Meine Kinder sind doch einfach die liebsten Menschen auf diesem Erdboden – mal abgesehen davon, dass sie mich jeden Morgen zum Wahnsinn treiben. Aber wie sie heute Mittag meinen missratenen Kaiserschmarrn in sich herein geschaufelt haben und das klebrige Zeug sogar noch gelobt haben, war einfach herzerwärmend. Man kann sich ja fragen, ob jemand, in dessen Adern kein einziges Tröpfchen Österreichisches Blut fliesst, überhaupt Kaiserschmarrn kochen kann, geschweige denn kochen darf, aber ich habe es dennoch getan. Und tüchtig versagt dabei. So sehr, dass ich zur Sicherheit noch eine Ladung Pasta kochte. Aber eben: Meine lieben Kinderlein haben mich über allen grünen Klee gelobt, obschon ich dies mit diesem Essen bestimmt nicht verdient habe.
Oder nehmen wir Luise. Das Kind hat heute nicht nur allen Mut zusammengenommen und ist vom Sprungbrett gesprungen, – und will jetzt, nebenbei gesagt, nichts anderes mehr tun, – nein, sie hat heute auch gleich noch meine alten Sasha-Puppen adoptiert. Wie sie die beiden liebevoll umsorgt, ihnen ihre geheimsten Geheimnisse anvertraut und sich von der Grossmama Kleidchen stricken lässt rührt mich zutiefst. Denn habe ich nicht immer heimlich davon geträumt, dass mein kleines Mädchen meine Rahela und meine Dido eines Tages auch so lieben würde wie ich dies einst tat? Nur mit dem Namen Dido hat sich Luise noch nicht anfreunden können. Es hat auch nichts genützt, dass ich ihr gesagt habe, dass Dido eine Königin war. Ist aber nicht weiter schlimm: Soll sie die Puppe doch Manuela nennen, oder Hildegard, oder Rotraut. Hauptsache, sie liebt sie.
Oder nehmen wir den FeuerwehrRitterRömerPiraten. Der harte Junge, der schon mit drei Jahren verkündet hatte, er sei kein kleiner Macho, sondern ein Grosser, hat mir heute verraten, dass er einmal Arzt werden will, wenn er gross ist. Kinderarzt, um genau zu sein. Nun ja, offen gestanden kann ich mir noch nicht so recht vorstellen, wie er dereinst das Vertrauen seiner kleinen Patienten gewinnen will, indem er ihnen sagt, er werde sie verprügeln, wenn sie jetzt nicht gleich still sitzen würden. Doch zumindest träumt er nicht mehr von einer Karriere als Gladiator. Oder als Cowboy. Oder als Goliath. Und vielleicht ändern sich seine Überzeugungsmethoden auch noch.
Oder nehmen wir Karlsson. Wie stolz er war, als Luise den Sprung ins nicht allzu kalte Wasser gewagt hatte! So stolz, als hätte er selber eine riesige Leistung erbracht. Hat er ja eigentlich auch: Er hat seine kleine Schwester nicht ersäuft vor Neid, weil sie von mir überschwenglich gelobt wurde. Vor einem Jahr wäre er ihr deswegen bestimmt noch an die Gurgel gesprungen.
Ja, die drei waren so überaus lieb heute, sagten so viele schöne Dinge, dass ich langsam Verdacht schöpfe: Ob ihnen bewusst wird, dass es langsam Zeit wird, an Wunschzettel zu denken?