mindestens einmal auszuprobieren. Einmal ist bekanntlich keinmal, also werde ich nicht gerade mein Leben ruinieren, bloss weil ich mal schaue, wie es sich anfühlt. Und meines Wissens ist die Sache auch nicht schädlich.

Okay, ich glaube, ich tu’s jetzt einfach, egal, was die Konsequenzen sein mögen: Ich gehe heute vor Mitternacht schlafen.

Ihr seid auch ganz sicher, dass das nicht gefährlich ist?

Sanfter Tyrann

Montagmorgen, draussen ist es grau und stürmisch und meine Laune ist so mies, dass ich mich am liebsten wieder ins Bett verkriechen möchte, nachdem die Grossen aus dem Haus, die Kleinen in den Kleidern sind. Aber leider geht das nicht, heute noch weniger als sonst, denn die Putzfrau dreht ihre Runden im Haus. Zwar habe ich inzwischen akzeptieren können, dass einmal die Woche eine andere als ich sich unseres Drecks annimmt, aber einfach faul herumliegen und zuschauen, wie jemand sich abrackert, das kann ich nicht. Darum putze ich meist das WC, während die Putzfrau sich um all den anderen Schmutz kümmert.

Heute aber war die Montagmorgenmüdigkeit so gross, dass ich irgendwann, als dich das Prinzchen aus unserem Schlafzimmer holen wollte, der Versuchung nicht mehr widerstehen konnte und mich ein paar Sekunden hinlegte. Nun gut, aus den paar Sekunden wurden schnell einmal fünfzehn Minuten, aber daran bin ich ganz und gar unschuldig. Kaum wollte ich mich nämlich wieder erheben, kam das Prinzchen mit einer Decke daher und versuchte, mich zuzudecken. Nun wäre es doch wirklich unhöflich, davonzurennen, wenn sich ein kleines Menschlein so rührend um einen kümmert. Also blieb ich doch ein wenig länger liegen. Ein paar Augenblicke später unternahm ich dann doch den nächsten Versuch, das Bett wieder zu verlassen, aber das Prinzchen drückte meinen Kopf zurück aufs Kissen und meinte resolut: „Nei Mami, ligge!“, was heissen soll, dass ich gefälligst liegenbleiben solle. Also blieb ich. Dann aber hörte ich, dass der Staubsauger der Schlafzimmertüre beängstigend nahe kam und da ich keine Lust hatte, auf frischer Tat beim Faulenzen ertappt zu werden, erklärte ich dem Prinzchen, dass ich jetzt auch putzen müsse. „Nei Mami, nöd putze! Ligge!“, befahl mein Jüngster und drückte erneut meinen Kopf aufs Kissen. Zur Sicherheit, dass ich nicht entwischen konnte, deckte er mich noch einmal zu und legte seinen Riesenbären obendrauf. So ging das noch mehrere Male, bis ich mich irgendwann doch gegen den süssen kleinen Tyrannen auflehnte, der mich ja bloss an dem zu hindern suchte, was ich ohnehin nicht tun wollte.

Wer nun findet, ich liesse mich von meinem Jüngsten allzu sehr herumkommandieren, der bedenke bitte, dass es a) Montagmorgen war, dass ich b) nichts so sehr hasse wie putzen und dass ich c) doch nicht so blöd bin, mich zu widersetzen, wenn mich jemand – und sei dieser Jemand noch so klein – dazu zwingt, meine geheimsten Träume in die Tat umzusetzen. Und zum Beweis, dass ich dem Kind nicht in allen Dingen gehorsam bin, sei darauf hingewiesen, dass er heute Nachmittag kein zweites Guetzli bekam, auch wenn er noch so sehr versucht hat, Druck auszuüben. Ihr seht also, ich kann ihm schon noch widerstehen, wenn ich bloss will und ihr braucht mich noch nicht zur Erziehungsberatung anzumelden. Dann wohl eher zum Wellnessurlaub, damit ich mich mal wieder ausschlafen kann.

Akku leer

So gegen Weihnachten ist es meistens so, dass der Akku unserer Kinder leer ist. Nun gut, der Akku von uns Eltern ist auch leer, aber darüber will ich heute ausnahmsweise nicht jammern, auch wenn ich schon könnte, wenn ich wollte. Aber reden wir über den Akku unserer Kinder. Bei Karlsson merkt man es meistens daran, dass er vermehrt kränklich wird und irgendwann im Bett landet. Auch Luise möchte im Bett bleiben, allerdings nicht, weil sie krank wäre, sondern weil sie es draussen einfach zu kalt, zu ungemütlich und zu blöd findet. Dementsprechend schlecht ist ihre Laune, wenn die Energie langsam abnimmt. Der Zoowärter kommt morgens schon gar nicht mehr vor zehn Uhr aus dem Bett und einzig das Prinzchen tut so, als hätte die Energie nie ein Ende. Egal, ob Sommer oder Winter, Morgen oder Abend, warm oder kalt, der kleine Mensch hüpft durchs Leben, als gebe es nichts Schöneres und damit hat er wohl auch Recht.

Ja, und dann ist da noch der FeuerwehrRitterRömerPirat. Das Kind, das noch kaum mal krank war. Bis auf eine Mittelohrentzündung im zarten Alter von sechs Monaten, die er mit solch stoischer Ruhe über sich ergehen liess, dass ich sie erst bemerkte, als ihm der Eiter schon aus dem Ohr floss – ich hatte wohl zu kinderlosen Zeiten allzu laut verkündet, meinem Kind würde so etwas nie passieren – war das Kind meistens kerngesund. Wenn der FeuerwehrRitterRömerPirat müde ist, ist auch nicht störrischer als gewöhnlich. Wie sollte er auch, wo er doch auch an gewöhnlichen Tagen bocken kann wie kein Zweiter? Und schlafen tut er auch nicht viel mehr.

Nein, wenn der Akku des FeuerwehrRitterRömerPiraten sich leert, dann wird der heldenhafte Kämpfer plötzlich butterweich und zart. Dass es mal wieder soweit ist, hätte mir gestern Abend schon auffallen können. Da sassen wir alle wie gebannt vor dem Bildschirm und genossen das Happy Ending der Emma-Verfilmung. Je romantischer es wurde, umso näher rückte unser Dritter zu mir und schliesslich sass er auf meinem Schoss. „Findest du den Film nicht langweilig“, fragte ich mein Kind, das gewöhnlich für „Wickie und die starken Männer“ schwärmt. „Nein Mama“, sagte er verträumt. „Ich mag eben nicht nur wilde Sachen.“

Heute Morgen dann, als es eigentlich Zeit gewesen wäre, in den Kindergarten zu gehen, kam er wieder zu mir auf den Schoss gekrochen. Ich glaube, wenn er einen Weg gefunden hätte, wäre er zurück in meinen Bauch geschlüpft. Da sass er und machte keinerlei Anstalten, sich ausgehfertig zu machen. Gewöhnlich spiele ich ja Tag für Tag den Drachen und kommandiere das arme Kind aus dem Haus, weil das Gesetz das einfach so vorschreibt, ob es ihm nun passt oder nicht. Heute aber war mir klar, dass er gar nicht gehen konnte, nicht, weil er krank war oder weil ihm etwas im Kindergarten nicht passte, sondern einfach, weil sein Akku leer war. Und ich glaube, es war nicht nur der Energie-Akku, der am unteren Limit angelangt war, es war auch der Mama-liebt -mich-über-alles-Akku, der ganz dringend mal wieder geladen werden musste.

So liess ich ihn eben gewähren, meinen liebesbedürftigen, übermüdeten FeuerwehrRitterRömerPiraten. Wie wir so endlos lange bei Kerzenschein auf dem Sofa sassen, spürte ich, wie der Akku sich langsam wieder füllte. Und zwar nicht nur derjenige meines Sohnes.

Schlafräuber

Zuweilen erstaunt es mich ja schon, dass ich auch nach zehn Jahren Familienerfahrung noch immer nicht fähig bin, einzuschätzen, woher der Stress kommen könnte. Da bibbere ich während Tagen der Nacht entgegen, in der fünf zehnjährige Geburtstagsgäste bei Karlsson übernachten werden. Und wer raubt „Meinem“ und mir am Ende den Schlaf? Die Gäste? Aber nicht doch! Die führen sich alle vorbildlich auf. Wer aber die Nacht zum Tag  macht ist das Prinzchen.

Als „Meiner“ und ich wie immer kurz nach Mitternacht ins Bett sinken, ist das Kerlchen hellwach und will aus dem Fenster schauen, weil er hofft, dass dort draussen noch immer der Kran ist, der gestern in Nachbars Garten die massakrierten Bäume über den Gartenzaun gehoben hatte. Der Kran ist natürlich nicht mehr da, der „schläft schon“, wie ich dem enntäsuchten Prinzchen zu erklären versuche.  Brüder, Schwester und Gäste schlafen  auch schon und Mama und Papa würden eigentlich auch gerne schlafen, wenn  denn Ihro Majestät so gütig wäre, sich auf ihr Nachtlager zu begeben. Aber Ihro Majestät hat anderes im Sinn, klettert wieder und wieder aus dem Bett, steigt der Mama, die zwischenzeitlich einen Moment eingedöst ist, auf dem Kopf herum und begibt sich schliesslich in die Küche, wo es Tiefkühl-Croissants zu bestaunen gibt, die am Morgen die hungrigen Gäste sättigen sollen.

Insgesamt drei stunden lang ist das Kerlchen wach und hindert uns daran, Kräfte für die zweite Hälfte der Geburtstagsparty zu sammeln. Als endlich gegen vier Uhr morgens Ruhe einkehrt, geht es mir durch den Kopf, dass wir das Ganze schon einmal  ähnlich erlebt haben und zwar insegsamt zwei Jahre lang. Damals machte Luise die Nacht zum Tag, schlief jeweils von abends um sieben bis ein Uhr nachts und dann erst wieder etwa morgens um sechs. Dazwischen setzte sie wahlweise die Küche unter Wasser, verfütterte ihren schlaftrunkenen Brüdern Schokolade oder stattete der Grossmama im Erdgeschoss nachts um zwei einen Besuch ab. Wir Eltern versuchten damals alles, um das  Kind zum Schlafen zu bringen: Beruhigungstees, Baldrian, Zimmer umstellen, ein Schlafsack, der sich an der Matratze befestigen liess (worauf das schlaue Kind einfach mit der Matratze auf dem Rücken aus dem Bett kam), ein  neues Bett, Belohnungen – pro zehn Nächte Schlaf eine Barbie – bei Mama und Papa schlafen und noch einige Dinge mehr. Das Kind schlief trotzdem nicht und eines Tages sass ich heulend bei der Kinderärztin und wusste mir nicht mehr zu helfen. Die Kinderärztin tat ihr Bestes, mich zu verstehen, helfen konnte sie  aber auch nicht, denn Luise hatte bald herausgefunden, dass der Baldriansirup, den die Kinderärztin verschrieben hatte, schrecklich schmeckt und verweigerte ihn standhaft.

Geholfen hat dann ein anderer: Der Zoowärter. Kaum war er auf der Welt, hatten die nächtlichen Eskapaden ein Ende und Luise schlief wie ein Murmeltier. An all dies erinnerte ich mich, als ich heute in den frühen Morgenstunden den  Schlaf suchte. Und ehe ich ganz ins Land der Träume entschwand, dachte ich bei mir, dass diese eine schlaflose Nacht hoffentlich ein einmaliger Ausrutscher des Prinzchens war. Denn ich glaube nicht, dass  wir uns noch einmal so ein  Schlafmittel leisten können, wie jenes, das bei Luise endlich die erwünschte Wirkung gebracht hatte.

Stets zu Ihren Diensten, mein Herr

So langsam nimmt das Prinzchen die Sache mit dem blauen Blut ein wenig zu ernst. Als ich letzte Nacht im Halbschlaf mitkriegte, wie „Meiner“ nach dem Nuggi suchte, glaubte ich noch, es würde bald wieder Ruhe einkehren im Schlafgemach. Aber da hatte ich mich ganz gewaltig geirrt. Wenig später verlangte nämlich Ihro Majestät ein Fläschchen. Weil „Meiner“ inzwischen wieder im Land der Träume unterwegs war, machte ich mich auf in die Küche, um das Fläschchen zu füllen. Aber das Prinzchen wollte nicht dieses Fläschchen, sondern „anneri Flässe“. Und dies verlangte er mit einer solchen Vehemenz, dass ich nicht wagte , ihm zu widersprechen. Ich wollte ja nicht, dass die ganze Familie wach wird.

Währenddem ich die Milch in eine andere Flasche umfüllte, machte sich meine Blase bemerkbar. Was dem Prizchen gar nicht passte. „Nei Mami! Decki! Au flaffe!“, befahl er. Womit er sagen wollte, dass ich mich jetzt gleich wieder hinlegen sollte. Was ich aber nicht tat, auch wenn das Prinzchen zu glauben scheint, ich sei ihm zu blindem Gehorsam verpflichtet.

Als ich wieder ins Zimmer zurückkam, war die Milchflasche leer, das Prinzchen aber wollte mehr. „Saff bella!“, forderte er und streckte mir das leere Fläschchen entgegen. Nun bin ich ja mich gerade berühmt für meine Prinzipienreiterei, aber Saft mit Bella – also eigentlich Saft mit Cola – gibt’s bei uns nicht mitten in der Nacht. Eigentlich auch nicht am Tag, aber das Prinzchen hat noch nicht begriffen, dass wir nur so tun, als ob wir Cola in sein Fläschchen füllen würden. Nun mag man sich ja fragen, weshalb eine Familie wie wir überhaupt Cola light im Hause haben, aber darüber möchte ich lieber nicht reden, denn das ist mir ein wenig peinlich. Jeder hat halt so seine kleinen Laster. Aber zurück zu Saft und Bella: Als das Prinzchen merkte, dass es mir ernst war mit meinem Nein, begann er wild mit den Händchen zu fuchteln. So wild, dass „Meiner“, der inzwischen auch wieder wach geworden war, und ich fürchteten, das Kind werde demnächst abheben und davonfliegen. Dazu schrie er in den höchsten Tönen nach „Saff bella!“. Irgendwann hatte er mich soweit, dass ich in die Küche ging, um ihm ganz wenig „Saff“ und ganz viel „Waffe“ ins Fläschchen zu füllen. Von da an herrschte wieder himmlische Ruhe, auch wenn wir das Prinzchen einmal mehr um das ersehnte Bella betrogen hatten.

Manchmal hat man eben als Mutter nur die Wahl zwischen kreuzverkehrt und total daneben. Und ich muss euch doch sehr bitten, dass ihr mir jetzt keine Handlungsalternativen vorschlagt. Es reicht, wenn ich mir das Gemotze meines inneren Kritikers anhören muss.

Ach ja, und falls ihr wissen wollt, wie wir momentan alle aussehen, gibt’s hier aktuellere Bilder.

Bettgeschichten

Ich schreibe und wähle nicht nur links, ich schlafe auch links. Genauer gesagt, schlafe ich auf dem linken Ohr und zwar auf der Seite des Bettes, die man als die Linke empfindet, wenn man auf dem Rücken im Bett liegt. Also die Seite, die rechts liegt, wenn man vor dem Bett steht. Weil ich aber lieber im Bett drin liege, als davor zu stehen, ist das für mich die linkere Seite des Bettes, auch wenn sie objektiv betrachtet eher die rechte Seite ist. Alles klar? Wenn nicht, ist das auch egal, ihr müsst ja nicht mit mir das Bett teilen.

Der Mann aber, der mit mir seit mehr als zwölf Jahren das Bett teilt, hat entschieden, dass er es satt hat, mir immer die linke Seite zu überlassen. Angeblich, weil „wir doch noch nicht so alt sind, dass wir immer alles gleich beibehalten müssen“ und dann auch noch, weil er mich so „viel besser umarmen kann“. Ha, von wegen! Ich habe ihn durchschaut. Er will bloss, dass ich wieder auf die Bettseite rücke, die näher beim Prinzchen ist. Ja, ich weiss, es ist vollkommen lächerlich, dass das Prinzchen auch im reifen Alter von zwei Jahren noch in unserem Zimmer schläft. Aber hey, er ist unser Jüngster, was erwartet ihr von uns? Dass wir ihn vor seinem achtzehnten Geburtstag aus unserem Zimmer ausziehen lassen? Wo doch sogar „Meiner“ –  der sonst täglich findet, es wäre doch grossartig, wenn das Prinzchen etwas grösser und vernünftiger wäre – völlig entsetzt war, als ich vorschlug, wir sollten das Prinzchen vielleicht zu seinen Geschwistern umziehen lassen. „Aber dann kann ich ihn ja gar nicht mehr bewundern, wenn er schläft“, meinte er. „Er ist doch so süss, wenn er da mit seinem Bären und seinem Krümel im Bettchen liegt.“

Gut, dann bleibt er eben, das Prinzchen. Ist mir ganz recht. Aber dann soll „Meiner“ die Konsequenzen dafür tragen. Was er aber nicht tun will und das, so vermute ich zumindest, ist der wahre Grund für meine Vertreibung aus dem linksseitigen Paradies. Während nämlich 99,9 Prozent aller Mütter klagen, ihre Männer würden nachts nie wach, wenn die Kleinen weinen, ist es bei uns genau umgekehrt: Ich schlafe friedlich weiter, während „Meiner“ Fläschchen wärmt, Windeln wechselt und im Dunkeln Nuggis sucht. Das war nicht immer so, früher haben wir uns diese Pflichten redlich geteilt. Aber irgendwann hat sich herausgestellt, dass „Meiner“ nach der Erledigung dieser Pflichten wieder friedlich weiterschläft, ich aber die halbe Nacht wach liege, wenn ich mal meine linke Betthälfte habe verlassen müssen. Und weil „Meiner“ ein netter Kerl ist, hat er von da ab die Nachtdienste alleine übernommen.

Wie ich jetzt feststellen muss, hat selbst die Nettigkeit von „Meinem“ ihre Grenzen. Denn seitdem er mich kurzerhand auf die reche Bettseite verbannt hat – die Bettseite, die links liegt, wenn man vor dem Bett steht, die man aber als rechts empfindet, wenn man im Bett liegt -, tut er nachts keinen Wank mehr. Seither habe ich jede Nacht Prinzchen-Dienst und weil ich danach nicht mehr einschlafen kann, entstehen dann in meinem Kopf Blogeinträge über linke und rechte Bettseiten und andere Banalitäten. Ich hoffe doch sehr, meine geschätzte Leserschaft wird sich bei „Meinem“ dafür stark machen, dass ich meine linke Bettseite zurück bekomme. Ihr wollt ja wohl nicht, dass ich euch weiterhin mit solchen Bettgeschichten langweile, nicht wahr?

Kleine Spielverderber

Ausnahmsweise verzichte ich heute auf Namensnennungen. Denn die Kunst, uns einen schönen Moment zu versauen, beherrschen sie alle gleich gut, unsere lieben kleinen Vendittis und deswegen wäre es unfair, einzelne Kinder besonders zu erwähnen. Nehmen wir zum Beispiel heute Morgen: Seit Tagen schon hatten sich „Meiner“ und ich auf den heutigen Gottesdienst gefreut. Nun kann man sich natürlich darüber wundern, weshalb man sich tagelang auf einen Gottesdienst freut. Immerhin haben Predigten nicht gerade den besten Ruf. Aber zum Glück gibt es Kirchen, deren Gottesdienste Wellness für die Seele sind. Zeit, in sich zu gehen, still zu werden, zu staunen, Antworten zu suchen und neue Fragen zu finden. Einfach wunderbar. Besonders nach einer hektischen Woche, in der man kaum einmal zum Nachdenken gekommen ist.

Dumm nur, dass eines unserer Kinder sich zwar ebenso sehr auf den Kindergottesdienst freute, aber nicht begriffen hat, dass man sich auch anziehen und die Zähne putzen müsste, wenn der Vorfreude ein freudiges Erlebnis folgen soll. Kenner unserer Familie mögen erahnen, wer es hier fertig gebracht hat, mit viel Gebrüll, Herumtoben und Verweigern unsere Vorfreude zu dämpfen. So sehr, dass „Meiner“ am Ende mit dem störrischen Kind zu Hause blieb, während ich in der Kirche dennoch ein kleines bisschen Stille zu finden versuchte.

Um dem Tag doch noch eine gute Wendung zu geben, beschlossen „Meiner“ und ich, dass wir uns nach dem Mittagessen einen ausgedehnten Mittagsschlaf gönnen würden. Nach einer Woche, in der wir kaum je vor halb eins ins Bett gekommen waren, konnten wir ein wenig Zusatzschlaf gut gebrauchen. Weshalb wir schweren Herzens einen unserer Erziehungsgrundsätze brachen und die Kinder bei strahlendem Sonnenschein mit einer DVD beglückten. Was auch wieder tüchtig in die Hose ging, weil zwar alle DVD schauen wollten, ein Kind aber die Augsburger Puppenkiste ziemlich doof findet und deshalb lieber „Die Kinder aus der Krachmacherstrasse“ sehen wollte, den aber alle schon in- und auswendig kennen. Also wieder lautes Gebrüll, diesmal einfach aus einer anderen Kehle und deswegen etwas schriller. Was dazu führte, dass nicht nur des Prinzchens Mittagsschlaf drastisch gekürzt wurde, sondern auch dazu, dass der elterliche Mittagsschlaf ins Wasser fiel. Nun gut, wir haben dann in Schichten geschlafen, aber das ist einfach nicht das gleiche. Und einschlafen kann man auch nicht besonders gut, wenn man sich eben noch so sehr geärgert hat.

Ein weiterer Spassverderber brachte es fertig, dass „Meiner“ und ich schliesslich resignierten und zur Wunderwaffe „Eisessen am Küchentisch“ greifen mussten, um dem Gebrüll endlich ein Ende zu setzen. Kurz vor Feierabend mussten wir dann auch noch erkennen, dass hausgemachte Kürbisgnocchi mit dem ersten Butternut-Kürbis aus eigener Ernte nur halb so gut schmecken, wenn einer am Tisch ständig quengelt.

Nach einem solchen Tag bin ich ganz froh, dass mir keiner die Vorfreude auf morgen versauen kann. Wer freut sich denn schon auf den Montag?