Heute sei der Internationale Tag der Frau, erinnerte mich eine E-Mail heute früh, als ich zum ersten Mal den Computer aufstartete. Ich solle doch meinen Freundinnen zu diesem besonderen Tag gratulieren. Nun, weil für mich – und wohl die meisten Frauen auf diesem Planeten – heute ein Montag war wie jeder andere, habe ich das mit den Gratulationen bleiben lassen. Ich habe ja eigentlich noch immer nicht begriffen, wie dieser Gedenktag das Schicksal der Frauen ändern soll… Doch als pflichtbewusste Frau habe ich mir natürlich dennoch ein paar Gedanken gemacht zum heutigen Tag der Frau. Das gehört sich ja wohl, wenn man zwei X-Chromosomen hat, nicht wahr?
Früher habe ich darüber allerdings noch ganz anders gedacht. Mir steigt heute noch die Schamröte ins Gesicht, wenn ich mich daran erinnere, wie ich mich als Achtzehnjährige darüber echauffiert hatte, dass die Forderungen nach Bundesrätinnen immer lauter wurden. Mir ist es heute noch peinlich, dass ich allen Ernstes die Meinung vertreten hatte, die Frauen hätten in unserer Gesellschaft eigentlich genügend Rechte, es sei auf diesem Gebiet alles erreicht, was es zu erreichen gebe. Dass ich sogar ein paar Momente lang geglaubt hatte, wenn frau Kinder habe, gehöre sie in jedem Fall an den Herd, würde ich eigentlich lieber unerwähnt lassen…
Zu meiner Verteidigung muss ich anfügen, dass ich in ziemlich konservativen evangelikalen Kreisen gross geworden bin, wo man noch traditionelle Rollenbilder vorschrieb und wo Frauen, die ihren eigenen Weg suchten, rar waren. Dennoch finde ich es rückblickend bedenklich, wie ich damals gedankenlos Meinungen übernommen und mit Eifer vertreten habe. Nun könnte man einwenden, es sei ja vollkommen normal, dass Achtzehnjährige die Welt noch nicht sehr differenziert betrachten würden. Während ich diesem Einwand zustimmen kann, fällt es mir dennoch schwer, mir selber meine damalige Ignoranz zu verzeihen. Denn ich war nicht nur ignorant, ich glaubte damals auch, dass ich ein Thema, wenn ich mal eine Meinung dazu gefasst hatte, ad Acta legen könne. Und so konnten Gedanken, deren Präsenz ich mir gar nicht mehr bewusst war, ihre eigene Dynamik entwickeln und mich dazu treiben, eine traditionelle Frauenrolle zu übernehmen, obschon diese mir gar nicht entspricht. Und so trage ich heute noch die Konsequenzen meiner Gedankenlosigkeit von früher.
Deshalb ist der achte März, so gerne ich ihn ignorieren möchte, für mich ein Tag, an dem ich mit meiner eigenen Geschichte konfrontiert werde. Mit einer Geschichte, die ich wohl mit ziemlich vielen Frauen aus unseren Breitengraden teile.
Hab‘ ich’s doch gedacht, dass ich nicht die Einzige bin! 😉
Ja, ja, so spielt das Leben. Da sitz ich wohl auf dem gleichen Breitengrad!
Habe ich das wirklich? Ich glaube, ich werde so langsam vergesslich…
zu deiner verteidigung ist aber hinzuzufügen , dass du vor etwa 17 jahren das lila kreuz (farbe der frauen, für alle frauen) gegründet hast, remember?